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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von der Huldigung.
ichtwas wider Serenissimum an Leib, Ehre, Wür-
de und Stande zu Gegen- und Nachtheil, oder
Dero Chur- und Fürstenthümern, Herrschafften,
Land und Leuten zu Abbruch von iemand solte vor-
genommen werden, solches Serenissimo offenbah-
ren, und das durch euch oder die eurigen treulich
verrichten.

§. 34. An den meisten Oertern werden die
drey Finger bey den Huldigungs-Eyden aufge-
hoben, an andern hingegen bringt es die bißherige
Gewohnheit und Observanz mit sich, daß sie auch
ohne Aufhebung der drey Finger den Eyd von
Wort zu Wort nachsprechen.

§. 35. Nach abgelegten Huldigungs-Eyde er-
schallet allenthalben das Vivat, und dieses wird um
desto stärcker, williger und öffterer ausgeruffen, ie
mehr natürliche Zuneigung die Unterthanen in ih-
ren Hertzen, gegen ihre hohe Landes-Obrigkeit tra-
gen. Bißweilen wird auch der Vermahnung zum
Eyde mit angehangen, daß sie das gewöhnliche
Frolockende Vivat dreymahl auf iedes gegebenes
Zeichen mit freudiger heller Stimme aus den in-
nersten Kräfften eines wahren teutschen Hertzens
ausruffen sollen.

§. 36. Grosse Herren lassen sich bißweilen ge-
fallen das Hand-Gelöbniß in eigner hoher Person
in den Städten von der Bürgerschafft, von Reichen
und Armen ohne Unterschied anzunehmen. Bey
dem Handschlage gehen zuweilen die vornehm-
sten nach ihrem Range vorher, nachgehends aber

wird
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Von der Huldigung.
ichtwas wider Sereniſſimum an Leib, Ehre, Wuͤr-
de und Stande zu Gegen- und Nachtheil, oder
Dero Chur- und Fuͤrſtenthuͤmern, Herrſchafften,
Land und Leuten zu Abbruch von iemand ſolte vor-
genommen werden, ſolches Sereniſſimo offenbah-
ren, und das durch euch oder die eurigen treulich
verrichten.

§. 34. An den meiſten Oertern werden die
drey Finger bey den Huldigungs-Eyden aufge-
hoben, an andern hingegen bringt es die bißherige
Gewohnheit und Obſervanz mit ſich, daß ſie auch
ohne Aufhebung der drey Finger den Eyd von
Wort zu Wort nachſprechen.

§. 35. Nach abgelegten Huldigungs-Eyde er-
ſchallet allenthalben das Vivat, und dieſes wird um
deſto ſtaͤrcker, williger und oͤffterer ausgeruffen, ie
mehr natuͤrliche Zuneigung die Unterthanen in ih-
ren Hertzen, gegen ihre hohe Landes-Obrigkeit tra-
gen. Bißweilen wird auch der Vermahnung zum
Eyde mit angehangen, daß ſie das gewoͤhnliche
Frolockende Vivat dreymahl auf iedes gegebenes
Zeichen mit freudiger heller Stimme aus den in-
nerſten Kraͤfften eines wahren teutſchen Hertzens
ausruffen ſollen.

§. 36. Groſſe Herren laſſen ſich bißweilen ge-
fallen das Hand-Geloͤbniß in eigner hoher Perſon
in den Staͤdten von der Buͤrgerſchafft, von Reichen
und Armen ohne Unterſchied anzunehmen. Bey
dem Handſchlage gehen zuweilen die vornehm-
ſten nach ihrem Range vorher, nachgehends aber

wird
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[675/0699] Von der Huldigung. ichtwas wider Sereniſſimum an Leib, Ehre, Wuͤr- de und Stande zu Gegen- und Nachtheil, oder Dero Chur- und Fuͤrſtenthuͤmern, Herrſchafften, Land und Leuten zu Abbruch von iemand ſolte vor- genommen werden, ſolches Sereniſſimo offenbah- ren, und das durch euch oder die eurigen treulich verrichten. §. 34. An den meiſten Oertern werden die drey Finger bey den Huldigungs-Eyden aufge- hoben, an andern hingegen bringt es die bißherige Gewohnheit und Obſervanz mit ſich, daß ſie auch ohne Aufhebung der drey Finger den Eyd von Wort zu Wort nachſprechen. §. 35. Nach abgelegten Huldigungs-Eyde er- ſchallet allenthalben das Vivat, und dieſes wird um deſto ſtaͤrcker, williger und oͤffterer ausgeruffen, ie mehr natuͤrliche Zuneigung die Unterthanen in ih- ren Hertzen, gegen ihre hohe Landes-Obrigkeit tra- gen. Bißweilen wird auch der Vermahnung zum Eyde mit angehangen, daß ſie das gewoͤhnliche Frolockende Vivat dreymahl auf iedes gegebenes Zeichen mit freudiger heller Stimme aus den in- nerſten Kraͤfften eines wahren teutſchen Hertzens ausruffen ſollen. §. 36. Groſſe Herren laſſen ſich bißweilen ge- fallen das Hand-Geloͤbniß in eigner hoher Perſon in den Staͤdten von der Buͤrgerſchafft, von Reichen und Armen ohne Unterſchied anzunehmen. Bey dem Handſchlage gehen zuweilen die vornehm- ſten nach ihrem Range vorher, nachgehends aber wird U u 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/699>, abgerufen am 15.08.2024.