kein Wunder, indem ein eintziger Landbothe, der widriger Meynung, den Schluß der sämmtlichen Stände umstossen, und also den Riß des Reichs- Tages verursachen kan.
§. 13. Können die Reichs-Stände die Reichs- Täge wegen der vorseyenden Krieges-Operatio- nen oder anderer Hindernisse in geschwinder Zeit nicht gäntzlich zum Schluß bringen, so werden die- selben mit einhelliger Bewilligung aller Stände verschoben, biß endlich alle Vorfallenheiten, Desi- deria und Recesse der vorigen Reichs-Täge bey der Reassumtion wieder vorgenommen werden.
§. 14. Was in den Königreichen die Reichs- Täge, das sind in Teuschland die Land-Täge, so die Landes-Herren bey vorfallenden Angele- genheiten des Landes auszuschreiben pflegen, wenn es entweder der status religionis erfordert, oder die Etablirung neuer und nützlicher Landes-Gesetze und Ordnungen, oder die Vermehrung der Troup- pen, die Aufrichtung öffentlicher und dem gantzen Lande heylsamen Gebäude, meistentheils aber, wenn die Landes-Verwilligungen zu Ende gehen, und die Stände wieder neue Summen Geldes dem Landes-Herren verwilligen sollen. Biß- weilen ist es zu weitläufftig zu kostbar und zu müh- sam, allgemeine Land-Täge auszuschreiben, da alle Stände zusammen beruffen werden, und als- denn pflegt man nur einen Convent, der aus den vornehmsten Ständen des Landes besteht, zu ver- anlassen, der denn ein Ausschuß- oder Landes-
Deputa-
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Von den Reichs- und Land-Taͤgen.
kein Wunder, indem ein eintziger Landbothe, der widriger Meynung, den Schluß der ſaͤmmtlichen Staͤnde umſtoſſen, und alſo den Riß des Reichs- Tages verurſachen kan.
§. 13. Koͤnnen die Reichs-Staͤnde die Reichs- Taͤge wegen der vorſeyenden Krieges-Operatio- nen oder anderer Hinderniſſe in geſchwinder Zeit nicht gaͤntzlich zum Schluß bringen, ſo werden die- ſelben mit einhelliger Bewilligung aller Staͤnde verſchoben, biß endlich alle Vorfallenheiten, Deſi- deria und Receſſe der vorigen Reichs-Taͤge bey der Reaſſumtion wieder vorgenommen werden.
§. 14. Was in den Koͤnigreichen die Reichs- Taͤge, das ſind in Teuſchland die Land-Taͤge, ſo die Landes-Herren bey vorfallenden Angele- genheiten des Landes auszuſchreiben pflegen, wenn es entweder der ſtatus religionis erfordert, oder die Etablirung neuer und nuͤtzlicher Landes-Geſetze und Ordnungen, oder die Vermehrung der Troup- pen, die Aufrichtung oͤffentlicher und dem gantzen Lande heylſamen Gebaͤude, meiſtentheils aber, wenn die Landes-Verwilligungen zu Ende gehen, und die Staͤnde wieder neue Summen Geldes dem Landes-Herren verwilligen ſollen. Biß- weilen iſt es zu weitlaͤufftig zu koſtbar und zu muͤh- ſam, allgemeine Land-Taͤge auszuſchreiben, da alle Staͤnde zuſammen beruffen werden, und als- denn pflegt man nur einen Convent, der aus den vornehmſten Staͤnden des Landes beſteht, zu ver- anlaſſen, der denn ein Ausſchuß- oder Landes-
Deputa-
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Von den Reichs- und Land-Taͤgen.
kein Wunder, indem ein eintziger Landbothe, der
widriger Meynung, den Schluß der ſaͤmmtlichen
Staͤnde umſtoſſen, und alſo den Riß des Reichs-
Tages verurſachen kan.
§. 13. Koͤnnen die Reichs-Staͤnde die Reichs-
Taͤge wegen der vorſeyenden Krieges-Operatio-
nen oder anderer Hinderniſſe in geſchwinder Zeit
nicht gaͤntzlich zum Schluß bringen, ſo werden die-
ſelben mit einhelliger Bewilligung aller Staͤnde
verſchoben, biß endlich alle Vorfallenheiten, Deſi-
deria und Receſſe der vorigen Reichs-Taͤge bey
der Reaſſumtion wieder vorgenommen werden.
§. 14. Was in den Koͤnigreichen die Reichs-
Taͤge, das ſind in Teuſchland die Land-Taͤge,
ſo die Landes-Herren bey vorfallenden Angele-
genheiten des Landes auszuſchreiben pflegen, wenn
es entweder der ſtatus religionis erfordert, oder
die Etablirung neuer und nuͤtzlicher Landes-Geſetze
und Ordnungen, oder die Vermehrung der Troup-
pen, die Aufrichtung oͤffentlicher und dem gantzen
Lande heylſamen Gebaͤude, meiſtentheils aber,
wenn die Landes-Verwilligungen zu Ende gehen,
und die Staͤnde wieder neue Summen Geldes
dem Landes-Herren verwilligen ſollen. Biß-
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alle Staͤnde zuſammen beruffen werden, und als-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/713>, abgerufen am 22.11.2024.
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