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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil. VI. Capitul.

§. 11. Die Thour der Music müssen mit dem
Character und den Passionen der Acteurs, die sie
vorstellen, harmoniren, und auch bey den Zuhö-
rern besondere Bewegungen excitiren. Es ist
schön/ wenn nach dem Zustand der Personen die
etwan in Raserey und Verzweiflung verfallen, die
gantz verwirrten und ungewöhnlichen Thour, in
lauter sich beständigst einander resolvirenden Dis-
sonanti
en bestehen, und nach der Gräßlichkeit oder
auch der Wehmuth ihrer lugubren und kläglichen
Verstimmung, bey den Zuhörern bald Schrecken,
bald Mitleiden zu erwecken vermögen.

§. 12. Die Schritte, die Geberden, die Bewe-
gungen und alle Handlungen der Acteurs müssen
ihre reguliere Abmessungen haben, nach den Re-
geln der Music eingerichtet seyn, und der Natur
gantz accurat und eigentlich nachfolgen. Die Zu-
schauer müssen es denen Personen aus einigen we-
nigen Schritten oder Geberden gleich ansehen kön-
nen, ohne daß sie ein Wort reden, was sie vor eine
Person vorstellen, und welcher von ihnen die Pas-
sion
eines Verliebten/ eines Zornigen, eines Hoch-
müthigen, eines Melancholischen u. s. w. praesen-
ti
re.

§. 13. Der seelige Herr Pasch gedenckt in sei-
ner Anweisung zur Tantz-Kunst pag. 60, daß es
nicht allein zur Decoration gehörte, sondern auch
seinen guten Grund hätte, wenn man die Laster in
den Comoedien und Opern in besondern Masquen
und Habiten vorstellte. Es würde den Zuschauern

ver-
IV. Theil. VI. Capitul.

§. 11. Die Thour der Muſic muͤſſen mit dem
Character und den Paſſionen der Acteurs, die ſie
vorſtellen, harmoniren, und auch bey den Zuhoͤ-
rern beſondere Bewegungen excitiren. Es iſt
ſchoͤn/ wenn nach dem Zuſtand der Perſonen die
etwan in Raſerey und Verzweiflung verfallen, die
gantz verwirrten und ungewoͤhnlichen Thour, in
lauter ſich beſtaͤndigſt einander reſolvirenden Dis-
ſonanti
en beſtehen, und nach der Graͤßlichkeit oder
auch der Wehmuth ihrer lugubren und klaͤglichen
Verſtimmung, bey den Zuhoͤrern bald Schrecken,
bald Mitleiden zu erwecken vermoͤgen.

§. 12. Die Schritte, die Geberden, die Bewe-
gungen und alle Handlungen der Acteurs muͤſſen
ihre reguliere Abmeſſungen haben, nach den Re-
geln der Muſic eingerichtet ſeyn, und der Natur
gantz accurat und eigentlich nachfolgen. Die Zu-
ſchauer muͤſſen es denen Perſonen aus einigen we-
nigen Schritten oder Geberden gleich anſehen koͤn-
nen, ohne daß ſie ein Wort reden, was ſie vor eine
Perſon vorſtellen, und welcher von ihnen die Pas-
ſion
eines Verliebten/ eines Zornigen, eines Hoch-
muͤthigen, eines Melancholiſchen u. ſ. w. præſen-
ti
re.

§. 13. Der ſeelige Herr Paſch gedenckt in ſei-
ner Anweiſung zur Tantz-Kunſt pag. 60, daß es
nicht allein zur Decoration gehoͤrte, ſondern auch
ſeinen guten Grund haͤtte, wenn man die Laſter in
den Comœdien und Opern in beſondern Maſquen
und Habiten vorſtellte. Es wuͤrde den Zuſchauern

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[802/0826] IV. Theil. VI. Capitul. §. 11. Die Thour der Muſic muͤſſen mit dem Character und den Paſſionen der Acteurs, die ſie vorſtellen, harmoniren, und auch bey den Zuhoͤ- rern beſondere Bewegungen excitiren. Es iſt ſchoͤn/ wenn nach dem Zuſtand der Perſonen die etwan in Raſerey und Verzweiflung verfallen, die gantz verwirrten und ungewoͤhnlichen Thour, in lauter ſich beſtaͤndigſt einander reſolvirenden Dis- ſonantien beſtehen, und nach der Graͤßlichkeit oder auch der Wehmuth ihrer lugubren und klaͤglichen Verſtimmung, bey den Zuhoͤrern bald Schrecken, bald Mitleiden zu erwecken vermoͤgen. §. 12. Die Schritte, die Geberden, die Bewe- gungen und alle Handlungen der Acteurs muͤſſen ihre reguliere Abmeſſungen haben, nach den Re- geln der Muſic eingerichtet ſeyn, und der Natur gantz accurat und eigentlich nachfolgen. Die Zu- ſchauer muͤſſen es denen Perſonen aus einigen we- nigen Schritten oder Geberden gleich anſehen koͤn- nen, ohne daß ſie ein Wort reden, was ſie vor eine Perſon vorſtellen, und welcher von ihnen die Pas- ſion eines Verliebten/ eines Zornigen, eines Hoch- muͤthigen, eines Melancholiſchen u. ſ. w. præſen- tire. §. 13. Der ſeelige Herr Paſch gedenckt in ſei- ner Anweiſung zur Tantz-Kunſt pag. 60, daß es nicht allein zur Decoration gehoͤrte, ſondern auch ſeinen guten Grund haͤtte, wenn man die Laſter in den Comœdien und Opern in beſondern Maſquen und Habiten vorſtellte. Es wuͤrde den Zuſchauern ver-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 802. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/826>, abgerufen am 25.11.2024.