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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von der Crönung.

§. 44. Es ist fast bey allen Crönungen der Eu-
ropäischen Puissancen gewöhnlich, daß ein gantzer
Ochse gebraten, und dem Volck preiß gegeben
wird. So pflegt auch ein Stück davon an dem
Crönungs-Fest auf die Königliche Tafel gebracht
zu werden. Jn einigen Königlichen Residentien
pflegt dieser Ochse einige Tage vorher durch die
Fleischer-Knechte in der Stadt herum geführt zu
werden, nach dem ihm die Hörner verguldet, und
er mit bunten Bändern ausgeziert. Einige leiten
den Gebrauch dieser gebratenen Ochsen, so hernach
dem Volck ausgetheilet werden, von den Trium-
phen der Römer her, die einen solchen Ochsen den
Göttern geopffert, und ein herrlich Festin dabey
angestellt. S. Hopiny de jur. insign. C. II. §.
VII. f. 249. Limn. not. in A. B. C. XXVII.
§. VII. Obs.
7.

§. 45. Uber dieses findet man bey den unterschie-
denen Königlichen Crönungen auch hin und wieder
unterschiedene Special-Gebräuche, z. E. das aus-
werffen der Nüsse bey den Böhmischen Crönungen,
das anrühren der Kröpffigten bey den Königlich-
Frantzösischen Crönungen u. s. w. Die gecrön-
ten Häupter empfangen bißweilen vor, bißweilen
auch nach der Crönung von den Ständen sehr kost-
bare Geschencke. Also haben die Königlich-Böh-
mischen Stände Jhrer Römisch-Kayserlichen Ma-
jestät Carl dem VI und Dessen Allerdurchlauch-
tigsten Gemahlin bey der Crönung in einer ge-
habten Audienz dem Kayser zehntausend, der

Kayse-
Von der Croͤnung.

§. 44. Es iſt faſt bey allen Croͤnungen der Eu-
ropaͤiſchen Puiſſancen gewoͤhnlich, daß ein gantzer
Ochſe gebraten, und dem Volck preiß gegeben
wird. So pflegt auch ein Stuͤck davon an dem
Croͤnungs-Feſt auf die Koͤnigliche Tafel gebracht
zu werden. Jn einigen Koͤniglichen Reſidentien
pflegt dieſer Ochſe einige Tage vorher durch die
Fleiſcher-Knechte in der Stadt herum gefuͤhrt zu
werden, nach dem ihm die Hoͤrner verguldet, und
er mit bunten Baͤndern ausgeziert. Einige leiten
den Gebrauch dieſer gebratenen Ochſen, ſo hernach
dem Volck ausgetheilet werden, von den Trium-
phen der Roͤmer her, die einen ſolchen Ochſen den
Goͤttern geopffert, und ein herrlich Feſtin dabey
angeſtellt. S. Hopiny de jur. inſign. C. II. §.
VII. f. 249. Limn. not. in A. B. C. XXVII.
§. VII. Obſ.
7.

§. 45. Uber dieſes findet man bey den unterſchie-
denen Koͤniglichen Croͤnungen auch hin und wieder
unterſchiedene Special-Gebraͤuche, z. E. das aus-
werffen der Nuͤſſe bey den Boͤhmiſchen Croͤnungen,
das anruͤhren der Kroͤpffigten bey den Koͤniglich-
Frantzoͤſiſchen Croͤnungen u. ſ. w. Die gecroͤn-
ten Haͤupter empfangen bißweilen vor, bißweilen
auch nach der Croͤnung von den Staͤnden ſehr koſt-
bare Geſchencke. Alſo haben die Koͤniglich-Boͤh-
miſchen Staͤnde Jhrer Roͤmiſch-Kayſerlichen Ma-
jeſtaͤt Carl dem VI und Deſſen Allerdurchlauch-
tigſten Gemahlin bey der Croͤnung in einer ge-
habten Audienz dem Kayſer zehntauſend, der

Kayſe-
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[607/0631] Von der Croͤnung. §. 44. Es iſt faſt bey allen Croͤnungen der Eu- ropaͤiſchen Puiſſancen gewoͤhnlich, daß ein gantzer Ochſe gebraten, und dem Volck preiß gegeben wird. So pflegt auch ein Stuͤck davon an dem Croͤnungs-Feſt auf die Koͤnigliche Tafel gebracht zu werden. Jn einigen Koͤniglichen Reſidentien pflegt dieſer Ochſe einige Tage vorher durch die Fleiſcher-Knechte in der Stadt herum gefuͤhrt zu werden, nach dem ihm die Hoͤrner verguldet, und er mit bunten Baͤndern ausgeziert. Einige leiten den Gebrauch dieſer gebratenen Ochſen, ſo hernach dem Volck ausgetheilet werden, von den Trium- phen der Roͤmer her, die einen ſolchen Ochſen den Goͤttern geopffert, und ein herrlich Feſtin dabey angeſtellt. S. Hopiny de jur. inſign. C. II. §. VII. f. 249. Limn. not. in A. B. C. XXVII. §. VII. Obſ. 7. §. 45. Uber dieſes findet man bey den unterſchie- denen Koͤniglichen Croͤnungen auch hin und wieder unterſchiedene Special-Gebraͤuche, z. E. das aus- werffen der Nuͤſſe bey den Boͤhmiſchen Croͤnungen, das anruͤhren der Kroͤpffigten bey den Koͤniglich- Frantzoͤſiſchen Croͤnungen u. ſ. w. Die gecroͤn- ten Haͤupter empfangen bißweilen vor, bißweilen auch nach der Croͤnung von den Staͤnden ſehr koſt- bare Geſchencke. Alſo haben die Koͤniglich-Boͤh- miſchen Staͤnde Jhrer Roͤmiſch-Kayſerlichen Ma- jeſtaͤt Carl dem VI und Deſſen Allerdurchlauch- tigſten Gemahlin bey der Croͤnung in einer ge- habten Audienz dem Kayſer zehntauſend, der Kayſe-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/631>, abgerufen am 25.11.2024.