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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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III. Theil. IX. Capitul.
Das IX. Capitul.
Von den Ritter-Orden.

§. 1.

Die Endzwecke, warum die Ritter-Orden
etablirt worden, und die Gelegenheiten,
so dieselben veranlaßt, sind viel und man-
cherley. Bißweilen ist die Begierde, die
Ehre GOttes hiedurch zu befördern, der wahre Be-
wegungs-Grund gewesen; Bißweilen hat auch ein
bloßer Aberglaube nicht wenig Antheil dran ge-
nommen. Viele von den Römisch-Catholischen,
die als Stiffter mancher Ritter-Orden anzusehen,
haben entweder ihre Liebe und Ehrerbietung ge-
gen eine von den drey Personen der einigen GOtt-
heit, oder gegen die Mutter GOttes, oder gegen
einen besondern Heiligen, den sie sich zum Schutz-
Patron ausgelesen, hiedurch an den Tag legen
wollen. Wenn mancher an dem Tage eines ge-
wissen Heiligen eine glückliche Begebenheit oder
fast nur einen Traum von ihm gehabt, so hat er
schon denselben zu Ehren einen Orden aufgerich-
tet. Zu Zeiten haben wohl gar lächerliche und
wunder seltzame Historien manchen Ritter-Orden
den Ursprung ertheilt. Meistentheils aber sollen
die Ritter, durch die Orden, mit welchen sie große
Herren begnadigen, zur Tapfferkeit und andern

Tugen-
III. Theil. IX. Capitul.
Das IX. Capitul.
Von den Ritter-Orden.

§. 1.

Die Endzwecke, warum die Ritter-Orden
etablirt worden, und die Gelegenheiten,
ſo dieſelben veranlaßt, ſind viel und man-
cherley. Bißweilen iſt die Begierde, die
Ehre GOttes hiedurch zu befoͤrdern, der wahre Be-
wegungs-Grund geweſen; Bißweilen hat auch ein
bloßer Aberglaube nicht wenig Antheil dran ge-
nommen. Viele von den Roͤmiſch-Catholiſchen,
die als Stiffter mancher Ritter-Orden anzuſehen,
haben entweder ihre Liebe und Ehrerbietung ge-
gen eine von den drey Perſonen der einigen GOtt-
heit, oder gegen die Mutter GOttes, oder gegen
einen beſondern Heiligen, den ſie ſich zum Schutz-
Patron ausgeleſen, hiedurch an den Tag legen
wollen. Wenn mancher an dem Tage eines ge-
wiſſen Heiligen eine gluͤckliche Begebenheit oder
faſt nur einen Traum von ihm gehabt, ſo hat er
ſchon denſelben zu Ehren einen Orden aufgerich-
tet. Zu Zeiten haben wohl gar laͤcherliche und
wunder ſeltzame Hiſtorien manchen Ritter-Orden
den Urſprung ertheilt. Meiſtentheils aber ſollen
die Ritter, durch die Orden, mit welchen ſie große
Herren begnadigen, zur Tapfferkeit und andern

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[708/0732] III. Theil. IX. Capitul. Das IX. Capitul. Von den Ritter-Orden. §. 1. Die Endzwecke, warum die Ritter-Orden etablirt worden, und die Gelegenheiten, ſo dieſelben veranlaßt, ſind viel und man- cherley. Bißweilen iſt die Begierde, die Ehre GOttes hiedurch zu befoͤrdern, der wahre Be- wegungs-Grund geweſen; Bißweilen hat auch ein bloßer Aberglaube nicht wenig Antheil dran ge- nommen. Viele von den Roͤmiſch-Catholiſchen, die als Stiffter mancher Ritter-Orden anzuſehen, haben entweder ihre Liebe und Ehrerbietung ge- gen eine von den drey Perſonen der einigen GOtt- heit, oder gegen die Mutter GOttes, oder gegen einen beſondern Heiligen, den ſie ſich zum Schutz- Patron ausgeleſen, hiedurch an den Tag legen wollen. Wenn mancher an dem Tage eines ge- wiſſen Heiligen eine gluͤckliche Begebenheit oder faſt nur einen Traum von ihm gehabt, ſo hat er ſchon denſelben zu Ehren einen Orden aufgerich- tet. Zu Zeiten haben wohl gar laͤcherliche und wunder ſeltzame Hiſtorien manchen Ritter-Orden den Urſprung ertheilt. Meiſtentheils aber ſollen die Ritter, durch die Orden, mit welchen ſie große Herren begnadigen, zur Tapfferkeit und andern Tugen-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/732>, abgerufen am 22.11.2024.