sind keine Knechte der Menschen, weil sie den Kö- nigen und Kaysern befehlen, und von ihnen die grö- ste Ehrerbietung und Devotion erlangen, und GOttes Knechte auch nicht, weil sie sich fast GOtt gleich achten, und Statthalter Christi seyn wollen. S. D. Johann Friedrich Mayer Dissert. de Titu- lo Pontificis Romani Servus Servorum Dei.
§. 36. Es wäre zu wündschen daß die Römischen Päbste bey diesem Titul so gute Gedancken haben möchten, wie der junge Printz Friedrich Moritz Dessauischer Linie, der anno 1620 verstorben; Als derselbe in dem zehenden Jahre seines Alters, in den letzten Capitul des Buch Hiob wahrgenom- men, daß GOtt der HErr den heiligen Hiob vier- mahl seinen Knecht nennet, konte dieser junge Herr solches Tituls nicht vergessen, sondern nennte sich offt, mit aufgehabenen Augen und Händen gen Himmel, GOttes Knecht. S. Beckmanns An- hältischer Geschichte V. Theil p. 226.
§. 37. Einige von den grösten Puissancen blei- ben bey ihren hohen Tituln dennoch in der De- muth. Als einstens ein Türckischer Bothschaffter Kayser Leopoldum einen Herrn aller Herren nannte, gab er ihm zur Antwort, es ist kein Herr ausser allein GOTT, worüber sich der Türcke gar sehr verwunderte. Wenn er zu Oettingen, Passau und Zelle seine Andacht vor den Altären verrichtete, ließ er zum öfftern diese Worte von sich hören, ich gröster aller Sünder, ich geringste Crea- tur, ich unwürdigste Creatur Leopold. Auf seiner
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Von Titulaturen.
ſind keine Knechte der Menſchen, weil ſie den Koͤ- nigen und Kayſern befehlen, und von ihnen die groͤ- ſte Ehrerbietung und Devotion erlangen, und GOttes Knechte auch nicht, weil ſie ſich faſt GOtt gleich achten, und Statthalter Chriſti ſeyn wollen. S. D. Johann Friedrich Mayer Diſſert. de Titu- lo Pontificis Romani Servus Servorum Dei.
§. 36. Es waͤre zu wuͤndſchen daß die Roͤmiſchen Paͤbſte bey dieſem Titul ſo gute Gedancken haben moͤchten, wie der junge Printz Friedrich Moritz Deſſauiſcher Linie, der anno 1620 verſtorben; Als derſelbe in dem zehenden Jahre ſeines Alters, in den letzten Capitul des Buch Hiob wahrgenom- men, daß GOtt der HErr den heiligen Hiob vier- mahl ſeinen Knecht nennet, konte dieſer junge Herr ſolches Tituls nicht vergeſſen, ſondern nennte ſich offt, mit aufgehabenen Augen und Haͤnden gen Himmel, GOttes Knecht. S. Beckmanns An- haͤltiſcher Geſchichte V. Theil p. 226.
§. 37. Einige von den groͤſten Puiſſancen blei- ben bey ihren hohen Tituln dennoch in der De- muth. Als einſtens ein Tuͤrckiſcher Bothſchaffter Kayſer Leopoldum einen Herrn aller Herren nannte, gab er ihm zur Antwort, es iſt kein Herr auſſer allein GOTT, woruͤber ſich der Tuͤrcke gar ſehr verwunderte. Wenn er zu Oettingen, Paſſau und Zelle ſeine Andacht vor den Altaͤren verrichtete, ließ er zum oͤfftern dieſe Worte von ſich hoͤren, ich groͤſter aller Suͤnder, ich geringſte Crea- tur, ich unwuͤrdigſte Creatur Leopold. Auf ſeiner
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Von Titulaturen.
ſind keine Knechte der Menſchen, weil ſie den Koͤ-
nigen und Kayſern befehlen, und von ihnen die groͤ-
ſte Ehrerbietung und Devotion erlangen, und
GOttes Knechte auch nicht, weil ſie ſich faſt GOtt
gleich achten, und Statthalter Chriſti ſeyn wollen.
S. D. Johann Friedrich Mayer Diſſert. de Titu-
lo Pontificis Romani Servus Servorum Dei.
§. 36. Es waͤre zu wuͤndſchen daß die Roͤmiſchen
Paͤbſte bey dieſem Titul ſo gute Gedancken haben
moͤchten, wie der junge Printz Friedrich Moritz
Deſſauiſcher Linie, der anno 1620 verſtorben;
Als derſelbe in dem zehenden Jahre ſeines Alters,
in den letzten Capitul des Buch Hiob wahrgenom-
men, daß GOtt der HErr den heiligen Hiob vier-
mahl ſeinen Knecht nennet, konte dieſer junge Herr
ſolches Tituls nicht vergeſſen, ſondern nennte ſich
offt, mit aufgehabenen Augen und Haͤnden gen
Himmel, GOttes Knecht. S. Beckmanns An-
haͤltiſcher Geſchichte V. Theil p. 226.
§. 37. Einige von den groͤſten Puiſſancen blei-
ben bey ihren hohen Tituln dennoch in der De-
muth. Als einſtens ein Tuͤrckiſcher Bothſchaffter
Kayſer Leopoldum einen Herrn aller Herren
nannte, gab er ihm zur Antwort, es iſt kein Herr
auſſer allein GOTT, woruͤber ſich der Tuͤrcke
gar ſehr verwunderte. Wenn er zu Oettingen,
Paſſau und Zelle ſeine Andacht vor den Altaͤren
verrichtete, ließ er zum oͤfftern dieſe Worte von ſich
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/457>, abgerufen am 25.11.2024.
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