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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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III. Theil. IV. Capitul.

§. 43. An der Tafel des Königs in Emgelland
ist eine besondere Ceremonie, so sich an seinem
Crönungs-Tage begiebt. Es kommt ein Cham-
pion,
das ist, ein Verfechter oder Kämpffer des
Königs auf einem weisen Pferde mit einem Pan-
tzer und eisernen Handschuhen angethan, und mit
einigen Leuten umgeben, in das Gemach geritten,
alsdenn rufft der Herold mit heller Stimme aus:
Dafern iemand, er sey wes Standes er wolle,
vorhanden wäre, der da leugnen oder auch nur in
Zweifel ziehen wolte, daß der König kein rechtmäßi-
ger Erbe der Crone dieses Königreichs Groß-Bri-
tannien wäre, oder solches nicht in seinem Besitz
haben solte, so zeigte sich allhier dessen Verfechter,
welcher einen solchen, Lügen straffen und öffentlich
darthun wolte, daß er ein schändlicher Verräther
wäre; alsdenn wirfft er zum Zeichen der Ausfor-
derung seinen Pantzer und Handschuh zur Erde,
welchen, wenn er eine weile gelegen, der Herold
wieder aufhebt, und dem Helden überreicht. Jst
nun dieses zu unterschiedenen mahlen geschehen, so
kommt der Mundschencke, praesentirt dem König
einen güldenen Becher voll Wein, mit einem De-
ckel, welchen Jhro Majestät dem Helden zutrinckt,
und durch den Mundschencken zustellen läst. Der
Champion nimmt selbigen ehrerbiethigst an, zieht
sich ein wenig zurück, trinckt daraus, und neiget sich
auf das demüthigste gegen Sr. Majestät dem Kö-
nig. Hierauf behält er den Becher mit sammt dem
Deckel zu seiner Verehrung.

§. 44.
III. Theil. IV. Capitul.

§. 43. An der Tafel des Koͤnigs in Emgelland
iſt eine beſondere Ceremonie, ſo ſich an ſeinem
Croͤnungs-Tage begiebt. Es kommt ein Cham-
pion,
das iſt, ein Verfechter oder Kaͤmpffer des
Koͤnigs auf einem weiſen Pferde mit einem Pan-
tzer und eiſernen Handſchuhen angethan, und mit
einigen Leuten umgeben, in das Gemach geritten,
alsdenn rufft der Herold mit heller Stimme aus:
Dafern iemand, er ſey wes Standes er wolle,
vorhanden waͤre, der da leugnen oder auch nur in
Zweifel ziehen wolte, daß der Koͤnig kein rechtmaͤßi-
ger Erbe der Crone dieſes Koͤnigreichs Groß-Bri-
tannien waͤre, oder ſolches nicht in ſeinem Beſitz
haben ſolte, ſo zeigte ſich allhier deſſen Verfechter,
welcher einen ſolchen, Luͤgen ſtraffen und oͤffentlich
darthun wolte, daß er ein ſchaͤndlicher Verraͤther
waͤre; alsdenn wirfft er zum Zeichen der Ausfor-
derung ſeinen Pantzer und Handſchuh zur Erde,
welchen, wenn er eine weile gelegen, der Herold
wieder aufhebt, und dem Helden uͤberreicht. Jſt
nun dieſes zu unterſchiedenen mahlen geſchehen, ſo
kommt der Mundſchencke, præſentirt dem Koͤnig
einen guͤldenen Becher voll Wein, mit einem De-
ckel, welchen Jhro Majeſtaͤt dem Helden zutrinckt,
und durch den Mundſchencken zuſtellen laͤſt. Der
Champion nimmt ſelbigen ehrerbiethigſt an, zieht
ſich ein wenig zuruͤck, trinckt daraus, und neiget ſich
auf das demuͤthigſte gegen Sr. Majeſtaͤt dem Koͤ-
nig. Hierauf behaͤlt er den Becher mit ſammt dem
Deckel zu ſeiner Verehrung.

§. 44.
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[606/0630] III. Theil. IV. Capitul. §. 43. An der Tafel des Koͤnigs in Emgelland iſt eine beſondere Ceremonie, ſo ſich an ſeinem Croͤnungs-Tage begiebt. Es kommt ein Cham- pion, das iſt, ein Verfechter oder Kaͤmpffer des Koͤnigs auf einem weiſen Pferde mit einem Pan- tzer und eiſernen Handſchuhen angethan, und mit einigen Leuten umgeben, in das Gemach geritten, alsdenn rufft der Herold mit heller Stimme aus: Dafern iemand, er ſey wes Standes er wolle, vorhanden waͤre, der da leugnen oder auch nur in Zweifel ziehen wolte, daß der Koͤnig kein rechtmaͤßi- ger Erbe der Crone dieſes Koͤnigreichs Groß-Bri- tannien waͤre, oder ſolches nicht in ſeinem Beſitz haben ſolte, ſo zeigte ſich allhier deſſen Verfechter, welcher einen ſolchen, Luͤgen ſtraffen und oͤffentlich darthun wolte, daß er ein ſchaͤndlicher Verraͤther waͤre; alsdenn wirfft er zum Zeichen der Ausfor- derung ſeinen Pantzer und Handſchuh zur Erde, welchen, wenn er eine weile gelegen, der Herold wieder aufhebt, und dem Helden uͤberreicht. Jſt nun dieſes zu unterſchiedenen mahlen geſchehen, ſo kommt der Mundſchencke, præſentirt dem Koͤnig einen guͤldenen Becher voll Wein, mit einem De- ckel, welchen Jhro Majeſtaͤt dem Helden zutrinckt, und durch den Mundſchencken zuſtellen laͤſt. Der Champion nimmt ſelbigen ehrerbiethigſt an, zieht ſich ein wenig zuruͤck, trinckt daraus, und neiget ſich auf das demuͤthigſte gegen Sr. Majeſtaͤt dem Koͤ- nig. Hierauf behaͤlt er den Becher mit ſammt dem Deckel zu ſeiner Verehrung. §. 44.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/630>, abgerufen am 25.11.2024.