Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Theil. IX. Capitul.
Verwandten, die sich zu einer von den drey Christ-
lichen Religionen bekennen, vor würdige Mitglieder
dieser Orden angesehen. Viele sind mit den coe-
libat
verbunden, und bey andern Orden hingegen
können sich die Ritter in den Ehestand begeben.
Manche sind vor Cavaliers, und andere vor Da-
mes
bestimmt.

§. 4. Je älter nun der Orden, ie grösser der
Herr, der solchen conferirt, desto mehr Ehre ist
auch dabey. Einiger Orden schämen sich die grö-
sten Könige nicht, und viele hohe Puissancen pfle-
gen ihre neugebohrne Printzen in gewisse Orden
einzukleiden, oder ihnen die besondern Ordens-
Zeichen umzuhängen.

§. 5. Die Orden werden meistentheils denen
conferirt, die von rechten alten adelichen Geblüthe,
und mit ihren Ahnen väterlicher und mütterlicher
Seiten auf eine gewisse Anzahl, die im Statuten
ausgedruckt wird, steigen können. Als der König
in Franckreich Ludwig der XIV. alle Marschälle zu
Rittern des Heiligen Geistes machen wolte, so be-
danckte sich der alte Catinat vor diese Gnade, und
gab aufrichtig vor, daß er mit Bestand der Wahr-
heit den Adel seiner Vorfahren, den doch die Sta-
tuta
dieses Ordens erforderten, nicht gehörig bewei-
sen könte, begehrte aber auch nicht mit falschen An-
ziehungen zu prahlen, und den Leuten einen blauen
Dunst vor die Augen zu machen. S. Theatr.
Europ. T. XVII.
des 1705 Jahres p. 258. Die-
ses war wohl ein rechter Trieb eines adelichen Ge-
müthes.

§. 6.

III. Theil. IX. Capitul.
Verwandten, die ſich zu einer von den drey Chriſt-
lichen Religionen bekeñen, vor wuͤrdige Mitglieder
dieſer Orden angeſehen. Viele ſind mit den cœ-
libat
verbunden, und bey andern Orden hingegen
koͤnnen ſich die Ritter in den Eheſtand begeben.
Manche ſind vor Cavaliers, und andere vor Da-
mes
beſtimmt.

§. 4. Je aͤlter nun der Orden, ie groͤſſer der
Herr, der ſolchen conferirt, deſto mehr Ehre iſt
auch dabey. Einiger Orden ſchaͤmen ſich die groͤ-
ſten Koͤnige nicht, und viele hohe Puiſſancen pfle-
gen ihre neugebohrne Printzen in gewiſſe Orden
einzukleiden, oder ihnen die beſondern Ordens-
Zeichen umzuhaͤngen.

§. 5. Die Orden werden meiſtentheils denen
conferirt, die von rechten alten adelichen Gebluͤthe,
und mit ihren Ahnen vaͤterlicher und muͤtterlicher
Seiten auf eine gewiſſe Anzahl, die im Statuten
ausgedruckt wird, ſteigen koͤnnen. Als der Koͤnig
in Franckreich Ludwig der XIV. alle Marſchaͤlle zu
Rittern des Heiligen Geiſtes machen wolte, ſo be-
danckte ſich der alte Catinat vor dieſe Gnade, und
gab aufrichtig vor, daß er mit Beſtand der Wahr-
heit den Adel ſeiner Vorfahren, den doch die Sta-
tuta
dieſes Ordens erforderten, nicht gehoͤrig bewei-
ſen koͤnte, begehrte aber auch nicht mit falſchen An-
ziehungen zu prahlen, und den Leuten einen blauen
Dunſt vor die Augen zu machen. S. Theatr.
Europ. T. XVII.
des 1705 Jahres p. 258. Die-
ſes war wohl ein rechter Trieb eines adelichen Ge-
muͤthes.

§. 6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0734" n="710"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
Verwandten, die &#x017F;ich zu einer von den drey Chri&#x017F;t-<lb/>
lichen Religionen beken&#x0303;en, vor wu&#x0364;rdige Mitglieder<lb/>
die&#x017F;er Orden ange&#x017F;ehen. Viele &#x017F;ind mit den <hi rendition="#aq">c&#x0153;-<lb/>
libat</hi> verbunden, und bey andern Orden hingegen<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ich die Ritter in den Ehe&#x017F;tand begeben.<lb/>
Manche &#x017F;ind vor <hi rendition="#aq">Cavaliers,</hi> und andere vor <hi rendition="#aq">Da-<lb/>
mes</hi> be&#x017F;timmt.</p><lb/>
          <p>§. 4. Je a&#x0364;lter nun der Orden, ie gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er der<lb/>
Herr, der &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">conferi</hi>rt, de&#x017F;to mehr Ehre i&#x017F;t<lb/>
auch dabey. Einiger Orden &#x017F;cha&#x0364;men &#x017F;ich die gro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten Ko&#x0364;nige nicht, und viele hohe <hi rendition="#aq">Pui&#x017F;&#x017F;anc</hi>en pfle-<lb/>
gen ihre neugebohrne Printzen in gewi&#x017F;&#x017F;e Orden<lb/>
einzukleiden, oder ihnen die be&#x017F;ondern Ordens-<lb/>
Zeichen umzuha&#x0364;ngen.</p><lb/>
          <p>§. 5. Die Orden werden mei&#x017F;tentheils denen<lb/><hi rendition="#aq">conferi</hi>rt, die von rechten alten adelichen Geblu&#x0364;the,<lb/>
und mit ihren Ahnen va&#x0364;terlicher und mu&#x0364;tterlicher<lb/>
Seiten auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl, die im <hi rendition="#aq">Statut</hi>en<lb/>
ausgedruckt wird, &#x017F;teigen ko&#x0364;nnen. Als der Ko&#x0364;nig<lb/>
in Franckreich Ludwig der <hi rendition="#aq">XIV.</hi> alle Mar&#x017F;cha&#x0364;lle zu<lb/>
Rittern des Heiligen Gei&#x017F;tes machen wolte, &#x017F;o be-<lb/>
danckte &#x017F;ich der alte <hi rendition="#aq">Catinat</hi> vor die&#x017F;e Gnade, und<lb/>
gab aufrichtig vor, daß er mit Be&#x017F;tand der Wahr-<lb/>
heit den Adel &#x017F;einer Vorfahren, den doch die <hi rendition="#aq">Sta-<lb/>
tuta</hi> die&#x017F;es Ordens erforderten, nicht geho&#x0364;rig bewei-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nte, begehrte aber auch nicht mit fal&#x017F;chen An-<lb/>
ziehungen zu prahlen, und den Leuten einen blauen<lb/>
Dun&#x017F;t vor die Augen zu machen. S. <hi rendition="#aq">Theatr.<lb/>
Europ. T. XVII.</hi> des 1705 Jahres <hi rendition="#aq">p.</hi> 258. Die-<lb/>
&#x017F;es war wohl ein rechter Trieb eines adelichen Ge-<lb/>
mu&#x0364;thes.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 6.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[710/0734] III. Theil. IX. Capitul. Verwandten, die ſich zu einer von den drey Chriſt- lichen Religionen bekeñen, vor wuͤrdige Mitglieder dieſer Orden angeſehen. Viele ſind mit den cœ- libat verbunden, und bey andern Orden hingegen koͤnnen ſich die Ritter in den Eheſtand begeben. Manche ſind vor Cavaliers, und andere vor Da- mes beſtimmt. §. 4. Je aͤlter nun der Orden, ie groͤſſer der Herr, der ſolchen conferirt, deſto mehr Ehre iſt auch dabey. Einiger Orden ſchaͤmen ſich die groͤ- ſten Koͤnige nicht, und viele hohe Puiſſancen pfle- gen ihre neugebohrne Printzen in gewiſſe Orden einzukleiden, oder ihnen die beſondern Ordens- Zeichen umzuhaͤngen. §. 5. Die Orden werden meiſtentheils denen conferirt, die von rechten alten adelichen Gebluͤthe, und mit ihren Ahnen vaͤterlicher und muͤtterlicher Seiten auf eine gewiſſe Anzahl, die im Statuten ausgedruckt wird, ſteigen koͤnnen. Als der Koͤnig in Franckreich Ludwig der XIV. alle Marſchaͤlle zu Rittern des Heiligen Geiſtes machen wolte, ſo be- danckte ſich der alte Catinat vor dieſe Gnade, und gab aufrichtig vor, daß er mit Beſtand der Wahr- heit den Adel ſeiner Vorfahren, den doch die Sta- tuta dieſes Ordens erforderten, nicht gehoͤrig bewei- ſen koͤnte, begehrte aber auch nicht mit falſchen An- ziehungen zu prahlen, und den Leuten einen blauen Dunſt vor die Augen zu machen. S. Theatr. Europ. T. XVII. des 1705 Jahres p. 258. Die- ſes war wohl ein rechter Trieb eines adelichen Ge- muͤthes. §. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/734
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/734>, abgerufen am 25.11.2024.