§. 23. Was den Vormundschaffts-Eyd be- trifft, daß die Tutel wohl geführt werden soll, so ist zu wissen, daß die Höhern denselben gar selten in eigner Person schwehren, sondern mehrentheils durch ihre zu solcher Handlung Gevollmächtigte. Jm Kayserlichen Cammer-Gericht ist folgende Formul eingeführt: Jch N. gelobe und schwere in Krafft der schrifftlichen Gewalt, so von Herr N. Hertzogen zu N. zu dem Kayserlichen Reichs-Hof- Rath übergeben, und in die Seele desselben, daß er als Vormund weyland Herr N. Hertzogs zu N. nachgelaßner minderjähriger Kinder, Söhne und Töchter in besten Befehl haben, sie zu Fürstlichen Ehren und Tugenden anweisen, alles und iedes, so denselben nützlich und gut ist, thun und handeln, was unnütz u. schädlich, vermeyden und unterlassen, und verhindern, derselben Güter und Personen zu ihrem Nutzen, in gutem Glauben und Treue vertre- ten, und im besten versehen, Inventarien von ih- ren Haab und Gütern machen, seiner Handlung und Administration zu gebührlicher Zeit Rech- nung thun, mit vollkommener Uberlieferung alles dessen, so der Vormundschafft halber zu seinen Händen kommen, und den hinterlassenen Unmün- digen zustehet, oder er ihnen schuldig bleibt, und sonst alles das thun will, was einem getreuen Vor- mund zugehört; alles bey Verpfändung seiner Haab und Güter ohn Gefehrde und Arglist, als wahr ihn GOTT helffe, und das Heilige Evan- gelium.
§. 24.
M m 3
Von den Fuͤrſtl. Vormundſchafften ꝛc.
§. 23. Was den Vormundſchaffts-Eyd be- trifft, daß die Tutel wohl gefuͤhrt werden ſoll, ſo iſt zu wiſſen, daß die Hoͤhern denſelben gar ſelten in eigner Perſon ſchwehren, ſondern mehrentheils durch ihre zu ſolcher Handlung Gevollmaͤchtigte. Jm Kayſerlichen Cammer-Gericht iſt folgende Formul eingefuͤhrt: Jch N. gelobe und ſchwere in Krafft der ſchrifftlichen Gewalt, ſo von Herr N. Hertzogen zu N. zu dem Kayſerlichen Reichs-Hof- Rath uͤbergeben, und in die Seele deſſelben, daß er als Vormund weyland Herr N. Hertzogs zu N. nachgelaßner minderjaͤhriger Kinder, Soͤhne und Toͤchter in beſten Befehl haben, ſie zu Fuͤrſtlichen Ehren und Tugenden anweiſen, alles und iedes, ſo denſelben nuͤtzlich und gut iſt, thun und handeln, was unnuͤtz u. ſchaͤdlich, vermeyden und unterlaſſen, und verhindern, derſelben Guͤter und Perſonen zu ihrem Nutzen, in gutem Glauben und Treue vertre- ten, und im beſten verſehen, Inventarien von ih- ren Haab und Guͤtern machen, ſeiner Handlung und Adminiſtration zu gebuͤhrlicher Zeit Rech- nung thun, mit vollkommener Uberlieferung alles deſſen, ſo der Vormundſchafft halber zu ſeinen Haͤnden kommen, und den hinterlaſſenen Unmuͤn- digen zuſtehet, oder er ihnen ſchuldig bleibt, und ſonſt alles das thun will, was einem getreuen Vor- mund zugehoͤrt; alles bey Verpfaͤndung ſeiner Haab und Guͤter ohn Gefehrde und Argliſt, als wahr ihn GOTT helffe, und das Heilige Evan- gelium.
§. 24.
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Von den Fuͤrſtl. Vormundſchafften ꝛc.
§. 23. Was den Vormundſchaffts-Eyd be-
trifft, daß die Tutel wohl gefuͤhrt werden ſoll, ſo
iſt zu wiſſen, daß die Hoͤhern denſelben gar ſelten
in eigner Perſon ſchwehren, ſondern mehrentheils
durch ihre zu ſolcher Handlung Gevollmaͤchtigte.
Jm Kayſerlichen Cammer-Gericht iſt folgende
Formul eingefuͤhrt: Jch N. gelobe und ſchwere in
Krafft der ſchrifftlichen Gewalt, ſo von Herr N.
Hertzogen zu N. zu dem Kayſerlichen Reichs-Hof-
Rath uͤbergeben, und in die Seele deſſelben, daß
er als Vormund weyland Herr N. Hertzogs zu N.
nachgelaßner minderjaͤhriger Kinder, Soͤhne und
Toͤchter in beſten Befehl haben, ſie zu Fuͤrſtlichen
Ehren und Tugenden anweiſen, alles und iedes, ſo
denſelben nuͤtzlich und gut iſt, thun und handeln,
was unnuͤtz u. ſchaͤdlich, vermeyden und unterlaſſen,
und verhindern, derſelben Guͤter und Perſonen zu
ihrem Nutzen, in gutem Glauben und Treue vertre-
ten, und im beſten verſehen, Inventarien von ih-
ren Haab und Guͤtern machen, ſeiner Handlung
und Adminiſtration zu gebuͤhrlicher Zeit Rech-
nung thun, mit vollkommener Uberlieferung alles
deſſen, ſo der Vormundſchafft halber zu ſeinen
Haͤnden kommen, und den hinterlaſſenen Unmuͤn-
digen zuſtehet, oder er ihnen ſchuldig bleibt, und
ſonſt alles das thun will, was einem getreuen Vor-
mund zugehoͤrt; alles bey Verpfaͤndung ſeiner
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/573>, abgerufen am 22.11.2024.
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