Wesen wolte gholffen sehen, er wolte lieber sich selbst, als sein Amt versäumen. S. Kevenhüllers Annal. Ferdinaid. p. 2434.
§. 2. Einige pflegen so wohl die Zeit der Tage, als der Wochenauf das ordentlichste einzutheilen. Also hat man beydem Kayser Leopoldo, glorwür- digsten Andenckens, als eine besondere Regul an- gemerckt, daß erzu einerley Zeit und Stunde auf- gestanden, die Messe gehört, gespeiset, spatzieren ge- gangen, Audienten gegeben, Rath gehalten, und sich wieder niedergelegt, und dieses alles ohne Ver- änderung der Zeit.
§. 3. Viele sind die Directores und Praesiden- ten von allen ihren Collegiis, und besuchen diesel- ben alle Wochen an gewissen Tagen. Diesen Tag wohnen sie dem geheimden Consilio mit bey, einen andern begeben sie sich in die Landes-Regie- rung, und in das Justiz-Collegium, und noch an einen andern besuchen sie die Rent-Cammer u. s. w. Es ist dieses eine sehr löbliche und gute Gewohnheit. Grosse Herrn erlangen hiedurch eine grosse Wis- senschafft und Erfahrung, wenn die wichtigsten Sa- chen durch ihren Kopf müssen, sie erwerben sich bey ihren Unterthanen eine sehr grosse Liebe und Hoch- achtung, sie machen sich bey den andern Mit-Re- genten einen grossen Nahmen, und treiben hierdurch ihre Ministres und Räthe zu besondern Fleiß und Accuratesse an, richten es auch dabey so ein, daß al- le ihre Bedienten zwar voll Futter, aber auch volle Arbeit haben mögen. Sie setzen manchen Mini-
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Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc.
Weſen wolte gholffen ſehen, er wolte lieber ſich ſelbſt, als ſein Amt verſaͤumen. S. Kevenhuͤllers Annal. Ferdinaid. p. 2434.
§. 2. Einige pflegen ſo wohl die Zeit der Tage, als der Wochenauf das ordentlichſte einzutheilen. Alſo hat man beydem Kayſer Leopoldo, glorwuͤr- digſten Andenckens, als eine beſondere Regul an- gemerckt, daß erzu einerley Zeit und Stunde auf- geſtanden, die Meſſe gehoͤrt, geſpeiſet, ſpatzieren ge- gangen, Audienten gegeben, Rath gehalten, und ſich wieder niedergelegt, und dieſes alles ohne Ver- aͤnderung der Zeit.
§. 3. Viele ſind die Directores und Præſiden- ten von allen ihren Collegiis, und beſuchen dieſel- ben alle Wochen an gewiſſen Tagen. Dieſen Tag wohnen ſie dem geheimden Conſilio mit bey, einen andern begeben ſie ſich in die Landes-Regie- rung, und in das Juſtiz-Collegium, und noch an einen andern beſuchen ſie die Rent-Cammer u. ſ. w. Es iſt dieſes eine ſehr loͤbliche und gute Gewohnheit. Groſſe Herrn erlangen hiedurch eine groſſe Wiſ- ſenſchafft und Erfahrung, wenn die wichtigſten Sa- chen durch ihren Kopf muͤſſen, ſie erwerben ſich bey ihren Unterthanen eine ſehr groſſe Liebe und Hoch- achtung, ſie machen ſich bey den andern Mit-Re- genten einen groſſen Nahmen, und treiben hierdurch ihre Miniſtres und Raͤthe zu beſondern Fleiß und Accurateſſe an, richten es auch dabey ſo ein, daß al- le ihre Bedienten zwar voll Futter, aber auch volle Arbeit haben moͤgen. Sie ſetzen manchen Mini-
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Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc.
Weſen wolte gholffen ſehen, er wolte lieber ſich
ſelbſt, als ſein Amt verſaͤumen. S. Kevenhuͤllers
Annal. Ferdinaid. p. 2434.
§. 2. Einige pflegen ſo wohl die Zeit der Tage,
als der Wochenauf das ordentlichſte einzutheilen.
Alſo hat man beydem Kayſer Leopoldo, glorwuͤr-
digſten Andenckens, als eine beſondere Regul an-
gemerckt, daß erzu einerley Zeit und Stunde auf-
geſtanden, die Meſſe gehoͤrt, geſpeiſet, ſpatzieren ge-
gangen, Audienten gegeben, Rath gehalten, und
ſich wieder niedergelegt, und dieſes alles ohne Ver-
aͤnderung der Zeit.
§. 3. Viele ſind die Directores und Præſiden-
ten von allen ihren Collegiis, und beſuchen dieſel-
ben alle Wochen an gewiſſen Tagen. Dieſen
Tag wohnen ſie dem geheimden Conſilio mit bey,
einen andern begeben ſie ſich in die Landes-Regie-
rung, und in das Juſtiz-Collegium, und noch an
einen andern beſuchen ſie die Rent-Cammer u. ſ. w.
Es iſt dieſes eine ſehr loͤbliche und gute Gewohnheit.
Groſſe Herrn erlangen hiedurch eine groſſe Wiſ-
ſenſchafft und Erfahrung, wenn die wichtigſten Sa-
chen durch ihren Kopf muͤſſen, ſie erwerben ſich bey
ihren Unterthanen eine ſehr groſſe Liebe und Hoch-
achtung, ſie machen ſich bey den andern Mit-Re-
genten einen groſſen Nahmen, und treiben hierdurch
ihre Miniſtres und Raͤthe zu beſondern Fleiß und
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le ihre Bedienten zwar voll Futter, aber auch volle
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/59>, abgerufen am 24.11.2024.
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