einer den andern Tag eben dergleichen Habit an- leget, als er den vorigen bey den Landes-Herrn oder sonst bey einer sehr hohen Standes-Person observirt, oder in einer so monströsen Masque er- scheinet, daß die Zuschauer über einen solchen An- blick mehr in Schrecken gesetzt als divertirt wer- den.
§. 6. Jn des berühmten Gustavi Heraei Ge- dichten findet man p. 227. eine kurtze poetische Be- schreibung der Masqueraden.
Hier gilt kein Unterscheid, wer erst kommt, gehet vor, Beym Doctor geht ein Narr, beym Herrn sitzt ein Bauer, Die Christin führt ein Türck, das schönste Bild ein Mohr, Es wird den Sclaven nichts, dem Bettler auch nichts sauer, Offt spielt die Frau den Mann, offt wird der Mann ein Weib, Verwandlung geht im Schwang, als zu der Tichter Zeiten, Sie macht zur Fledermauß den allerzärtsten Leib.
§. 7. Die Masquen versammlen sich auf den Redouten-Sälen gegen den Abend, und warten die Lustbarkeiten auf mancherley Weise ab, biß nach Mitternacht. Die sich vor den andern in Habiten recht distinguiren wollen, lassen ihre Ma-
squen
IV. Theil. VII. Capitul.
einer den andern Tag eben dergleichen Habit an- leget, als er den vorigen bey den Landes-Herrn oder ſonſt bey einer ſehr hohen Standes-Perſon obſervirt, oder in einer ſo monſtröſen Maſque er- ſcheinet, daß die Zuſchauer uͤber einen ſolchen An- blick mehr in Schrecken geſetzt als divertirt wer- den.
§. 6. Jn des beruͤhmten Guſtavi Heræi Ge- dichten findet man p. 227. eine kurtze poetiſche Be- ſchreibung der Maſqueraden.
Hier gilt kein Unterſcheid, wer erſt kommt, gehet vor, Beym Doctor geht ein Narr, beym Herrn ſitzt ein Bauer, Die Chriſtin fuͤhrt ein Tuͤrck, das ſchoͤnſte Bild ein Mohr, Es wird den Sclaven nichts, dem Bettler auch nichts ſauer, Offt ſpielt die Frau den Mann, offt wird der Mann ein Weib, Verwandlung geht im Schwang, als zu der Tichter Zeiten, Sie macht zur Fledermauß den allerzaͤrtſten Leib.
§. 7. Die Maſquen verſammlen ſich auf den Redouten-Saͤlen gegen den Abend, und warten die Luſtbarkeiten auf mancherley Weiſe ab, biß nach Mitternacht. Die ſich vor den andern in Habiten recht diſtinguiren wollen, laſſen ihre Ma-
ſquen
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IV. Theil. VII. Capitul.
einer den andern Tag eben dergleichen Habit an-
leget, als er den vorigen bey den Landes-Herrn
oder ſonſt bey einer ſehr hohen Standes-Perſon
obſervirt, oder in einer ſo monſtröſen Maſque er-
ſcheinet, daß die Zuſchauer uͤber einen ſolchen An-
blick mehr in Schrecken geſetzt als divertirt wer-
den.
§. 6. Jn des beruͤhmten Guſtavi Heræi Ge-
dichten findet man p. 227. eine kurtze poetiſche Be-
ſchreibung der Maſqueraden.
Hier gilt kein Unterſcheid, wer erſt kommt, gehet
vor,
Beym Doctor geht ein Narr, beym Herrn ſitzt
ein Bauer,
Die Chriſtin fuͤhrt ein Tuͤrck, das ſchoͤnſte Bild
ein Mohr,
Es wird den Sclaven nichts, dem Bettler auch
nichts ſauer,
Offt ſpielt die Frau den Mann, offt wird der
Mann ein Weib,
Verwandlung geht im Schwang, als zu der
Tichter Zeiten,
Sie macht zur Fledermauß den allerzaͤrtſten
Leib.
§. 7. Die Maſquen verſammlen ſich auf den
Redouten-Saͤlen gegen den Abend, und warten
die Luſtbarkeiten auf mancherley Weiſe ab, biß
nach Mitternacht. Die ſich vor den andern in
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/844>, abgerufen am 22.11.2024.
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