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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Hoch-Fürstl. Occupationen etc.
dieses oder jenen grossen Generals und Kriegs-Of-
ficiant
en, sondern forschen auch selbst bey den Ge-
meinen nach, wie sie mit ihren Officiers zufrieden
sind, ob sie ihre Löhnung richtig bekommen, auf
was vor Art sie in Kriegs-Dienste gekommen,
u. s. w.

§. 6. Wie eine mühsame Application fähig sey
gute und qualificirte Regenten zu machen, ist aus
dem ruhmwürdigen Exempel des letzt verstorbenen
Rußischen Kaysers Petri I. Majestät zu ersehen,
welcher durch seine viele Reisen, die er nicht allein
in seinen eigenen Ländereyen, sondern auch in an-
dern Europäischen Provinzien herum gethan, sich
eine so besondere Erfahrung und grosse Staats-
Wissenschafft zuwege gebracht, daß er dadurch ver-
mögend worden, seine ehemahligen rohen Unter-
thanen zu cultiviren, und die rauhen Länder in ei-
nen florisantern Stand zu setzen. Jacobus, Kö-
nig in Engeland, schrieb unter andern Staats-Ma-
xim
en in der Schrifft, welche er ein Königlich Ge-
schenck nennt, seinem Sohn folgende Regul mit
vor: "Er solte alle Jahre seine Länder durchzie-"
hen, das lamentiren der Unterthanen selbst anhö-"
ren, damit er dasjenige, was etwan durch die Be-"
dienten und die Ministres versehen worden, wieder"
verbessern könte."

§. 7. Einige halten ihre eigene Diaria und Pro-
tocolle,
darein sie dasjenige, was sie bey Expedition
der Regierungs-Geschäffte nöthig befinden, mit
eigener hohen Hand einzeichnen. Also rühmet der

Chur-
C 3

Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc.
dieſes oder jenen groſſen Generals und Kriegs-Of-
ficiant
en, ſondern forſchen auch ſelbſt bey den Ge-
meinen nach, wie ſie mit ihren Officiers zufrieden
ſind, ob ſie ihre Loͤhnung richtig bekommen, auf
was vor Art ſie in Kriegs-Dienſte gekommen,
u. ſ. w.

§. 6. Wie eine muͤhſame Application faͤhig ſey
gute und qualificirte Regenten zu machen, iſt aus
dem ruhmwuͤrdigen Exempel des letzt verſtorbenen
Rußiſchen Kayſers Petri I. Majeſtaͤt zu erſehen,
welcher durch ſeine viele Reiſen, die er nicht allein
in ſeinen eigenen Laͤndereyen, ſondern auch in an-
dern Europaͤiſchen Provinzien herum gethan, ſich
eine ſo beſondere Erfahrung und groſſe Staats-
Wiſſenſchafft zuwege gebracht, daß er dadurch ver-
moͤgend worden, ſeine ehemahligen rohen Unter-
thanen zu cultiviren, und die rauhen Laͤnder in ei-
nen floriſantern Stand zu ſetzen. Jacobus, Koͤ-
nig in Engeland, ſchrieb unter andern Staats-Ma-
xim
en in der Schrifft, welche er ein Koͤniglich Ge-
ſchenck nennt, ſeinem Sohn folgende Regul mit
vor: “Er ſolte alle Jahre ſeine Laͤnder durchzie-„
hen, das lamentiren der Unterthanen ſelbſt anhoͤ-„
ren, damit er dasjenige, was etwan durch die Be-„
dienten und die Miniſtres verſehen worden, wieder„
verbeſſern koͤnte.“

§. 7. Einige halten ihre eigene Diaria und Pro-
tocolle,
darein ſie dasjenige, was ſie bey Expedition
der Regierungs-Geſchaͤffte noͤthig befinden, mit
eigener hohen Hand einzeichnen. Alſo ruͤhmet der

Chur-
C 3
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[37/0061] Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc. dieſes oder jenen groſſen Generals und Kriegs-Of- ficianten, ſondern forſchen auch ſelbſt bey den Ge- meinen nach, wie ſie mit ihren Officiers zufrieden ſind, ob ſie ihre Loͤhnung richtig bekommen, auf was vor Art ſie in Kriegs-Dienſte gekommen, u. ſ. w. §. 6. Wie eine muͤhſame Application faͤhig ſey gute und qualificirte Regenten zu machen, iſt aus dem ruhmwuͤrdigen Exempel des letzt verſtorbenen Rußiſchen Kayſers Petri I. Majeſtaͤt zu erſehen, welcher durch ſeine viele Reiſen, die er nicht allein in ſeinen eigenen Laͤndereyen, ſondern auch in an- dern Europaͤiſchen Provinzien herum gethan, ſich eine ſo beſondere Erfahrung und groſſe Staats- Wiſſenſchafft zuwege gebracht, daß er dadurch ver- moͤgend worden, ſeine ehemahligen rohen Unter- thanen zu cultiviren, und die rauhen Laͤnder in ei- nen floriſantern Stand zu ſetzen. Jacobus, Koͤ- nig in Engeland, ſchrieb unter andern Staats-Ma- ximen in der Schrifft, welche er ein Koͤniglich Ge- ſchenck nennt, ſeinem Sohn folgende Regul mit vor: “Er ſolte alle Jahre ſeine Laͤnder durchzie-„ hen, das lamentiren der Unterthanen ſelbſt anhoͤ-„ ren, damit er dasjenige, was etwan durch die Be-„ dienten und die Miniſtres verſehen worden, wieder„ verbeſſern koͤnte.“ §. 7. Einige halten ihre eigene Diaria und Pro- tocolle, darein ſie dasjenige, was ſie bey Expedition der Regierungs-Geſchaͤffte noͤthig befinden, mit eigener hohen Hand einzeichnen. Alſo ruͤhmet der Chur- C 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/61>, abgerufen am 22.11.2024.