Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. VII. Capitul.
liche und getreue Leute, auf die sich die Herrschafft
verlassen kan, und die als Trabanten u. s. w. einge-
kleidet werden. Die Schweitzerische Nation hat
von einigen Seculis her vor andern die Ehre, daß
gecrönte Häupter und andere grosse Herren in Eu-
ropa sie zu ihren Leib-Wachen erwehlt. Die kei-
ne Schweitzer annehmen, lassen doch zum wenig-
sten ihre eigene Landes-Kinder nach der Kleidung
der Schweitzer mondiren. Das Corps der
Schloß-Wachen ist nach dem Unterschied der
Höfe, und nach dem grössern oder kleinern Staat,
den ein grosser Herr formiren will, stärcker oder
schwächer. Sie stehen entweder unter einen Ca-
pitain Lieutenant,
oder Capitain, oder auch unter
einen Lieutenant.

§. 8. Jn den alten Hof-Ordnungen der Fürst-
lichen Teutschen Höfe findet man, daß die Schloß-
Thore zu Mittag und Abends, so bald man sich zur
Tafel gesetzt, zugeschlossen, und nicht eher, biß man
wieder von der Tafel aufgestanden, ohne sonderba-
ren Befehl, geöffnet werden sollen. Es müssen in
den damahligen Zeiten die Schloß-Thore entwe-
der mit gar keiner, oder doch nicht mit so starcker
Wache besetzt gewesen seyn, als ietzund, da sie zu
allen Zeiten mit Trabanten besetzt sind, und also
nicht zugeschlossen werden dürffen.

§. 9. Uber die ordinairen Wachen werden biß-
weilen bey gewissen Gemächern, in denen besonde-
re Kostbarkeiten von Gold, Silber und Kleinodien
auf behalten werden, auch noch eigene Wachen von

Ober-

I. Theil. VII. Capitul.
liche und getreue Leute, auf die ſich die Herrſchafft
verlaſſen kan, und die als Trabanten u. ſ. w. einge-
kleidet werden. Die Schweitzeriſche Nation hat
von einigen Seculis her vor andern die Ehre, daß
gecroͤnte Haͤupter und andere groſſe Herren in Eu-
ropa ſie zu ihren Leib-Wachen erwehlt. Die kei-
ne Schweitzer annehmen, laſſen doch zum wenig-
ſten ihre eigene Landes-Kinder nach der Kleidung
der Schweitzer mondiren. Das Corps der
Schloß-Wachen iſt nach dem Unterſchied der
Hoͤfe, und nach dem groͤſſern oder kleinern Staat,
den ein groſſer Herr formiren will, ſtaͤrcker oder
ſchwaͤcher. Sie ſtehen entweder unter einen Ca-
pitain Lieutenant,
oder Capitain, oder auch unter
einen Lieutenant.

§. 8. Jn den alten Hof-Ordnungen der Fuͤrſt-
lichen Teutſchen Hoͤfe findet man, daß die Schloß-
Thore zu Mittag und Abends, ſo bald man ſich zur
Tafel geſetzt, zugeſchloſſen, und nicht eher, biß man
wieder von der Tafel aufgeſtanden, ohne ſonderba-
ren Befehl, geoͤffnet werden ſollen. Es muͤſſen in
den damahligen Zeiten die Schloß-Thore entwe-
der mit gar keiner, oder doch nicht mit ſo ſtarcker
Wache beſetzt geweſen ſeyn, als ietzund, da ſie zu
allen Zeiten mit Trabanten beſetzt ſind, und alſo
nicht zugeſchloſſen werden duͤrffen.

§. 9. Uber die ordinairen Wachen werden biß-
weilen bey gewiſſen Gemaͤchern, in denen beſonde-
re Koſtbarkeiten von Gold, Silber und Kleinodien
auf behalten werden, auch noch eigene Wachen von

Ober-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
liche und getreue Leute, auf die &#x017F;ich die Herr&#x017F;chafft<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en kan, und die als Trabanten u. &#x017F;. w. einge-<lb/>
kleidet werden. Die Schweitzeri&#x017F;che <hi rendition="#aq">Nation</hi> hat<lb/>
von einigen <hi rendition="#aq">Seculis</hi> her vor andern die Ehre, daß<lb/>
gecro&#x0364;nte Ha&#x0364;upter und andere gro&#x017F;&#x017F;e Herren in Eu-<lb/>
ropa &#x017F;ie zu ihren Leib-Wachen erwehlt. Die kei-<lb/>
ne Schweitzer annehmen, la&#x017F;&#x017F;en doch zum wenig-<lb/>
&#x017F;ten ihre eigene Landes-Kinder nach der Kleidung<lb/>
der Schweitzer <hi rendition="#aq">mondi</hi>ren. Das <hi rendition="#aq">Corps</hi> der<lb/>
Schloß-Wachen i&#x017F;t nach dem Unter&#x017F;chied der<lb/>
Ho&#x0364;fe, und nach dem gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern oder kleinern Staat,<lb/>
den ein gro&#x017F;&#x017F;er Herr <hi rendition="#aq">formi</hi>ren will, &#x017F;ta&#x0364;rcker oder<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;cher. Sie &#x017F;tehen entweder unter einen <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
pitain Lieutenant,</hi> oder <hi rendition="#aq">Capitain,</hi> oder auch unter<lb/>
einen <hi rendition="#aq">Lieutenant.</hi></p><lb/>
          <p>§. 8. Jn den alten Hof-Ordnungen der Fu&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
lichen Teut&#x017F;chen Ho&#x0364;fe findet man, daß die Schloß-<lb/>
Thore zu Mittag und Abends, &#x017F;o bald man &#x017F;ich zur<lb/>
Tafel ge&#x017F;etzt, zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und nicht eher, biß man<lb/>
wieder von der Tafel aufge&#x017F;tanden, ohne &#x017F;onderba-<lb/>
ren Befehl, geo&#x0364;ffnet werden &#x017F;ollen. Es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in<lb/>
den damahligen Zeiten die Schloß-Thore entwe-<lb/>
der mit gar keiner, oder doch nicht mit &#x017F;o &#x017F;tarcker<lb/>
Wache be&#x017F;etzt gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, als ietzund, da &#x017F;ie zu<lb/>
allen Zeiten mit Trabanten be&#x017F;etzt &#x017F;ind, und al&#x017F;o<lb/>
nicht zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden du&#x0364;rffen.</p><lb/>
          <p>§. 9. Uber die <hi rendition="#aq">ordinair</hi>en Wachen werden biß-<lb/>
weilen bey gewi&#x017F;&#x017F;en Gema&#x0364;chern, in denen be&#x017F;onde-<lb/>
re Ko&#x017F;tbarkeiten von Gold, Silber und Kleinodien<lb/>
auf behalten werden, auch noch eigene Wachen von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ober-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0090] I. Theil. VII. Capitul. liche und getreue Leute, auf die ſich die Herrſchafft verlaſſen kan, und die als Trabanten u. ſ. w. einge- kleidet werden. Die Schweitzeriſche Nation hat von einigen Seculis her vor andern die Ehre, daß gecroͤnte Haͤupter und andere groſſe Herren in Eu- ropa ſie zu ihren Leib-Wachen erwehlt. Die kei- ne Schweitzer annehmen, laſſen doch zum wenig- ſten ihre eigene Landes-Kinder nach der Kleidung der Schweitzer mondiren. Das Corps der Schloß-Wachen iſt nach dem Unterſchied der Hoͤfe, und nach dem groͤſſern oder kleinern Staat, den ein groſſer Herr formiren will, ſtaͤrcker oder ſchwaͤcher. Sie ſtehen entweder unter einen Ca- pitain Lieutenant, oder Capitain, oder auch unter einen Lieutenant. §. 8. Jn den alten Hof-Ordnungen der Fuͤrſt- lichen Teutſchen Hoͤfe findet man, daß die Schloß- Thore zu Mittag und Abends, ſo bald man ſich zur Tafel geſetzt, zugeſchloſſen, und nicht eher, biß man wieder von der Tafel aufgeſtanden, ohne ſonderba- ren Befehl, geoͤffnet werden ſollen. Es muͤſſen in den damahligen Zeiten die Schloß-Thore entwe- der mit gar keiner, oder doch nicht mit ſo ſtarcker Wache beſetzt geweſen ſeyn, als ietzund, da ſie zu allen Zeiten mit Trabanten beſetzt ſind, und alſo nicht zugeſchloſſen werden duͤrffen. §. 9. Uber die ordinairen Wachen werden biß- weilen bey gewiſſen Gemaͤchern, in denen beſonde- re Koſtbarkeiten von Gold, Silber und Kleinodien auf behalten werden, auch noch eigene Wachen von Ober-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/90
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/90>, abgerufen am 22.11.2024.