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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Belehnungen.
vergist, daß sein Principal wegen unaussetzlicher
Verrichtungen nicht selbst zugegen seyn kan, da sich
doch die Herren Gevollmächtigten bey dergleichen
Lehns-Ertheilungen, allemahl dergleichen Forma-
li
en sonst bedienet.

§. 18. Vor Zeiten muste vor die zur Lehns-Em-
pfängniß abgeschickte Personen, wegen der damah-
ligen Befehdungs-Zeiten, ein sicher Geleite erthei-
let werden. So findet man auch, daß in dem XV.
Seculo,
bey manchen Fällen, ein Kayserl. Herold
mit einem Kayserlichen Abgesandten abgeschickt
worden, um dem Vasallen zu belehnen. Also mel-
det der Herr Brenneysen in seiner Ost-Frießländi-
schen Historie, daß anno 1464 der Regent zu Ost-
Frießland Arnoldus Louis auf diese Art belehnet
worden. Es lase einer des Geschlechts von Kirche,
dem zu diesem Ende versammleten Volck den Kay-
serlichen Lehn-Brief vor, und befahl im Nahmen
des Kaysers, den Herrn N. N. ins künfftige als
ihren Regenten, Grafen und Fürsten zu ehren, und
daß allen, die in dem Lehn-Briefe enthalten, ihren
Gehorsam erweisen solten.

§. 19. Jn den alten Zeiten sind die Belehnun-
gen ohne besondere Weitläufftigkeiten und Pflicht-
leistung, mit einem blossen Handschlag pro pigno-
re fidei
ertheilet und empfangen worden. Doch
heutiges Tages geschehen sie mehrentheils durch
Ablegung des Lehn-Eydes. Die Art der Leistung
des Juraments ist bey den Lehns-Handlungen un-
terschieden. Bißweilen legen sie zwey Finger auf

das

Von Belehnungen.
vergiſt, daß ſein Principal wegen unausſetzlicher
Verrichtungen nicht ſelbſt zugegen ſeyn kan, da ſich
doch die Herren Gevollmaͤchtigten bey dergleichen
Lehns-Ertheilungen, allemahl dergleichen Forma-
li
en ſonſt bedienet.

§. 18. Vor Zeiten muſte vor die zur Lehns-Em-
pfaͤngniß abgeſchickte Perſonen, wegen der damah-
ligen Befehdungs-Zeiten, ein ſicher Geleite erthei-
let werden. So findet man auch, daß in dem XV.
Seculo,
bey manchen Faͤllen, ein Kayſerl. Herold
mit einem Kayſerlichen Abgeſandten abgeſchickt
worden, um dem Vaſallen zu belehnen. Alſo mel-
det der Herr Brenneyſen in ſeiner Oſt-Frießlaͤndi-
ſchen Hiſtorie, daß anno 1464 der Regent zu Oſt-
Frießland Arnoldus Louis auf dieſe Art belehnet
worden. Es laſe einer des Geſchlechts von Kirche,
dem zu dieſem Ende verſammleten Volck den Kay-
ſerlichen Lehn-Brief vor, und befahl im Nahmen
des Kayſers, den Herrn N. N. ins kuͤnfftige als
ihren Regenten, Grafen und Fuͤrſten zu ehren, und
daß allen, die in dem Lehn-Briefe enthalten, ihren
Gehorſam erweiſen ſolten.

§. 19. Jn den alten Zeiten ſind die Belehnun-
gen ohne beſondere Weitlaͤufftigkeiten und Pflicht-
leiſtung, mit einem bloſſen Handſchlag pro pigno-
re fidei
ertheilet und empfangen worden. Doch
heutiges Tages geſchehen ſie mehrentheils durch
Ablegung des Lehn-Eydes. Die Art der Leiſtung
des Juraments iſt bey den Lehns-Handlungen un-
terſchieden. Bißweilen legen ſie zwey Finger auf

das
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[447/0471] Von Belehnungen. vergiſt, daß ſein Principal wegen unausſetzlicher Verrichtungen nicht ſelbſt zugegen ſeyn kan, da ſich doch die Herren Gevollmaͤchtigten bey dergleichen Lehns-Ertheilungen, allemahl dergleichen Forma- lien ſonſt bedienet. §. 18. Vor Zeiten muſte vor die zur Lehns-Em- pfaͤngniß abgeſchickte Perſonen, wegen der damah- ligen Befehdungs-Zeiten, ein ſicher Geleite erthei- let werden. So findet man auch, daß in dem XV. Seculo, bey manchen Faͤllen, ein Kayſerl. Herold mit einem Kayſerlichen Abgeſandten abgeſchickt worden, um dem Vaſallen zu belehnen. Alſo mel- det der Herr Brenneyſen in ſeiner Oſt-Frießlaͤndi- ſchen Hiſtorie, daß anno 1464 der Regent zu Oſt- Frießland Arnoldus Louis auf dieſe Art belehnet worden. Es laſe einer des Geſchlechts von Kirche, dem zu dieſem Ende verſammleten Volck den Kay- ſerlichen Lehn-Brief vor, und befahl im Nahmen des Kayſers, den Herrn N. N. ins kuͤnfftige als ihren Regenten, Grafen und Fuͤrſten zu ehren, und daß allen, die in dem Lehn-Briefe enthalten, ihren Gehorſam erweiſen ſolten. §. 19. Jn den alten Zeiten ſind die Belehnun- gen ohne beſondere Weitlaͤufftigkeiten und Pflicht- leiſtung, mit einem bloſſen Handſchlag pro pigno- re fidei ertheilet und empfangen worden. Doch heutiges Tages geſchehen ſie mehrentheils durch Ablegung des Lehn-Eydes. Die Art der Leiſtung des Juraments iſt bey den Lehns-Handlungen un- terſchieden. Bißweilen legen ſie zwey Finger auf das

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/471>, abgerufen am 25.11.2024.