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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Friedens-Schlüssen.
wegen ihres friedfertigen Gemüths rechtferti-
gen.

§. 7. Einige Souverains werden von ihren Al-
lii
rten grösten Theils verlassen, wenn sie nehmlich
säumig sind, ihnen die versprochenen und accordir-
ten Subsidia zu entrichten, oder schicken ihnen die
Auxiliar-Trouppen nicht zu rechter Zeit zu, so daß
ihnen die gantze Krieges-Last weit empfindlicher
über den Halß fällt als den andern, diese können
sich denn bey so gestallten Sachen nicht besser helf-
fen, als daß sie den andern drohen, sie würden ge-
nöthiget werden mit dem Feinde einen Particulier-
Frieden zu schlüssen, dafern sie ihnen nicht die ver-
sprochene Assistenz gönnen wollten.

§. 8. Die Friedens-Propositionen geschehen
bißweilen einigen Leuten auf eine geheime Weise,
mehrentheils aber auf eine öffentliche und ouverte
Art; jener Modus wird gar öffters und zwar mit
Grund vor verdächtig angesehen. Jn den Spa-
nischen Successions-Kriege anno 1706 schrieb der
Churfürst zu Bayern Maximilian Emanuel an
den Hertzog von Marlborough und die Herren
General-Staaten/ daß der König in Franckreich
biß anhero intentionirt gewesen, den Frieden zu
erlangen, und ihn durch gewisse Leute, die er aus
besondern Raisons dazu autorisirt auf geheime
Wege hätte wollen zu Wercke richten. Da
aber die Feinde dieses anders auslegen wollten,
und vor solche Demarchen ansehen, die nur Unei-
nigket unter ihnen erregen sollten, so wäre er nun-

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Von den Friedens-Schluͤſſen.
wegen ihres friedfertigen Gemuͤths rechtferti-
gen.

§. 7. Einige Souverains werden von ihren Al-
lii
rten groͤſten Theils verlaſſen, wenn ſie nehmlich
ſaͤumig ſind, ihnen die verſprochenen und accordir-
ten Subſidia zu entrichten, oder ſchicken ihnen die
Auxiliar-Trouppen nicht zu rechter Zeit zu, ſo daß
ihnen die gantze Krieges-Laſt weit empfindlicher
uͤber den Halß faͤllt als den andern, dieſe koͤnnen
ſich denn bey ſo geſtallten Sachen nicht beſſer helf-
fen, als daß ſie den andern drohen, ſie wuͤrden ge-
noͤthiget werden mit dem Feinde einen Particulier-
Frieden zu ſchluͤſſen, dafern ſie ihnen nicht die ver-
ſprochene Aſſiſtenz goͤnnen wollten.

§. 8. Die Friedens-Propoſitionen geſchehen
bißweilen einigen Leuten auf eine geheime Weiſe,
mehrentheils aber auf eine oͤffentliche und ouverte
Art; jener Modus wird gar oͤffters und zwar mit
Grund vor verdaͤchtig angeſehen. Jn den Spa-
niſchen Succeſſions-Kriege anno 1706 ſchrieb der
Churfuͤrſt zu Bayern Maximilian Emanuel an
den Hertzog von Marlborough und die Herren
General-Staaten/ daß der Koͤnig in Franckreich
biß anhero intentionirt geweſen, den Frieden zu
erlangen, und ihn durch gewiſſe Leute, die er aus
beſondern Raiſons dazu autoriſirt auf geheime
Wege haͤtte wollen zu Wercke richten. Da
aber die Feinde dieſes anders auslegen wollten,
und vor ſolche Demarchen anſehen, die nur Unei-
nigket unter ihnen erregen ſollten, ſo waͤre er nun-

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[509/0533] Von den Friedens-Schluͤſſen. wegen ihres friedfertigen Gemuͤths rechtferti- gen. §. 7. Einige Souverains werden von ihren Al- liirten groͤſten Theils verlaſſen, wenn ſie nehmlich ſaͤumig ſind, ihnen die verſprochenen und accordir- ten Subſidia zu entrichten, oder ſchicken ihnen die Auxiliar-Trouppen nicht zu rechter Zeit zu, ſo daß ihnen die gantze Krieges-Laſt weit empfindlicher uͤber den Halß faͤllt als den andern, dieſe koͤnnen ſich denn bey ſo geſtallten Sachen nicht beſſer helf- fen, als daß ſie den andern drohen, ſie wuͤrden ge- noͤthiget werden mit dem Feinde einen Particulier- Frieden zu ſchluͤſſen, dafern ſie ihnen nicht die ver- ſprochene Aſſiſtenz goͤnnen wollten. §. 8. Die Friedens-Propoſitionen geſchehen bißweilen einigen Leuten auf eine geheime Weiſe, mehrentheils aber auf eine oͤffentliche und ouverte Art; jener Modus wird gar oͤffters und zwar mit Grund vor verdaͤchtig angeſehen. Jn den Spa- niſchen Succeſſions-Kriege anno 1706 ſchrieb der Churfuͤrſt zu Bayern Maximilian Emanuel an den Hertzog von Marlborough und die Herren General-Staaten/ daß der Koͤnig in Franckreich biß anhero intentionirt geweſen, den Frieden zu erlangen, und ihn durch gewiſſe Leute, die er aus beſondern Raiſons dazu autoriſirt auf geheime Wege haͤtte wollen zu Wercke richten. Da aber die Feinde dieſes anders auslegen wollten, und vor ſolche Demarchen anſehen, die nur Unei- nigket unter ihnen erregen ſollten, ſo waͤre er nun- mehr

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/533>, abgerufen am 22.11.2024.