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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Interregnis und den Wahlen.

§. 20. Bey den Polnischen Wahl-Tägen ist ei-
ne höchstnöthige Eigenschafft vor alle ausländische
Minister, welche auf einige Weise das Interesse
ihrer hohen Herren Principalen mit dabey zu besor-
gen haben, daß sie nicht allein beredt, fondern auch
freygebig und großmüthig seyn, damit sie durch al-
lerhand complaisance, stattliche Banquete, inson-
derheit aber durch ihr Geld die Stimmen so wohl
der Senatoren als des Adels gewinnen mögen. Ja
es wird von den Abgesandten als ein unentbehrlich
Stück erfordert eine große Figur zu machen, offene
Tafel zu halten, viel Geld aufzuwenden, und an-
sehnliche Geschencke auszutheilen, weil sonst die
auf den Wahl-Tag versammleten Stände,
wenn sie nur den gerinsten Argwohn einiger
Spahrsamkeit oder Kargheit bekommen, alsobald
den Schluß daraus machen, daß der Principal ei-
nes solchen Ambassadeurs ein armer und unvermö-
gender Herr seyn müste, daher sie sich auch nach-
gehends gar schwerlich entschlüssen, denselben oder
denjenigen den er vorgeschlagen, auf den Thron zu
erheben. Gleichergestalt haben sie Ursache, mit
allen ersinnlichen Fleiß sich zu bemühen, daß sie die
Clerisey auf die Seite bekommen.

§. 21. Jn den Reichs-Satzungen und Grund-
Gesetzen werden auch gewisse Requisita von dem-
jenigen, der zu dem künfftigen Regenten erwehlet
werden soll, erfordert, insonderheit aber die Reli-
gion, zu welcher er sich bekennen soll exprimirt.
Also soll ein Römischer Kayser der Geburth nach

ein
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Von Interregnis und den Wahlen.

§. 20. Bey den Polniſchen Wahl-Taͤgen iſt ei-
ne hoͤchſtnoͤthige Eigenſchafft vor alle auslaͤndiſche
Miniſter, welche auf einige Weiſe das Intereſſe
ihrer hohen Herren Principalen mit dabey zu beſor-
gen haben, daß ſie nicht allein beredt, fondern auch
freygebig und großmuͤthig ſeyn, damit ſie durch al-
lerhand complaiſance, ſtattliche Banquete, inſon-
derheit aber durch ihr Geld die Stimmen ſo wohl
der Senatoren als des Adels gewinnen moͤgen. Ja
es wird von den Abgeſandten als ein unentbehrlich
Stuͤck erfordert eine große Figur zu machen, offene
Tafel zu halten, viel Geld aufzuwenden, und an-
ſehnliche Geſchencke auszutheilen, weil ſonſt die
auf den Wahl-Tag verſammleten Staͤnde,
wenn ſie nur den gerinſten Argwohn einiger
Spahrſamkeit oder Kargheit bekommen, alſobald
den Schluß daraus machen, daß der Principal ei-
nes ſolchen Ambaſſadeurs ein armer und unvermoͤ-
gender Herr ſeyn muͤſte, daher ſie ſich auch nach-
gehends gar ſchwerlich entſchluͤſſen, denſelben oder
denjenigen den er vorgeſchlagen, auf den Thron zu
erheben. Gleichergeſtalt haben ſie Urſache, mit
allen erſinnlichen Fleiß ſich zu bemuͤhen, daß ſie die
Cleriſey auf die Seite bekommen.

§. 21. Jn den Reichs-Satzungen und Grund-
Geſetzen werden auch gewiſſe Requiſita von dem-
jenigen, der zu dem kuͤnfftigen Regenten erwehlet
werden ſoll, erfordert, inſonderheit aber die Reli-
gion, zu welcher er ſich bekennen ſoll exprimirt.
Alſo ſoll ein Roͤmiſcher Kayſer der Geburth nach

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[577/0601] Von Interregnis und den Wahlen. §. 20. Bey den Polniſchen Wahl-Taͤgen iſt ei- ne hoͤchſtnoͤthige Eigenſchafft vor alle auslaͤndiſche Miniſter, welche auf einige Weiſe das Intereſſe ihrer hohen Herren Principalen mit dabey zu beſor- gen haben, daß ſie nicht allein beredt, fondern auch freygebig und großmuͤthig ſeyn, damit ſie durch al- lerhand complaiſance, ſtattliche Banquete, inſon- derheit aber durch ihr Geld die Stimmen ſo wohl der Senatoren als des Adels gewinnen moͤgen. Ja es wird von den Abgeſandten als ein unentbehrlich Stuͤck erfordert eine große Figur zu machen, offene Tafel zu halten, viel Geld aufzuwenden, und an- ſehnliche Geſchencke auszutheilen, weil ſonſt die auf den Wahl-Tag verſammleten Staͤnde, wenn ſie nur den gerinſten Argwohn einiger Spahrſamkeit oder Kargheit bekommen, alſobald den Schluß daraus machen, daß der Principal ei- nes ſolchen Ambaſſadeurs ein armer und unvermoͤ- gender Herr ſeyn muͤſte, daher ſie ſich auch nach- gehends gar ſchwerlich entſchluͤſſen, denſelben oder denjenigen den er vorgeſchlagen, auf den Thron zu erheben. Gleichergeſtalt haben ſie Urſache, mit allen erſinnlichen Fleiß ſich zu bemuͤhen, daß ſie die Cleriſey auf die Seite bekommen. §. 21. Jn den Reichs-Satzungen und Grund- Geſetzen werden auch gewiſſe Requiſita von dem- jenigen, der zu dem kuͤnfftigen Regenten erwehlet werden ſoll, erfordert, inſonderheit aber die Reli- gion, zu welcher er ſich bekennen ſoll exprimirt. Alſo ſoll ein Roͤmiſcher Kayſer der Geburth nach ein O o

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/601>, abgerufen am 22.11.2024.