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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil. V. Capitul.
schiedenen andern nachher indulgirten Fristen wor-
bey streichen lassen, so wird nicht selten eine Com-
mission
niedergesetzt, so die Lehns-Stücke immit-
telst sequestriren muß. Vorher setzen sie auch
wohl nochmahls zum Uberfluß einen Termin von
6 Wochen an, zu würcklicher Empfahung der Lehn,
damit alle Welt sehen soll, daß sie allen möglichen
Glimpff hierinnen beybehalten, mit fernerer Ver-
warnung, daß auf den Fall dieselben wieder alles
besser Verhoffen, eben so wenig als die vorherge-
henden respectiret werden sollten, sie als denn nicht
umhin könnten, ad ipsam privationem feudi zu
schreiten und dasjenige vor die Hand zu nehmen,
was die Lehns-Rechte in solchen Fällen mit sich
brächten. Die andern entschuldigen sich hierauf
auf das allerbeste, führen ihre Momenta an, bitten
die unförmliche Sequestration unverzüglich aufzu-
heben, und ihnen nicht allein das Exercitium aller
ihrer Jurium und Regalium ungekränckt zu lassen,
sondern auch nechstenshin ihnen die Lehns-Em-
pfängniß zu gönnen.

§. 6. Sucht ein geistlicher oder weltlicher Chur-
und Reichs-Fürst über seine Fürstenthümer nicht
innerhalb der destinirten Lehn-Zeit, i. e. innerhalb
Jahr und Tag die Lehns-Empfängniß, so hält er
bey dem Kayser um Lehns-Indult an, dafür er
auf ieden Monate 15 Gülden bezahlt. Ein Reichs-
Graf aber erlegt in den Reichs-Taxt-Amt wegen
seiner Reichs-Lehn-Grafschafft, so ihm vor und
bey dem Reichs-Hofraths-Collegio zum Reichs-

Lehn

II. Theil. V. Capitul.
ſchiedenen andern nachher indulgirten Friſten wor-
bey ſtreichen laſſen, ſo wird nicht ſelten eine Com-
miſſion
niedergeſetzt, ſo die Lehns-Stuͤcke immit-
telſt ſequeſtriren muß. Vorher ſetzen ſie auch
wohl nochmahls zum Uberfluß einen Termin von
6 Wochen an, zu wuͤrcklicher Empfahung der Lehn,
damit alle Welt ſehen ſoll, daß ſie allen moͤglichen
Glimpff hierinnen beybehalten, mit fernerer Ver-
warnung, daß auf den Fall dieſelben wieder alles
beſſer Verhoffen, eben ſo wenig als die vorherge-
henden reſpectiret werden ſollten, ſie als denn nicht
umhin koͤnnten, ad ipſam privationem feudi zu
ſchreiten und dasjenige vor die Hand zu nehmen,
was die Lehns-Rechte in ſolchen Faͤllen mit ſich
braͤchten. Die andern entſchuldigen ſich hierauf
auf das allerbeſte, fuͤhren ihre Momenta an, bitten
die unfoͤrmliche Sequeſtration unverzuͤglich aufzu-
heben, und ihnen nicht allein das Exercitium aller
ihrer Jurium und Regalium ungekraͤnckt zu laſſen,
ſondern auch nechſtenshin ihnen die Lehns-Em-
pfaͤngniß zu goͤnnen.

§. 6. Sucht ein geiſtlicher oder weltlicher Chur-
und Reichs-Fuͤrſt uͤber ſeine Fuͤrſtenthuͤmer nicht
innerhalb der deſtinirten Lehn-Zeit, i. e. innerhalb
Jahr und Tag die Lehns-Empfaͤngniß, ſo haͤlt er
bey dem Kayſer um Lehns-Indult an, dafuͤr er
auf ieden Monate 15 Guͤlden bezahlt. Ein Reichs-
Graf aber erlegt in den Reichs-Taxt-Amt wegen
ſeiner Reichs-Lehn-Grafſchafft, ſo ihm vor und
bey dem Reichs-Hofraths-Collegio zum Reichs-

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[440/0464] II. Theil. V. Capitul. ſchiedenen andern nachher indulgirten Friſten wor- bey ſtreichen laſſen, ſo wird nicht ſelten eine Com- miſſion niedergeſetzt, ſo die Lehns-Stuͤcke immit- telſt ſequeſtriren muß. Vorher ſetzen ſie auch wohl nochmahls zum Uberfluß einen Termin von 6 Wochen an, zu wuͤrcklicher Empfahung der Lehn, damit alle Welt ſehen ſoll, daß ſie allen moͤglichen Glimpff hierinnen beybehalten, mit fernerer Ver- warnung, daß auf den Fall dieſelben wieder alles beſſer Verhoffen, eben ſo wenig als die vorherge- henden reſpectiret werden ſollten, ſie als denn nicht umhin koͤnnten, ad ipſam privationem feudi zu ſchreiten und dasjenige vor die Hand zu nehmen, was die Lehns-Rechte in ſolchen Faͤllen mit ſich braͤchten. Die andern entſchuldigen ſich hierauf auf das allerbeſte, fuͤhren ihre Momenta an, bitten die unfoͤrmliche Sequeſtration unverzuͤglich aufzu- heben, und ihnen nicht allein das Exercitium aller ihrer Jurium und Regalium ungekraͤnckt zu laſſen, ſondern auch nechſtenshin ihnen die Lehns-Em- pfaͤngniß zu goͤnnen. §. 6. Sucht ein geiſtlicher oder weltlicher Chur- und Reichs-Fuͤrſt uͤber ſeine Fuͤrſtenthuͤmer nicht innerhalb der deſtinirten Lehn-Zeit, i. e. innerhalb Jahr und Tag die Lehns-Empfaͤngniß, ſo haͤlt er bey dem Kayſer um Lehns-Indult an, dafuͤr er auf ieden Monate 15 Guͤlden bezahlt. Ein Reichs- Graf aber erlegt in den Reichs-Taxt-Amt wegen ſeiner Reichs-Lehn-Grafſchafft, ſo ihm vor und bey dem Reichs-Hofraths-Collegio zum Reichs- Lehn

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/464>, abgerufen am 22.11.2024.