Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. V. Capitul.
werden solte. Es bekommen auch wohl die Ge-
brüder oder andere, die mit dem ausgeschlossenem in
gleichem Grad, von dem Lehns-Herrn unter seiner
Hand und Siegel ein Versicherungs-Schreiben,
daß ob wohl der eine bey dieser Belehnung aus ge-
wissen hochbewegenden Ursachen ausgeschlossen
bliebe, solches dennoch den andern, in Ansehung
der gesammten Hand, zu einigen Praejudiz nicht ge-
reichen solte.

§. 9. Bißweilen geschiehet eine Belehnung und
Ausfertigung eines Lehn-Briefes mit einer gewis-
sen Bedingung die zuvor adimplirt werden muß.
Zuweilen gratificirt auch ein Lehns-Herr in Anse-
hung gewisser Umstände, bey einem gewissen Casu,
iedoch daß es zu keiner Consequenz gezogen werde,
daß ein, dem Stande nach, geringer Lehn-Träger,
als etwan sonst gewöhnlich gestellt werde, da denn
der Vasalle oder sein Gevollmächtigter vor diese
Dispensation im actu petitionis Danck abstattet.

§. 10. Den minderjärigen Vasallen, damit die-
selben nicht etwan einiger massen periclitiren, wird
auf alle Weyse prospicirt. Jn der Käyserlichen
Wahl-Capitulation ist in Ansehung der minder-
jährigen Reichs-Stände Artic. XI. folgendes di-
sponi
rt. Wenn ein Churfürst, Fürst oder sonst
unmittelbahrer Stand und Lehnmann des Reichs,
mit Tod abgehet, und minderjährige Lehns-Erben
s. puberes s. impuberes hinter sich verläst, so sollen
der Vormünder oder die Vormündere nach ange-
tretener würcklicher Administration der Tutel oder

Curatel,

II. Theil. V. Capitul.
werden ſolte. Es bekommen auch wohl die Ge-
bruͤder oder andere, die mit dem ausgeſchloſſenem in
gleichem Grad, von dem Lehns-Herrn unter ſeiner
Hand und Siegel ein Verſicherungs-Schreiben,
daß ob wohl der eine bey dieſer Belehnung aus ge-
wiſſen hochbewegenden Urſachen ausgeſchloſſen
bliebe, ſolches dennoch den andern, in Anſehung
der geſammten Hand, zu einigen Præjudiz nicht ge-
reichen ſolte.

§. 9. Bißweilen geſchiehet eine Belehnung und
Ausfertigung eines Lehn-Briefes mit einer gewiſ-
ſen Bedingung die zuvor adimplirt werden muß.
Zuweilen gratificirt auch ein Lehns-Herr in Anſe-
hung gewiſſer Umſtaͤnde, bey einem gewiſſen Caſu,
iedoch daß es zu keiner Conſequenz gezogen werde,
daß ein, dem Stande nach, geringer Lehn-Traͤger,
als etwan ſonſt gewoͤhnlich geſtellt werde, da denn
der Vaſalle oder ſein Gevollmaͤchtigter vor dieſe
Diſpenſation im actu petitionis Danck abſtattet.

§. 10. Den minderjaͤrigen Vaſallen, damit die-
ſelben nicht etwan einiger maſſen periclitiren, wird
auf alle Weyſe proſpicirt. Jn der Kaͤyſerlichen
Wahl-Capitulation iſt in Anſehung der minder-
jaͤhrigen Reichs-Staͤnde Artic. XI. folgendes di-
ſponi
rt. Wenn ein Churfuͤrſt, Fuͤrſt oder ſonſt
unmittelbahrer Stand und Lehnmann des Reichs,
mit Tod abgehet, und minderjaͤhrige Lehns-Erben
ſ. puberes ſ. impuberes hinter ſich verlaͤſt, ſo ſollen
der Vormuͤnder oder die Vormuͤndere nach ange-
tretener wuͤrcklicher Adminiſtration der Tutel oder

Curatel,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0466" n="442"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
werden &#x017F;olte. Es bekommen auch wohl die Ge-<lb/>
bru&#x0364;der oder andere, die mit dem ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enem in<lb/>
gleichem Grad, von dem Lehns-Herrn unter &#x017F;einer<lb/>
Hand und Siegel ein Ver&#x017F;icherungs-Schreiben,<lb/>
daß ob wohl der eine bey die&#x017F;er Belehnung aus ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en hochbewegenden Ur&#x017F;achen ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bliebe, &#x017F;olches dennoch den andern, in An&#x017F;ehung<lb/>
der ge&#x017F;ammten Hand, zu einigen <hi rendition="#aq">Præjudiz</hi> nicht ge-<lb/>
reichen &#x017F;olte.</p><lb/>
          <p>§. 9. Bißweilen ge&#x017F;chiehet eine Belehnung und<lb/>
Ausfertigung eines Lehn-Briefes mit einer gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Bedingung die zuvor <hi rendition="#aq">adimpli</hi>rt werden muß.<lb/>
Zuweilen <hi rendition="#aq">gratifici</hi>rt auch ein Lehns-Herr in An&#x017F;e-<lb/>
hung gewi&#x017F;&#x017F;er Um&#x017F;ta&#x0364;nde, bey einem gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;u,</hi><lb/>
iedoch daß es zu keiner <hi rendition="#aq">Con&#x017F;equenz</hi> gezogen werde,<lb/>
daß ein, dem Stande nach, geringer Lehn-Tra&#x0364;ger,<lb/>
als etwan &#x017F;on&#x017F;t gewo&#x0364;hnlich ge&#x017F;tellt werde, da denn<lb/>
der <hi rendition="#aq">Va&#x017F;alle</hi> oder &#x017F;ein Gevollma&#x0364;chtigter vor die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;pen&#x017F;ation</hi> im <hi rendition="#aq">actu petitionis</hi> Danck ab&#x017F;tattet.</p><lb/>
          <p>§. 10. Den minderja&#x0364;rigen <hi rendition="#aq">Va&#x017F;all</hi>en, damit die-<lb/>
&#x017F;elben nicht etwan einiger ma&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">pericliti</hi>ren, wird<lb/>
auf alle Wey&#x017F;e <hi rendition="#aq">pro&#x017F;pici</hi>rt. Jn der Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen<lb/>
Wahl-<hi rendition="#aq">Capitulation</hi> i&#x017F;t in An&#x017F;ehung der minder-<lb/>
ja&#x0364;hrigen Reichs-Sta&#x0364;nde <hi rendition="#aq">Artic. XI.</hi> folgendes <hi rendition="#aq">di-<lb/>
&#x017F;poni</hi>rt. Wenn ein Churfu&#x0364;r&#x017F;t, Fu&#x0364;r&#x017F;t oder &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
unmittelbahrer Stand und Lehnmann des Reichs,<lb/>
mit Tod abgehet, und minderja&#x0364;hrige Lehns-Erben<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;. puberes &#x017F;. impuberes</hi> hinter &#x017F;ich verla&#x0364;&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ollen<lb/>
der Vormu&#x0364;nder oder die Vormu&#x0364;ndere nach ange-<lb/>
tretener wu&#x0364;rcklicher <hi rendition="#aq">Admini&#x017F;tration</hi> der <hi rendition="#aq">Tutel</hi> oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Curatel,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0466] II. Theil. V. Capitul. werden ſolte. Es bekommen auch wohl die Ge- bruͤder oder andere, die mit dem ausgeſchloſſenem in gleichem Grad, von dem Lehns-Herrn unter ſeiner Hand und Siegel ein Verſicherungs-Schreiben, daß ob wohl der eine bey dieſer Belehnung aus ge- wiſſen hochbewegenden Urſachen ausgeſchloſſen bliebe, ſolches dennoch den andern, in Anſehung der geſammten Hand, zu einigen Præjudiz nicht ge- reichen ſolte. §. 9. Bißweilen geſchiehet eine Belehnung und Ausfertigung eines Lehn-Briefes mit einer gewiſ- ſen Bedingung die zuvor adimplirt werden muß. Zuweilen gratificirt auch ein Lehns-Herr in Anſe- hung gewiſſer Umſtaͤnde, bey einem gewiſſen Caſu, iedoch daß es zu keiner Conſequenz gezogen werde, daß ein, dem Stande nach, geringer Lehn-Traͤger, als etwan ſonſt gewoͤhnlich geſtellt werde, da denn der Vaſalle oder ſein Gevollmaͤchtigter vor dieſe Diſpenſation im actu petitionis Danck abſtattet. §. 10. Den minderjaͤrigen Vaſallen, damit die- ſelben nicht etwan einiger maſſen periclitiren, wird auf alle Weyſe proſpicirt. Jn der Kaͤyſerlichen Wahl-Capitulation iſt in Anſehung der minder- jaͤhrigen Reichs-Staͤnde Artic. XI. folgendes di- ſponirt. Wenn ein Churfuͤrſt, Fuͤrſt oder ſonſt unmittelbahrer Stand und Lehnmann des Reichs, mit Tod abgehet, und minderjaͤhrige Lehns-Erben ſ. puberes ſ. impuberes hinter ſich verlaͤſt, ſo ſollen der Vormuͤnder oder die Vormuͤndere nach ange- tretener wuͤrcklicher Adminiſtration der Tutel oder Curatel,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/466
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/466>, abgerufen am 22.11.2024.