nicht ohne grossen Schaden des gemeinen Wesens, die Laster nicht genug bestraffte. So wurden auch vor einigen Jahren in einem lustigen Schau-Spie- le, so der Dreßdnische Schlendrian betitult wurde, die Laster so in Dreßden unter Höhern und Ge- ringern, unter den jungen Edelleuten, Officiers, bürgerlichen, Standes-Personen und andern im Schwange gehen, auf eine lebhaffte Art denen Zu- schauern und Zuhörern sehr artig vorgestellet.
§. 15. Ausser dem aber, wo sich die Operisten oder Comoedianten nicht durch höhern Befehl le- gitimiren können, oder doch hierbey einer Appro- bation der höchsten Standes-Personen versichert halten, thun sie nicht wohl, wenn sie die Fehler des Hofes auf eine deutliche und merckliche Art vorstel- len; sie ziehen sich sonst hiedurch manchen Ver- druß, und wenn sie einige Hohe anpacken, eine sehr empfindliche Ungnade über den Hals. Madame de Noyer gedencket in ihren Lettres galantes, lettre 6. daß das Jtaliänische Theatrum zu Pariß über die 20 Jahr verschlossen gewesen, weil die Acteurs zu Lebzeiten Königs Ludwigs des XIV. allzu grosse Freyheit in ihren Stücken gebraucht, und weder den Hof, noch andere vornehme Herren verschonet. Unter andern sagt sie: Les Comediens Italiens so sont ressenti de la mauvaise humeur de Madame de Maintenon, on les a chasse pour avoir joue la fausse prude, dans la quelle on dit, que Ma- dame de Maintenon s'est reconnue, tout Paris regrete cete perte.
§. 16.
IV. Theil. VI. Capitul.
nicht ohne groſſen Schaden des gemeinen Weſens, die Laſter nicht genug beſtraffte. So wurden auch vor einigen Jahren in einem luſtigen Schau-Spie- le, ſo der Dreßdniſche Schlendrian betitult wurde, die Laſter ſo in Dreßden unter Hoͤhern und Ge- ringern, unter den jungen Edelleuten, Officiers, buͤrgerlichen, Standes-Perſonen und andern im Schwange gehen, auf eine lebhaffte Art denen Zu- ſchauern und Zuhoͤrern ſehr artig vorgeſtellet.
§. 15. Auſſer dem aber, wo ſich die Operiſten oder Comœdianten nicht durch hoͤhern Befehl le- gitimiren koͤnnen, oder doch hierbey einer Appro- bation der hoͤchſten Standes-Perſonen verſichert halten, thun ſie nicht wohl, wenn ſie die Fehler des Hofes auf eine deutliche und merckliche Art vorſtel- len; ſie ziehen ſich ſonſt hiedurch manchen Ver- druß, und wenn ſie einige Hohe anpacken, eine ſehr empfindliche Ungnade uͤber den Hals. Madame de Noyer gedencket in ihren Lettres galantes, lettre 6. daß das Jtaliaͤniſche Theatrum zu Pariß uͤber die 20 Jahr verſchloſſen geweſen, weil die Acteurs zu Lebzeiten Koͤnigs Ludwigs des XIV. allzu groſſe Freyheit in ihren Stuͤcken gebraucht, und weder den Hof, noch andere vornehme Herren verſchonet. Unter andern ſagt ſie: Les Comediens Italiens ſo ſont reſſenti de la mauvaiſe humeur de Madame de Maintenon, on les a chaſſe pour avoir joue la fauſſe prude, dans la quelle on dit, que Ma- dame de Maintenon s’eſt reconnue, tout Paris regréte cete perte.
§. 16.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0828"n="804"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Theil. <hirendition="#aq">VI.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
nicht ohne groſſen Schaden des gemeinen Weſens,<lb/>
die Laſter nicht genug beſtraffte. So wurden auch<lb/>
vor einigen Jahren in einem luſtigen Schau-Spie-<lb/>
le, ſo der Dreßdniſche Schlendrian betitult wurde,<lb/>
die Laſter ſo in Dreßden unter Hoͤhern und Ge-<lb/>
ringern, unter den jungen Edelleuten, <hirendition="#aq">Officiers,</hi><lb/>
buͤrgerlichen, Standes-Perſonen und andern im<lb/>
Schwange gehen, auf eine lebhaffte Art denen Zu-<lb/>ſchauern und Zuhoͤrern ſehr artig vorgeſtellet.</p><lb/><p>§. 15. Auſſer dem aber, wo ſich die <hirendition="#aq">Operiſt</hi>en<lb/>
oder <hirendition="#aq">Comœdiant</hi>en nicht durch hoͤhern Befehl <hirendition="#aq">le-<lb/>
gitimi</hi>ren koͤnnen, oder doch hierbey einer <hirendition="#aq">Appro-<lb/>
bation</hi> der hoͤchſten Standes-Perſonen verſichert<lb/>
halten, thun ſie nicht wohl, wenn ſie die Fehler des<lb/>
Hofes auf eine deutliche und merckliche Art vorſtel-<lb/>
len; ſie ziehen ſich ſonſt hiedurch manchen Ver-<lb/>
druß, und wenn ſie einige Hohe anpacken, eine ſehr<lb/>
empfindliche Ungnade uͤber den Hals. <hirendition="#aq">Madame<lb/>
de Noyer</hi> gedencket in ihren <hirendition="#aq">Lettres galantes, lettre</hi><lb/>
6. daß das Jtaliaͤniſche <hirendition="#aq">Theatrum</hi> zu Pariß uͤber<lb/>
die 20 Jahr verſchloſſen geweſen, weil die <hirendition="#aq">Acteurs</hi><lb/>
zu Lebzeiten Koͤnigs Ludwigs des <hirendition="#aq">XIV.</hi> allzu groſſe<lb/>
Freyheit in ihren Stuͤcken gebraucht, und weder<lb/>
den Hof, noch andere vornehme Herren verſchonet.<lb/>
Unter andern ſagt ſie: <hirendition="#aq">Les Comediens Italiens ſo<lb/>ſont reſſenti de la mauvaiſe humeur de Madame<lb/>
de Maintenon, on les a chaſſe pour avoir joue<lb/>
la fauſſe prude, dans la quelle on dit, que Ma-<lb/>
dame de Maintenon s’eſt reconnue, tout Paris<lb/>
regréte cete perte.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 16.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[804/0828]
IV. Theil. VI. Capitul.
nicht ohne groſſen Schaden des gemeinen Weſens,
die Laſter nicht genug beſtraffte. So wurden auch
vor einigen Jahren in einem luſtigen Schau-Spie-
le, ſo der Dreßdniſche Schlendrian betitult wurde,
die Laſter ſo in Dreßden unter Hoͤhern und Ge-
ringern, unter den jungen Edelleuten, Officiers,
buͤrgerlichen, Standes-Perſonen und andern im
Schwange gehen, auf eine lebhaffte Art denen Zu-
ſchauern und Zuhoͤrern ſehr artig vorgeſtellet.
§. 15. Auſſer dem aber, wo ſich die Operiſten
oder Comœdianten nicht durch hoͤhern Befehl le-
gitimiren koͤnnen, oder doch hierbey einer Appro-
bation der hoͤchſten Standes-Perſonen verſichert
halten, thun ſie nicht wohl, wenn ſie die Fehler des
Hofes auf eine deutliche und merckliche Art vorſtel-
len; ſie ziehen ſich ſonſt hiedurch manchen Ver-
druß, und wenn ſie einige Hohe anpacken, eine ſehr
empfindliche Ungnade uͤber den Hals. Madame
de Noyer gedencket in ihren Lettres galantes, lettre
6. daß das Jtaliaͤniſche Theatrum zu Pariß uͤber
die 20 Jahr verſchloſſen geweſen, weil die Acteurs
zu Lebzeiten Koͤnigs Ludwigs des XIV. allzu groſſe
Freyheit in ihren Stuͤcken gebraucht, und weder
den Hof, noch andere vornehme Herren verſchonet.
Unter andern ſagt ſie: Les Comediens Italiens ſo
ſont reſſenti de la mauvaiſe humeur de Madame
de Maintenon, on les a chaſſe pour avoir joue
la fauſſe prude, dans la quelle on dit, que Ma-
dame de Maintenon s’eſt reconnue, tout Paris
regréte cete perte.
§. 16.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/828>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.