gen mit Spielleuten, die sich auf Schallmeyen oder andern Instrumenten hören lassen, wie sie in einem ieden Lande gebräuchlich sind. Die Wägen sind zwar nach Bäurischer Art verfertiget, iedoch schön grün oder roth angestrichen, auch wohl biß- weilen vergüldet, und mit grünen Reißig besteckt, die Pferde mit güldenen Zündel und bunten Bän- dern ausgeputzt.
§. 13. Die Braut sitzt mit ihren Gespielinnen auf einen Wagen, welchen die andern Gäste nach- folgen, der Bräutgam sitzt zu Pferde, und schießt mit denen die ihm begleiten, bißweilen loß. Die andern, so Bauern bedeuten sollen, reiten paar und paar, und werffen bißweilen Citronen, Pomeran- tzen und Pommes de Sine unter die Leute, auch wohl in die Fenster.
§. 14. Wenn nun dieser Wirthschafftliche Auf- zug in ihrer Auberge angelangt, so werden sie von den Wirthen und der Wirthin auf das freundlich- ste angenommen, und zur Tafel geführt. Bey diesen Mahlzeiten wird das Bäurische Wesen viel- mahls nachgeahmt. Die Speisen sind schlecht, und nach Art des Landmanns zugerichtet, die Schüsseln von Thon, und die Teller von Holtz, man trinckt aus Bier-Gläsern und höltzernen Schleiffkannen, und ist allenthalben hierbey nichts von Pracht noch Verschwendung zu spühren. Doch dieses ist nicht allezeit. Offters sind die Tafeln auf Fürstliche Weise bestellt/ obschon der
Wirth
Von Wirthſch. u. Bauer-Hochzeiten.
gen mit Spielleuten, die ſich auf Schallmeyen oder andern Inſtrumenten hoͤren laſſen, wie ſie in einem ieden Lande gebraͤuchlich ſind. Die Waͤgen ſind zwar nach Baͤuriſcher Art verfertiget, iedoch ſchoͤn gruͤn oder roth angeſtrichen, auch wohl biß- weilen verguͤldet, und mit gruͤnen Reißig beſteckt, die Pferde mit guͤldenen Zuͤndel und bunten Baͤn- dern ausgeputzt.
§. 13. Die Braut ſitzt mit ihren Geſpielinnen auf einen Wagen, welchen die andern Gaͤſte nach- folgen, der Braͤutgam ſitzt zu Pferde, und ſchießt mit denen die ihm begleiten, bißweilen loß. Die andern, ſo Bauern bedeuten ſollen, reiten paar und paar, und werffen bißweilen Citronen, Pomeran- tzen und Pommes de Sine unter die Leute, auch wohl in die Fenſter.
§. 14. Wenn nun dieſer Wirthſchafftliche Auf- zug in ihrer Auberge angelangt, ſo werden ſie von den Wirthen und der Wirthin auf das freundlich- ſte angenommen, und zur Tafel gefuͤhrt. Bey dieſen Mahlzeiten wird das Baͤuriſche Weſen viel- mahls nachgeahmt. Die Speiſen ſind ſchlecht, und nach Art des Landmanns zugerichtet, die Schuͤſſeln von Thon, und die Teller von Holtz, man trinckt aus Bier-Glaͤſern und hoͤltzernen Schleiffkannen, und iſt allenthalben hierbey nichts von Pracht noch Verſchwendung zu ſpuͤhren. Doch dieſes iſt nicht allezeit. Offters ſind die Tafeln auf Fuͤrſtliche Weiſe beſtellt/ obſchon der
Wirth
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Von Wirthſch. u. Bauer-Hochzeiten.
gen mit Spielleuten, die ſich auf Schallmeyen oder
andern Inſtrumenten hoͤren laſſen, wie ſie in einem
ieden Lande gebraͤuchlich ſind. Die Waͤgen
ſind zwar nach Baͤuriſcher Art verfertiget, iedoch
ſchoͤn gruͤn oder roth angeſtrichen, auch wohl biß-
weilen verguͤldet, und mit gruͤnen Reißig beſteckt,
die Pferde mit guͤldenen Zuͤndel und bunten Baͤn-
dern ausgeputzt.
§. 13. Die Braut ſitzt mit ihren Geſpielinnen
auf einen Wagen, welchen die andern Gaͤſte nach-
folgen, der Braͤutgam ſitzt zu Pferde, und ſchießt
mit denen die ihm begleiten, bißweilen loß. Die
andern, ſo Bauern bedeuten ſollen, reiten paar und
paar, und werffen bißweilen Citronen, Pomeran-
tzen und Pommes de Sine unter die Leute, auch wohl
in die Fenſter.
§. 14. Wenn nun dieſer Wirthſchafftliche Auf-
zug in ihrer Auberge angelangt, ſo werden ſie von
den Wirthen und der Wirthin auf das freundlich-
ſte angenommen, und zur Tafel gefuͤhrt. Bey
dieſen Mahlzeiten wird das Baͤuriſche Weſen viel-
mahls nachgeahmt. Die Speiſen ſind ſchlecht,
und nach Art des Landmanns zugerichtet, die
Schuͤſſeln von Thon, und die Teller von Holtz,
man trinckt aus Bier-Glaͤſern und hoͤltzernen
Schleiffkannen, und iſt allenthalben hierbey nichts
von Pracht noch Verſchwendung zu ſpuͤhren.
Doch dieſes iſt nicht allezeit. Offters ſind die
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/855>, abgerufen am 25.11.2024.
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