Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Theil. III. Capitul.
ein Teutscher seyn, seiner Ankunfft nach von
Durchlauchtigen Herkommen, in Ansehung seiner
Güter reich und mächtig, der Religion nach kein
Ungläubiger noch ein Ketzer. Der Schwaben-
Spiegel sagt bey dem Goldasto in dem I. Theile
der Teutschen Reichs-Satzungen, L. I. C. 21. §. 3.
einen lahmen, meuchelsichtigen Mann, und der in
dem Bann oder in der Acht ist, oder ein Ketzer, den
sollen die Fürsten nicht zum König kiesen. Kiesen
sie aber diesen, so verwerffen ihn wohl die andern
Fürsten mit Recht.

§. 22. Da sich bißweilen bey der Erledigung ei-
nes Thrones viel Europäische Printzen auf eine
Cron Rechnung machen, so sind sie einer frühzeiti-
gen Wahl eines Nachfolgers entgegen, so viel sie
können, damit sie durch das trainiren, Hoffnung
behalten, auch hierbey zu reussiren.

§. 23. Jst einer oder andere dem etwan einver-
meyntliches Recht an der Crone zustehet, oder der
sich einbildet, daß er nothwendig dabey mit concur-
ri
ren müste, davon ausgeschlossen worden, so schickt
derselbe solenne Protestationes wieder die Wahl
ein, und will die geschehene Wahl hierdurch un-
kräfftig machen, und vor null und richtig erläh-
ren.

§. 24. Jst von einer starcken Faction des Reichs
wider die Verfassung der Grund-Gesetze ein un-
rechtmäßige Wahl getroffen, so protestiren die
andern Stände wider die Election, so die übelge-
sinnten zum Nachtheil der Gesetze und der Consti-

tutonen

III. Theil. III. Capitul.
ein Teutſcher ſeyn, ſeiner Ankunfft nach von
Durchlauchtigen Herkommen, in Anſehung ſeiner
Guͤter reich und maͤchtig, der Religion nach kein
Unglaͤubiger noch ein Ketzer. Der Schwaben-
Spiegel ſagt bey dem Goldaſto in dem I. Theile
der Teutſchen Reichs-Satzungen, L. I. C. 21. §. 3.
einen lahmen, meuchelſichtigen Mann, und der in
dem Bann oder in der Acht iſt, oder ein Ketzer, den
ſollen die Fuͤrſten nicht zum Koͤnig kieſen. Kieſen
ſie aber dieſen, ſo verwerffen ihn wohl die andern
Fuͤrſten mit Recht.

§. 22. Da ſich bißweilen bey der Erledigung ei-
nes Thrones viel Europaͤiſche Printzen auf eine
Cron Rechnung machen, ſo ſind ſie einer fruͤhzeiti-
gen Wahl eines Nachfolgers entgegen, ſo viel ſie
koͤnnen, damit ſie durch das trainiren, Hoffnung
behalten, auch hierbey zu reuſſiren.

§. 23. Jſt einer oder andere dem etwan einver-
meyntliches Recht an der Crone zuſtehet, oder der
ſich einbildet, daß er nothwendig dabey mit concur-
ri
ren muͤſte, davon ausgeſchloſſen worden, ſo ſchickt
derſelbe ſolenne Proteſtationes wieder die Wahl
ein, und will die geſchehene Wahl hierdurch un-
kraͤfftig machen, und vor null und richtig erlaͤh-
ren.

§. 24. Jſt von einer ſtarcken Faction des Reichs
wider die Verfaſſung der Grund-Geſetze ein un-
rechtmaͤßige Wahl getroffen, ſo proteſtiren die
andern Staͤnde wider die Election, ſo die uͤbelge-
ſinnten zum Nachtheil der Geſetze und der Conſti-

tutonen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0602" n="578"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
ein Teut&#x017F;cher &#x017F;eyn, &#x017F;einer Ankunfft nach von<lb/>
Durchlauchtigen Herkommen, in An&#x017F;ehung &#x017F;einer<lb/>
Gu&#x0364;ter reich und ma&#x0364;chtig, der Religion nach kein<lb/>
Ungla&#x0364;ubiger noch ein Ketzer. Der Schwaben-<lb/>
Spiegel &#x017F;agt bey dem <hi rendition="#aq">Golda&#x017F;to</hi> in dem <hi rendition="#aq">I.</hi> Theile<lb/>
der Teut&#x017F;chen Reichs-Satzungen, <hi rendition="#aq">L. I. C.</hi> 21. §. 3.<lb/>
einen lahmen, meuchel&#x017F;ichtigen Mann, und der in<lb/>
dem Bann oder in der Acht i&#x017F;t, oder ein Ketzer, den<lb/>
&#x017F;ollen die Fu&#x0364;r&#x017F;ten nicht zum Ko&#x0364;nig kie&#x017F;en. Kie&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ie aber die&#x017F;en, &#x017F;o verwerffen ihn wohl die andern<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten mit Recht.</p><lb/>
          <p>§. 22. Da &#x017F;ich bißweilen bey der Erledigung ei-<lb/>
nes Thrones viel Europa&#x0364;i&#x017F;che Printzen auf eine<lb/>
Cron Rechnung machen, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie einer fru&#x0364;hzeiti-<lb/>
gen Wahl eines Nachfolgers entgegen, &#x017F;o viel &#x017F;ie<lb/>
ko&#x0364;nnen, damit &#x017F;ie durch das <hi rendition="#aq">traini</hi>ren, Hoffnung<lb/>
behalten, auch hierbey zu <hi rendition="#aq">reu&#x017F;&#x017F;i</hi>ren.</p><lb/>
          <p>§. 23. J&#x017F;t einer oder andere dem etwan einver-<lb/>
meyntliches Recht an der Crone zu&#x017F;tehet, oder der<lb/>
&#x017F;ich einbildet, daß er nothwendig dabey mit <hi rendition="#aq">concur-<lb/>
ri</hi>ren mu&#x0364;&#x017F;te, davon ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden, &#x017F;o &#x017F;chickt<lb/>
der&#x017F;elbe <hi rendition="#aq">&#x017F;olenne Prote&#x017F;tationes</hi> wieder die Wahl<lb/>
ein, und will die ge&#x017F;chehene Wahl hierdurch un-<lb/>
kra&#x0364;fftig machen, und vor <hi rendition="#aq">null</hi> und richtig erla&#x0364;h-<lb/>
ren.</p><lb/>
          <p>§. 24. J&#x017F;t von einer &#x017F;tarcken <hi rendition="#aq">Faction</hi> des Reichs<lb/>
wider die Verfa&#x017F;&#x017F;ung der Grund-Ge&#x017F;etze ein un-<lb/>
rechtma&#x0364;ßige Wahl getroffen, &#x017F;o <hi rendition="#aq">prote&#x017F;ti</hi>ren die<lb/>
andern Sta&#x0364;nde wider die <hi rendition="#aq">Election,</hi> &#x017F;o die u&#x0364;belge-<lb/>
&#x017F;innten zum Nachtheil der Ge&#x017F;etze und der <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ti-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">tuton</hi>en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[578/0602] III. Theil. III. Capitul. ein Teutſcher ſeyn, ſeiner Ankunfft nach von Durchlauchtigen Herkommen, in Anſehung ſeiner Guͤter reich und maͤchtig, der Religion nach kein Unglaͤubiger noch ein Ketzer. Der Schwaben- Spiegel ſagt bey dem Goldaſto in dem I. Theile der Teutſchen Reichs-Satzungen, L. I. C. 21. §. 3. einen lahmen, meuchelſichtigen Mann, und der in dem Bann oder in der Acht iſt, oder ein Ketzer, den ſollen die Fuͤrſten nicht zum Koͤnig kieſen. Kieſen ſie aber dieſen, ſo verwerffen ihn wohl die andern Fuͤrſten mit Recht. §. 22. Da ſich bißweilen bey der Erledigung ei- nes Thrones viel Europaͤiſche Printzen auf eine Cron Rechnung machen, ſo ſind ſie einer fruͤhzeiti- gen Wahl eines Nachfolgers entgegen, ſo viel ſie koͤnnen, damit ſie durch das trainiren, Hoffnung behalten, auch hierbey zu reuſſiren. §. 23. Jſt einer oder andere dem etwan einver- meyntliches Recht an der Crone zuſtehet, oder der ſich einbildet, daß er nothwendig dabey mit concur- riren muͤſte, davon ausgeſchloſſen worden, ſo ſchickt derſelbe ſolenne Proteſtationes wieder die Wahl ein, und will die geſchehene Wahl hierdurch un- kraͤfftig machen, und vor null und richtig erlaͤh- ren. §. 24. Jſt von einer ſtarcken Faction des Reichs wider die Verfaſſung der Grund-Geſetze ein un- rechtmaͤßige Wahl getroffen, ſo proteſtiren die andern Staͤnde wider die Election, ſo die uͤbelge- ſinnten zum Nachtheil der Geſetze und der Conſti- tutonen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/602
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/602>, abgerufen am 23.11.2024.