anbefohlen, daß die Einwohner ihre auf die Stras- sen zugehende Fenster an Häusern Piramyden- weise und sonst durch allerhand vorstellende Fi- guren mit Lichtern und Fackeln illuminiren müs- sen.
§. 9. An dem Kayserlichen Wienerischen Ho- se hat man iederzeit solenne und prächtige Schlit- tenfarthen gesehen. Der Römische Kayser Joseph war ein sehr großer Liebhaber derselben, und zeigte bey allen Gelegenheiten dabey seine Pracht, die Schlitten waren bey ihm so kostbar, daß einer bißweilen zu zwantzig biß dreyßig tausend Thaler zu stehen kam. Es ward alsdenn auf ei- nen ieden Platz der Stadt ein Troup Reuter von der Leib-Guarde postirt, welche hernach denen so die Schlittenfahrt beschlossen, und dem Zug, in con- tinuirlichen Galop folgten.
§. 4. Der Anfang des Zuges der Schlitten- farthen geschiehet auf unterschiedene Weise. Mehrentheils pflegt ein Fürstlicher Ober-Stall- meister oder anderer Stallmeister mit einem leeren Schlitten vor allen den andern zu fahren, nach diesen folgen die Fürstlichen Personen, und so dann die andern, wie sie entweder dem Range oder Looße nach hintereinander gehören.
§. 5. Der erste Schlitten, in welchen der Stall- meister sitzt, ist sehr prächtig, und wird mit sehr viel Laquays und Läuffern begleitet. Es fahren auch wohl drey Schlitten mit den Fürstlichen Stallmei- stern vorher, als in den einen sitzt der Ober-Stall-
meister,
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Von Schlittenfarthen.
anbefohlen, daß die Einwohner ihre auf die Straſ- ſen zugehende Fenſter an Haͤuſern Piramyden- weiſe und ſonſt durch allerhand vorſtellende Fi- guren mit Lichtern und Fackeln illuminiren muͤſ- ſen.
§. 9. An dem Kayſerlichen Wieneriſchen Ho- ſe hat man iederzeit ſolenne und praͤchtige Schlit- tenfarthen geſehen. Der Roͤmiſche Kayſer Joſeph war ein ſehr großer Liebhaber derſelben, und zeigte bey allen Gelegenheiten dabey ſeine Pracht, die Schlitten waren bey ihm ſo koſtbar, daß einer bißweilen zu zwantzig biß dreyßig tauſend Thaler zu ſtehen kam. Es ward alsdenn auf ei- nen ieden Platz der Stadt ein Troup Reuter von der Leib-Guarde poſtirt, welche hernach denen ſo die Schlittenfahrt beſchloſſen, und dem Zug, in con- tinuirlichen Galop folgten.
§. 4. Der Anfang des Zuges der Schlitten- farthen geſchiehet auf unterſchiedene Weiſe. Mehrentheils pflegt ein Fuͤrſtlicher Ober-Stall- meiſter oder anderer Stallmeiſter mit einem leeren Schlitten vor allen den andern zu fahren, nach dieſen folgen die Fuͤrſtlichen Perſonen, und ſo dann die andern, wie ſie entweder dem Range oder Looße nach hintereinander gehoͤren.
§. 5. Der erſte Schlitten, in welchen der Stall- meiſter ſitzt, iſt ſehr praͤchtig, und wird mit ſehr viel Laquays und Laͤuffern begleitet. Es fahren auch wohl drey Schlitten mit den Fuͤrſtlichen Stallmei- ſtern vorher, als in den einen ſitzt der Ober-Stall-
meiſter,
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Von Schlittenfarthen.
anbefohlen, daß die Einwohner ihre auf die Straſ-
ſen zugehende Fenſter an Haͤuſern Piramyden-
weiſe und ſonſt durch allerhand vorſtellende Fi-
guren mit Lichtern und Fackeln illuminiren muͤſ-
ſen.
§. 9. An dem Kayſerlichen Wieneriſchen Ho-
ſe hat man iederzeit ſolenne und praͤchtige Schlit-
tenfarthen geſehen. Der Roͤmiſche Kayſer
Joſeph war ein ſehr großer Liebhaber derſelben,
und zeigte bey allen Gelegenheiten dabey ſeine
Pracht, die Schlitten waren bey ihm ſo koſtbar,
daß einer bißweilen zu zwantzig biß dreyßig tauſend
Thaler zu ſtehen kam. Es ward alsdenn auf ei-
nen ieden Platz der Stadt ein Troup Reuter von
der Leib-Guarde poſtirt, welche hernach denen ſo
die Schlittenfahrt beſchloſſen, und dem Zug, in con-
tinuirlichen Galop folgten.
§. 4. Der Anfang des Zuges der Schlitten-
farthen geſchiehet auf unterſchiedene Weiſe.
Mehrentheils pflegt ein Fuͤrſtlicher Ober-Stall-
meiſter oder anderer Stallmeiſter mit einem leeren
Schlitten vor allen den andern zu fahren, nach
dieſen folgen die Fuͤrſtlichen Perſonen, und ſo dann
die andern, wie ſie entweder dem Range oder
Looße nach hintereinander gehoͤren.
§. 5. Der erſte Schlitten, in welchen der Stall-
meiſter ſitzt, iſt ſehr praͤchtig, und wird mit ſehr viel
Laquays und Laͤuffern begleitet. Es fahren auch
wohl drey Schlitten mit den Fuͤrſtlichen Stallmei-
ſtern vorher, als in den einen ſitzt der Ober-Stall-
meiſter,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/859>, abgerufen am 22.11.2024.
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