§. 10. Die Plätze, wo sich die hohe Landes- Herrschafft nebst der Noblesse befinden, werden durch gewisse Schrancken, entweder durch einige Erhöhung von etlichen Staffeln oder auf andere Art abgesondert. Zu Ende der erhöheten Schran- cken stehen bißweilen unter einem propren Balda- chin einige Sammet-Stühle vor die Durchlauch- tigsten Personen. Manchmahl ist es einigen Fürst- lichen Personen nicht gefällig in Masque zu erschei- nen, und belieben unmasquirt hohe Zuschauer da- bey abzugeben.
§. 11. Man höret darbey zu Vergnügung der Ohren mancherley Concerte von Violinen, Wald- hörnern, Hautbois und andern Instrumenten, wel- che stets Menuets, Teutsche, Englische, auch wohl Polnische und Ungarische Täntze aufstreichen. Bey den Krämern, die man hin und wieder auf dem Saale und in den andern Behältnissen an- trifft, kan ein iedweder nach Gefallen Caffe, The, Chocolade, Limonade, Liqueurs, Rosolis, Con- fituren, Obst, Pasteten, Biscuite und dergleichen Genäsche bekommen. Uber dieses stehen in den Neben-Zimmern mancherley Tafeln mit delicaten Speisen besetzt, von denen die Cavaliers und Da- mes nach Gefallen etwas nehmen und zulangen können.
§. 12. Zu den Carnevals-Zeiten siehet man auch gemeiniglich um den Redouten-Saal, oder an ei- nem besondern Platz eine Mercerie vorgestellet. Der gantze Platz und die besondern Boutiquen sind
zur
IV. Theil. VII. Capitul.
§. 10. Die Plaͤtze, wo ſich die hohe Landes- Herrſchafft nebſt der Nobleſſe befinden, werden durch gewiſſe Schrancken, entweder durch einige Erhoͤhung von etlichen Staffeln oder auf andere Art abgeſondert. Zu Ende der erhoͤheten Schran- cken ſtehen bißweilen unter einem propren Balda- chin einige Sammet-Stuͤhle vor die Durchlauch- tigſten Perſonen. Manchmahl iſt es einigen Fuͤrſt- lichen Perſonen nicht gefaͤllig in Maſque zu erſchei- nen, und belieben unmaſquirt hohe Zuſchauer da- bey abzugeben.
§. 11. Man hoͤret darbey zu Vergnuͤgung der Ohren mancherley Concerte von Violinen, Wald- hoͤrnern, Hautbois und andern Inſtrumenten, wel- che ſtets Menuets, Teutſche, Engliſche, auch wohl Polniſche und Ungariſche Taͤntze aufſtreichen. Bey den Kraͤmern, die man hin und wieder auf dem Saale und in den andern Behaͤltniſſen an- trifft, kan ein iedweder nach Gefallen Caffé, Thé, Chocolade, Limonade, Liqueurs, Roſolis, Con- fituren, Obſt, Paſteten, Biſcuite und dergleichen Genaͤſche bekommen. Uber dieſes ſtehen in den Neben-Zimmern mancherley Tafeln mit delicaten Speiſen beſetzt, von denen die Cavaliers und Da- mes nach Gefallen etwas nehmen und zulangen koͤnnen.
§. 12. Zu den Carnevals-Zeiten ſiehet man auch gemeiniglich um den Redouten-Saal, oder an ei- nem beſondern Platz eine Mercerie vorgeſtellet. Der gantze Platz und die beſondern Boutiquen ſind
zur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0846"n="822"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Theil. <hirendition="#aq">VII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/><p>§. 10. Die Plaͤtze, wo ſich die hohe Landes-<lb/>
Herrſchafft nebſt der <hirendition="#aq">Nobleſſe</hi> befinden, werden<lb/>
durch gewiſſe Schrancken, entweder durch einige<lb/>
Erhoͤhung von etlichen Staffeln oder auf andere<lb/>
Art abgeſondert. Zu Ende der erhoͤheten Schran-<lb/>
cken ſtehen bißweilen unter einem <hirendition="#aq">propren Balda-<lb/>
chin</hi> einige Sammet-Stuͤhle vor die Durchlauch-<lb/>
tigſten Perſonen. Manchmahl iſt es einigen Fuͤrſt-<lb/>
lichen Perſonen nicht gefaͤllig in <hirendition="#aq">Maſque</hi> zu erſchei-<lb/>
nen, und belieben un<hirendition="#aq">maſqui</hi>rt hohe Zuſchauer da-<lb/>
bey abzugeben.</p><lb/><p>§. 11. Man hoͤret darbey zu Vergnuͤgung der<lb/>
Ohren mancherley <hirendition="#aq">Concerte</hi> von <hirendition="#aq">Violin</hi>en, Wald-<lb/>
hoͤrnern, <hirendition="#aq">Hautbois</hi> und andern <hirendition="#aq">Inſtrument</hi>en, wel-<lb/>
che ſtets <hirendition="#aq">Menuets,</hi> Teutſche, Engliſche, auch wohl<lb/>
Polniſche und Ungariſche Taͤntze aufſtreichen.<lb/>
Bey den Kraͤmern, die man hin und wieder auf<lb/>
dem Saale und in den andern Behaͤltniſſen an-<lb/>
trifft, kan ein iedweder nach Gefallen <hirendition="#aq">Caffé, Thé,<lb/>
Chocolade, Limonade, Liqueurs, Roſolis, Con-<lb/>
fitur</hi>en, Obſt, Paſteten, <hirendition="#aq">Biſcuite</hi> und dergleichen<lb/>
Genaͤſche bekommen. Uber dieſes ſtehen in den<lb/>
Neben-Zimmern mancherley Tafeln mit <hirendition="#aq">delicat</hi>en<lb/>
Speiſen beſetzt, von denen die <hirendition="#aq">Cavaliers</hi> und <hirendition="#aq">Da-<lb/>
mes</hi> nach Gefallen etwas nehmen und zulangen<lb/>
koͤnnen.</p><lb/><p>§. 12. Zu den <hirendition="#aq">Carnevals-</hi>Zeiten ſiehet man auch<lb/>
gemeiniglich um den <hirendition="#aq">Redout</hi>en-Saal, oder an ei-<lb/>
nem beſondern Platz eine <hirendition="#aq">Mercerie</hi> vorgeſtellet.<lb/>
Der gantze Platz und die beſondern <hirendition="#aq">Boutiqu</hi>en ſind<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zur</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[822/0846]
IV. Theil. VII. Capitul.
§. 10. Die Plaͤtze, wo ſich die hohe Landes-
Herrſchafft nebſt der Nobleſſe befinden, werden
durch gewiſſe Schrancken, entweder durch einige
Erhoͤhung von etlichen Staffeln oder auf andere
Art abgeſondert. Zu Ende der erhoͤheten Schran-
cken ſtehen bißweilen unter einem propren Balda-
chin einige Sammet-Stuͤhle vor die Durchlauch-
tigſten Perſonen. Manchmahl iſt es einigen Fuͤrſt-
lichen Perſonen nicht gefaͤllig in Maſque zu erſchei-
nen, und belieben unmaſquirt hohe Zuſchauer da-
bey abzugeben.
§. 11. Man hoͤret darbey zu Vergnuͤgung der
Ohren mancherley Concerte von Violinen, Wald-
hoͤrnern, Hautbois und andern Inſtrumenten, wel-
che ſtets Menuets, Teutſche, Engliſche, auch wohl
Polniſche und Ungariſche Taͤntze aufſtreichen.
Bey den Kraͤmern, die man hin und wieder auf
dem Saale und in den andern Behaͤltniſſen an-
trifft, kan ein iedweder nach Gefallen Caffé, Thé,
Chocolade, Limonade, Liqueurs, Roſolis, Con-
fituren, Obſt, Paſteten, Biſcuite und dergleichen
Genaͤſche bekommen. Uber dieſes ſtehen in den
Neben-Zimmern mancherley Tafeln mit delicaten
Speiſen beſetzt, von denen die Cavaliers und Da-
mes nach Gefallen etwas nehmen und zulangen
koͤnnen.
§. 12. Zu den Carnevals-Zeiten ſiehet man auch
gemeiniglich um den Redouten-Saal, oder an ei-
nem beſondern Platz eine Mercerie vorgeſtellet.
Der gantze Platz und die beſondern Boutiquen ſind
zur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/846>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.