macht nach unserer Müntze einen Thaler vier Gro- schen. An. 1717. erhandelte der Hertzog von Orleans als Regent in Franckreich von Monsieur Pitt einen Engländer, der von den Gouverneur des Fort Saint George in Ost-Jndien gewesen, und von da als er an. 1710. nach England retourniret, diesen Stein mitgebracht, einen Diamant vor zwey Millionen Livres, um solchen der Königlichen Crone einzuverleiben. Er hatte diesen Stein, der ein vortreflicher Brillante war, und an Grösse einen kleinen Ey gleich, in dem Lande des grossen Moguls mit List erhascht, solchen hierauf brillandiren zu lassen. Vor welchem zu schneiden sollen dem Künstler allein 1000000. Gülden gegeben, und aus den Fragmentis mehr als 150000. Gülden ge- löset worden seyn, und soll allein 2. Jahr hierüber zugebracht haben. Eine mehrere Nachricht hie- von siehe in dem I. Versuch der Schlesischen Na- tur- und Kunst-Geschichte. Artic. V. p. 75.
§. 8. Der Autor des XLVI. Stücks der Euro- päischen Famae moralisirt über die Kostbarkeit der Königlichen Cronen folgender gestalt: Die Circul der Cronen fassen in ihren Umkreyß eine unaus- sprechliche Menge wideriger Zufälle, und die bli- tzenden Steine, welche die Künstler daran gefügt, sind ein bloßes Zeugniß, daß die Steinbürden viel schwehrer weder gemeine Gemüther sich einbilden, oder daß mancher Souverain mehr Steine in den Hertzen als glückseelige Momens seiner Regierung zu zehlen weiß.
§. 9.
III. Theil. IV. Capitul.
macht nach unſerer Muͤntze einen Thaler vier Gro- ſchen. An. 1717. erhandelte der Hertzog von Orleans als Regent in Franckreich von Monſieur Pitt einen Englaͤnder, der von den Gouverneur des Fort Saint George in Oſt-Jndien geweſen, und von da als er an. 1710. nach England retourniret, dieſen Stein mitgebracht, einen Diamant vor zwey Millionen Livres, um ſolchen der Koͤniglichen Crone einzuverleiben. Er hatte dieſen Stein, der ein vortreflicher Brillante war, und an Groͤſſe einen kleinen Ey gleich, in dem Lande des groſſen Moguls mit Liſt erhaſcht, ſolchen hierauf brillandiren zu laſſen. Vor welchem zu ſchneiden ſollen dem Kuͤnſtler allein 1000000. Guͤlden gegeben, und aus den Fragmentis mehr als 150000. Guͤlden ge- loͤſet worden ſeyn, und ſoll allein 2. Jahr hieruͤber zugebracht haben. Eine mehrere Nachricht hie- von ſiehe in dem I. Verſuch der Schleſiſchen Na- tur- und Kunſt-Geſchichte. Artic. V. p. 75.
§. 8. Der Autor des XLVI. Stuͤcks der Euro- paͤiſchen Famæ moraliſirt uͤber die Koſtbarkeit der Koͤniglichen Cronen folgender geſtalt: Die Circul der Cronen faſſen in ihren Umkreyß eine unaus- ſprechliche Menge wideriger Zufaͤlle, und die bli- tzenden Steine, welche die Kuͤnſtler daran gefuͤgt, ſind ein bloßes Zeugniß, daß die Steinbuͤrden viel ſchwehrer weder gemeine Gemuͤther ſich einbilden, oder daß mancher Souverain mehr Steine in den Hertzen als gluͤckſeelige Momens ſeiner Regierung zu zehlen weiß.
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III. Theil. IV. Capitul.
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ſchen. An. 1717. erhandelte der Hertzog von
Orleans als Regent in Franckreich von Monſieur
Pitt einen Englaͤnder, der von den Gouverneur des
Fort Saint George in Oſt-Jndien geweſen, und
von da als er an. 1710. nach England retourniret,
dieſen Stein mitgebracht, einen Diamant vor
zwey Millionen Livres, um ſolchen der Koͤniglichen
Crone einzuverleiben. Er hatte dieſen Stein, der
ein vortreflicher Brillante war, und an Groͤſſe einen
kleinen Ey gleich, in dem Lande des groſſen Moguls
mit Liſt erhaſcht, ſolchen hierauf brillandiren zu
laſſen. Vor welchem zu ſchneiden ſollen dem
Kuͤnſtler allein 1000000. Guͤlden gegeben, und
aus den Fragmentis mehr als 150000. Guͤlden ge-
loͤſet worden ſeyn, und ſoll allein 2. Jahr hieruͤber
zugebracht haben. Eine mehrere Nachricht hie-
von ſiehe in dem I. Verſuch der Schleſiſchen Na-
tur- und Kunſt-Geſchichte. Artic. V. p. 75.
§. 8. Der Autor des XLVI. Stuͤcks der Euro-
paͤiſchen Famæ moraliſirt uͤber die Koſtbarkeit der
Koͤniglichen Cronen folgender geſtalt: Die Circul
der Cronen faſſen in ihren Umkreyß eine unaus-
ſprechliche Menge wideriger Zufaͤlle, und die bli-
tzenden Steine, welche die Kuͤnſtler daran gefuͤgt,
ſind ein bloßes Zeugniß, daß die Steinbuͤrden viel
ſchwehrer weder gemeine Gemuͤther ſich einbilden,
oder daß mancher Souverain mehr Steine in den
Hertzen als gluͤckſeelige Momens ſeiner Regierung
zu zehlen weiß.
§. 9.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/612>, abgerufen am 24.11.2024.
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