Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Theil. I. Capitul.
tatis kan durch gewisse Pacta und Vergleiche, durch
speciale Concessiones und Kayserliche Privilegia
und andere dergleichen Modos allezeit wieder ge-
ändert werden.

§. 26. Die Römischen Kayser pflegen nicht sel-
ten denen Printzen in Teutschland, wegen ihrer be-
sondern Qualitäten und Tugenden, vor dem ge-
wöhnlichen Termin der Majorennität veniam aeta-
tis
zu ertheilen, und ihnen zu erlauben, daß sie die
Regierung selbst antreten mögen. Also ward der
König in Ungarn und Böhmen Ludovicus im XIII
Jahre vor Regierungs-fähig erkannt; S. Gol-
dastus de Regno Bohemiae Lib. IV. Cap. I. n.
6.
und Philippus, Landgraf zu Hessen im XIVten.
Kayser Leopoldus declarirte anno 1693. Printz
Eberhard Ludwig von Würtenberg im XVIIten
Jahr seines Alters vor majorenn, iedoch mit der
Condition, daß er nichts ohne seine Mutter die
Hertzogin und zweyer Räthe unternehmen solte.
S. das Leben des Kaysers Leopoldi p. 668.

§. 27. Bißweilen stehet es auch in den Mächten
des Fürstlichen Vormunds, daß er seinen minder-
jährigen Printzen der Curatel erlassen, und ihm die
Regierung seiner Lande übergeben kan. Er noti-
fici
rt ihm sodann solchen Entschluß in einem obli-
geant
en Schreiben: Ob wohl die Jahre der Mi-
norennit
ät noch nicht völlig verflossen wären, nach-
dem aber gegen den Ober-Vormund er, der Fürst,
sich diese Zeit über also betragen, daß sein geneigtes
und geslissenes Gemüth darob zu verspühren, so

wolte

III. Theil. I. Capitul.
tatis kan durch gewiſſe Pacta und Vergleiche, durch
ſpeciale Conceſſiones und Kayſerliche Privilegia
und andere dergleichen Modos allezeit wieder ge-
aͤndert werden.

§. 26. Die Roͤmiſchen Kayſer pflegen nicht ſel-
ten denen Printzen in Teutſchland, wegen ihrer be-
ſondern Qualitaͤten und Tugenden, vor dem ge-
woͤhnlichen Termin der Majorennitaͤt veniam æta-
tis
zu ertheilen, und ihnen zu erlauben, daß ſie die
Regierung ſelbſt antreten moͤgen. Alſo ward der
Koͤnig in Ungarn und Boͤhmen Ludovicus im XIII
Jahre vor Regierungs-faͤhig erkannt; S. Gol-
daſtus de Regno Bohemiæ Lib. IV. Cap. I. n.
6.
und Philippus, Landgraf zu Heſſen im XIVten.
Kayſer Leopoldus declarirte anno 1693. Printz
Eberhard Ludwig von Wuͤrtenberg im XVIIten
Jahr ſeines Alters vor majorenn, iedoch mit der
Condition, daß er nichts ohne ſeine Mutter die
Hertzogin und zweyer Raͤthe unternehmen ſolte.
S. das Leben des Kayſers Leopoldi p. 668.

§. 27. Bißweilen ſtehet es auch in den Maͤchten
des Fuͤrſtlichen Vormunds, daß er ſeinen minder-
jaͤhrigen Printzen der Curatel erlaſſen, und ihm die
Regierung ſeiner Lande uͤbergeben kan. Er noti-
fici
rt ihm ſodann ſolchen Entſchluß in einem obli-
geant
en Schreiben: Ob wohl die Jahre der Mi-
norennit
aͤt noch nicht voͤllig verfloſſen waͤren, nach-
dem aber gegen den Ober-Vormund er, der Fuͤrſt,
ſich dieſe Zeit uͤber alſo betragen, daß ſein geneigtes
und geſliſſenes Gemuͤth darob zu verſpuͤhren, ſo

wolte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0576" n="552"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">I.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">tatis</hi> kan durch gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Pacta</hi> und Vergleiche, durch<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;peciale Conce&#x017F;&#x017F;iones</hi> und Kay&#x017F;erliche <hi rendition="#aq">Privilegia</hi><lb/>
und andere dergleichen <hi rendition="#aq">Modos</hi> allezeit wieder ge-<lb/>
a&#x0364;ndert werden.</p><lb/>
          <p>§. 26. Die Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kay&#x017F;er pflegen nicht &#x017F;el-<lb/>
ten denen Printzen in Teut&#x017F;chland, wegen ihrer be-<lb/>
&#x017F;ondern <hi rendition="#aq">Qualit</hi>a&#x0364;ten und Tugenden, vor dem ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen <hi rendition="#aq">Termin</hi> der <hi rendition="#aq">Majorennit</hi>a&#x0364;t <hi rendition="#aq">veniam æta-<lb/>
tis</hi> zu ertheilen, und ihnen zu erlauben, daß &#x017F;ie die<lb/>
Regierung &#x017F;elb&#x017F;t antreten mo&#x0364;gen. Al&#x017F;o ward der<lb/>
Ko&#x0364;nig in Ungarn und Bo&#x0364;hmen <hi rendition="#aq">Ludovicus</hi> im <hi rendition="#aq">XIII</hi><lb/>
Jahre vor Regierungs-fa&#x0364;hig erkannt; S. <hi rendition="#aq">Gol-<lb/>
da&#x017F;tus de Regno Bohemiæ Lib. IV. Cap. I. n.</hi> 6.<lb/>
und <hi rendition="#aq">Philippus,</hi> Landgraf zu He&#x017F;&#x017F;en im <hi rendition="#aq">XIV</hi>ten.<lb/>
Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Leopoldus declari</hi>rte <hi rendition="#aq">anno</hi> 1693. Printz<lb/>
Eberhard Ludwig von Wu&#x0364;rtenberg im <hi rendition="#aq">XVII</hi>ten<lb/>
Jahr &#x017F;eines Alters vor <hi rendition="#aq">majorenn,</hi> iedoch mit der<lb/><hi rendition="#aq">Condition,</hi> daß er nichts ohne &#x017F;eine Mutter die<lb/>
Hertzogin und zweyer Ra&#x0364;the unternehmen &#x017F;olte.<lb/>
S. das Leben des Kay&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Leopoldi p.</hi> 668.</p><lb/>
          <p>§. 27. Bißweilen &#x017F;tehet es auch in den Ma&#x0364;chten<lb/>
des Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Vormunds, daß er &#x017F;einen minder-<lb/>
ja&#x0364;hrigen Printzen der <hi rendition="#aq">Curatel</hi> erla&#x017F;&#x017F;en, und ihm die<lb/>
Regierung &#x017F;einer Lande u&#x0364;bergeben kan. Er <hi rendition="#aq">noti-<lb/>
fici</hi>rt ihm &#x017F;odann &#x017F;olchen Ent&#x017F;chluß in einem <hi rendition="#aq">obli-<lb/>
geant</hi>en Schreiben: Ob wohl die Jahre der <hi rendition="#aq">Mi-<lb/>
norennit</hi>a&#x0364;t noch nicht vo&#x0364;llig verflo&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;ren, nach-<lb/>
dem aber gegen den Ober-Vormund er, der Fu&#x0364;r&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;e Zeit u&#x0364;ber al&#x017F;o betragen, daß &#x017F;ein geneigtes<lb/>
und ge&#x017F;li&#x017F;&#x017F;enes Gemu&#x0364;th darob zu ver&#x017F;pu&#x0364;hren, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wolte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[552/0576] III. Theil. I. Capitul. tatis kan durch gewiſſe Pacta und Vergleiche, durch ſpeciale Conceſſiones und Kayſerliche Privilegia und andere dergleichen Modos allezeit wieder ge- aͤndert werden. §. 26. Die Roͤmiſchen Kayſer pflegen nicht ſel- ten denen Printzen in Teutſchland, wegen ihrer be- ſondern Qualitaͤten und Tugenden, vor dem ge- woͤhnlichen Termin der Majorennitaͤt veniam æta- tis zu ertheilen, und ihnen zu erlauben, daß ſie die Regierung ſelbſt antreten moͤgen. Alſo ward der Koͤnig in Ungarn und Boͤhmen Ludovicus im XIII Jahre vor Regierungs-faͤhig erkannt; S. Gol- daſtus de Regno Bohemiæ Lib. IV. Cap. I. n. 6. und Philippus, Landgraf zu Heſſen im XIVten. Kayſer Leopoldus declarirte anno 1693. Printz Eberhard Ludwig von Wuͤrtenberg im XVIIten Jahr ſeines Alters vor majorenn, iedoch mit der Condition, daß er nichts ohne ſeine Mutter die Hertzogin und zweyer Raͤthe unternehmen ſolte. S. das Leben des Kayſers Leopoldi p. 668. §. 27. Bißweilen ſtehet es auch in den Maͤchten des Fuͤrſtlichen Vormunds, daß er ſeinen minder- jaͤhrigen Printzen der Curatel erlaſſen, und ihm die Regierung ſeiner Lande uͤbergeben kan. Er noti- ficirt ihm ſodann ſolchen Entſchluß in einem obli- geanten Schreiben: Ob wohl die Jahre der Mi- norennitaͤt noch nicht voͤllig verfloſſen waͤren, nach- dem aber gegen den Ober-Vormund er, der Fuͤrſt, ſich dieſe Zeit uͤber alſo betragen, daß ſein geneigtes und geſliſſenes Gemuͤth darob zu verſpuͤhren, ſo wolte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/576
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/576>, abgerufen am 22.11.2024.