Fürstlichen Häuser angeführt wird, daß die Hoch- Fürstlichen Personen bey ihren Lustbarkeiten mit vermumten Gesichtern herum gegangen. Es ist aber die Masquirung der damahligen Zeiten, ge- gen die ietzigen ein bloßes Kinderspiel gewesen. Heutiges Tages aber sind die Masqueraden, nach- dem die Frantzosen und Jtaliäner so sehr hierinnen, wie in andern Arten der Lustbarkeiten raltinirt, und wir Teutschen ihnen ihre Kunst-Stücke treflich abgelernt, recht in Formam artis gebracht wor- den.
§. 2. Es ist mehr als zu bekandt, daß die Car- nevals ihren Ursprung aus dem wollüstigen Jta- lien herleiten, sintemahl sich die Jtaliäner an diese Arten der Ergötzlichkeiten so sehr gewöhnet, als an ihre Ave Maria. Jn dem Kirchen-Staat und in Rom gehen sie so sehr in Schwange, als in an- dern Provintzen und Städten Jtaliens, es müste denn seyn, daß entweder eine feindliche Unruhe den Kirchen-Staat bedrohete, oder eine andere allge- meine Land-Plage bevorstünde, da werden sie von Jhrer Päbstlichen Heiligkeit auf eine Zeitlang pro forma verbothen. Der Autor der Europäi- schen Famae macht über ein vom Pabst Clemente XII. bey dergleichen Umständen geschehenes Ver- both, folgende Glosse: Jch halte davor, es sey nie- mahls ohne Gefahr der Seelen Carneval zu hal- ten, weil der Teufel iederzeit so wohl in der gantzen Welt als auch in Jtalien herum gehet, wie ein brüllender Löwe, und sucht welchen er verschlinge,
wenn
IV. Theil. VII. Capitul.
Fuͤrſtlichen Haͤuſer angefuͤhrt wird, daß die Hoch- Fuͤrſtlichen Perſonen bey ihren Luſtbarkeiten mit vermumten Geſichtern herum gegangen. Es iſt aber die Masquirung der damahligen Zeiten, ge- gen die ietzigen ein bloßes Kinderſpiel geweſen. Heutiges Tages aber ſind die Masqueraden, nach- dem die Frantzoſen und Jtaliaͤner ſo ſehr hierinnen, wie in andern Arten der Luſtbarkeiten raltinirt, und wir Teutſchen ihnen ihre Kunſt-Stuͤcke treflich abgelernt, recht in Formam artis gebracht wor- den.
§. 2. Es iſt mehr als zu bekandt, daß die Car- nevals ihren Urſprung aus dem wolluͤſtigen Jta- lien herleiten, ſintemahl ſich die Jtaliaͤner an dieſe Arten der Ergoͤtzlichkeiten ſo ſehr gewoͤhnet, als an ihre Ave Maria. Jn dem Kirchen-Staat und in Rom gehen ſie ſo ſehr in Schwange, als in an- dern Provintzen und Staͤdten Jtaliens, es muͤſte denn ſeyn, daß entweder eine feindliche Unruhe den Kirchen-Staat bedrohete, oder eine andere allge- meine Land-Plage bevorſtuͤnde, da werden ſie von Jhrer Paͤbſtlichen Heiligkeit auf eine Zeitlang pro forma verbothen. Der Autor der Europaͤi- ſchen Famæ macht uͤber ein vom Pabſt Clemente XII. bey dergleichen Umſtaͤnden geſchehenes Ver- both, folgende Gloſſe: Jch halte davor, es ſey nie- mahls ohne Gefahr der Seelen Carneval zu hal- ten, weil der Teufel iederzeit ſo wohl in der gantzen Welt als auch in Jtalien herum gehet, wie ein bruͤllender Loͤwe, und ſucht welchen er verſchlinge,
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IV. Theil. VII. Capitul.
Fuͤrſtlichen Haͤuſer angefuͤhrt wird, daß die Hoch-
Fuͤrſtlichen Perſonen bey ihren Luſtbarkeiten mit
vermumten Geſichtern herum gegangen. Es
iſt aber die Masquirung der damahligen Zeiten, ge-
gen die ietzigen ein bloßes Kinderſpiel geweſen.
Heutiges Tages aber ſind die Masqueraden, nach-
dem die Frantzoſen und Jtaliaͤner ſo ſehr hierinnen,
wie in andern Arten der Luſtbarkeiten raltinirt, und
wir Teutſchen ihnen ihre Kunſt-Stuͤcke treflich
abgelernt, recht in Formam artis gebracht wor-
den.
§. 2. Es iſt mehr als zu bekandt, daß die Car-
nevals ihren Urſprung aus dem wolluͤſtigen Jta-
lien herleiten, ſintemahl ſich die Jtaliaͤner an dieſe
Arten der Ergoͤtzlichkeiten ſo ſehr gewoͤhnet, als an
ihre Ave Maria. Jn dem Kirchen-Staat und in
Rom gehen ſie ſo ſehr in Schwange, als in an-
dern Provintzen und Staͤdten Jtaliens, es muͤſte
denn ſeyn, daß entweder eine feindliche Unruhe den
Kirchen-Staat bedrohete, oder eine andere allge-
meine Land-Plage bevorſtuͤnde, da werden ſie
von Jhrer Paͤbſtlichen Heiligkeit auf eine Zeitlang
pro forma verbothen. Der Autor der Europaͤi-
ſchen Famæ macht uͤber ein vom Pabſt Clemente
XII. bey dergleichen Umſtaͤnden geſchehenes Ver-
both, folgende Gloſſe: Jch halte davor, es ſey nie-
mahls ohne Gefahr der Seelen Carneval zu hal-
ten, weil der Teufel iederzeit ſo wohl in der gantzen
Welt als auch in Jtalien herum gehet, wie ein
bruͤllender Loͤwe, und ſucht welchen er verſchlinge,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/840>, abgerufen am 21.11.2024.
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