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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil. XIII. Capitul.

§. 2. Kayser Ferdinand II. liebte die Jagt und
das Paiz-Wesen von seiner Jugend an, biß in sein
letztes hohes Alter. Er verschaffte aber auch hier-
bey sich, seinen Bedienten und Unterthanen Nu-
tzen. Er verhörte in den Wäldern die Bauern,
nicht anders, als ob er zu Gericht säße, er vernahm
ihre Beschwerden, und tröstete sie mit Worten und
in der That. Er erkundigte sich genau nach dem
Schaden, den das Wildpret seinen Unterthanen
zuwege brächte, er ließ einen ieden seinen Schaden
taxiren, und bezahlte ihn offt höher, als mancher
denselben selbst geschätzt hatte. Von dem gefällten
Wildpret regalirte er nicht allein die Ordens-Leute,
sondern auch seine Hof-Bedienten, und viele von
seinen Unterthanen. Er sagte: Ein grosser Herr
müste zu dem Ende bißweilen Jagten anstellen, da-
mit er so vielen Müßiggängern, die sich an den Kay-
serlichen und Königlichen Hösen aufhielten, durch
das Jagen etwas zu schaffen geben könte, daß sie
nicht so närrisch thäten. S. Graf Kevenhüllers
Annales T. XII. p. 34. & 35.

§. 3. Bey den Jagten werden verschiedene mit
grünen Reißwerck geflochtene und umwundene,
auch mit güldenen Schildern und auf andere Art
ausgezierte Logen vor das Hoch-Fürstliche, Gräs-
liche und Adeliche Frauenzimmer aufgesetzt, aus
welchen sie die Jagt-Lust mit ansehen. Die gan-
tze Hofstatt von Cavalieren und Damen erscheinen
in der propresten grünen Kleidung, und bey den

Par-
IV. Theil. XIII. Capitul.

§. 2. Kayſer Ferdinand II. liebte die Jagt und
das Paiz-Weſen von ſeiner Jugend an, biß in ſein
letztes hohes Alter. Er verſchaffte aber auch hier-
bey ſich, ſeinen Bedienten und Unterthanen Nu-
tzen. Er verhoͤrte in den Waͤldern die Bauern,
nicht anders, als ob er zu Gericht ſaͤße, er vernahm
ihre Beſchwerden, und troͤſtete ſie mit Worten und
in der That. Er erkundigte ſich genau nach dem
Schaden, den das Wildpret ſeinen Unterthanen
zuwege braͤchte, er ließ einen ieden ſeinen Schaden
taxiren, und bezahlte ihn offt hoͤher, als mancher
denſelben ſelbſt geſchaͤtzt hatte. Von dem gefaͤllten
Wildpret regalirte er nicht allein die Ordens-Leute,
ſondern auch ſeine Hof-Bedienten, und viele von
ſeinen Unterthanen. Er ſagte: Ein groſſer Herr
muͤſte zu dem Ende bißweilen Jagten anſtellen, da-
mit er ſo vielen Muͤßiggaͤngern, die ſich an den Kay-
ſerlichen und Koͤniglichen Hoͤſen aufhielten, durch
das Jagen etwas zu ſchaffen geben koͤnte, daß ſie
nicht ſo naͤrriſch thaͤten. S. Graf Kevenhuͤllers
Annales T. XII. p. 34. & 35.

§. 3. Bey den Jagten werden verſchiedene mit
gruͤnen Reißwerck geflochtene und umwundene,
auch mit guͤldenen Schildern und auf andere Art
ausgezierte Logen vor das Hoch-Fuͤrſtliche, Graͤſ-
liche und Adeliche Frauenzimmer aufgeſetzt, aus
welchen ſie die Jagt-Luſt mit anſehen. Die gan-
tze Hofſtatt von Cavalieren und Damen erſcheinen
in der propreſten gruͤnen Kleidung, und bey den

Par-
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[860/0884] IV. Theil. XIII. Capitul. §. 2. Kayſer Ferdinand II. liebte die Jagt und das Paiz-Weſen von ſeiner Jugend an, biß in ſein letztes hohes Alter. Er verſchaffte aber auch hier- bey ſich, ſeinen Bedienten und Unterthanen Nu- tzen. Er verhoͤrte in den Waͤldern die Bauern, nicht anders, als ob er zu Gericht ſaͤße, er vernahm ihre Beſchwerden, und troͤſtete ſie mit Worten und in der That. Er erkundigte ſich genau nach dem Schaden, den das Wildpret ſeinen Unterthanen zuwege braͤchte, er ließ einen ieden ſeinen Schaden taxiren, und bezahlte ihn offt hoͤher, als mancher denſelben ſelbſt geſchaͤtzt hatte. Von dem gefaͤllten Wildpret regalirte er nicht allein die Ordens-Leute, ſondern auch ſeine Hof-Bedienten, und viele von ſeinen Unterthanen. Er ſagte: Ein groſſer Herr muͤſte zu dem Ende bißweilen Jagten anſtellen, da- mit er ſo vielen Muͤßiggaͤngern, die ſich an den Kay- ſerlichen und Koͤniglichen Hoͤſen aufhielten, durch das Jagen etwas zu ſchaffen geben koͤnte, daß ſie nicht ſo naͤrriſch thaͤten. S. Graf Kevenhuͤllers Annales T. XII. p. 34. & 35. §. 3. Bey den Jagten werden verſchiedene mit gruͤnen Reißwerck geflochtene und umwundene, auch mit guͤldenen Schildern und auf andere Art ausgezierte Logen vor das Hoch-Fuͤrſtliche, Graͤſ- liche und Adeliche Frauenzimmer aufgeſetzt, aus welchen ſie die Jagt-Luſt mit anſehen. Die gan- tze Hofſtatt von Cavalieren und Damen erſcheinen in der propreſten gruͤnen Kleidung, und bey den Par-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/884>, abgerufen am 24.11.2024.