Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. IV. Capitul.
pris, lequel devroit se contentes &c. es war
schimpflich genug, daß der König von Spanien
den König in Portugall nur schlecht weg den Por-
tugiesen nennte. S. Memoires de Lampertus
Tom. II. p.
520.

§. 26. Grosse Herren pflegen gemeiniglich die
Länder auf welche sie eine Praetension formiren,
in ihre Titul mit einzurucken, sie sehen hierbey nicht
allein auf diejenigen Praetensionen, die als gegen-
wärtig zu achten, sondern auch auf die, die nur in
einem eventual Anwerbungs-Recht beruhen. So
lange dem Recht eines Tertii hierbey nichts prae-
judici
rt wird, ist das wohl unter die res merae fa-
cultatis
mit zu rechnen.

§. 27. Sie nehmen offters bey Gelegenheit ei-
ner geschlossenen Heyrath, da sie ein neu Recht auf
ein Land bekommen einen neuen Titul und Wapen
an, und ersuchen dabey andere Fürsten die Vorse-
hung zu thun, daß von Dero Fürstlichen Cantz-
leyen ihnen solcher auch gegeben werden möge.
Sie notificiren auch wohl den Fürsten denen sie
einmahl in den künfftigen Zeiten zu succediren ge-
dencken, daß sie zu mehrer Manifestation ihres
eventualen Successions-Rechts, an den andern
Landen den Titul und Wapen angenommen ver-
langen aus deren Cantzleyen diesen Titul, und er-
suchen sie zugleich sich deswegen keine widrige Im-
pression
zu machen, sondern vielmehr versichert zu
seyn, daß sie eine gewisse Linie auf den Fal des
Abgangs der andern Linie, an ihren Succesion-

Recht

II. Theil. IV. Capitul.
pris, lequel devroit ſe contentes &c. es war
ſchimpflich genug, daß der Koͤnig von Spanien
den Koͤnig in Portugall nur ſchlecht weg den Por-
tugieſen nennte. S. Memoires de Lampertus
Tom. II. p.
520.

§. 26. Groſſe Herren pflegen gemeiniglich die
Laͤnder auf welche ſie eine Prætenſion formiren,
in ihre Titul mit einzurucken, ſie ſehen hierbey nicht
allein auf diejenigen Prætenſionen, die als gegen-
waͤrtig zu achten, ſondern auch auf die, die nur in
einem eventual Anwerbungs-Recht beruhen. So
lange dem Recht eines Tertii hierbey nichts præ-
judici
rt wird, iſt das wohl unter die res meræ fa-
cultatis
mit zu rechnen.

§. 27. Sie nehmen offters bey Gelegenheit ei-
ner geſchloſſenen Heyrath, da ſie ein neu Recht auf
ein Land bekommen einen neuen Titul und Wapen
an, und erſuchen dabey andere Fuͤrſten die Vorſe-
hung zu thun, daß von Dero Fuͤrſtlichen Cantz-
leyen ihnen ſolcher auch gegeben werden moͤge.
Sie notificiren auch wohl den Fuͤrſten denen ſie
einmahl in den kuͤnfftigen Zeiten zu ſuccediren ge-
dencken, daß ſie zu mehrer Manifeſtation ihres
eventualen Succeſſions-Rechts, an den andern
Landen den Titul und Wapen angenommen ver-
langen aus deren Cantzleyen dieſen Titul, und er-
ſuchen ſie zugleich ſich deswegen keine widrige Im-
preſſion
zu machen, ſondern vielmehr verſichert zu
ſeyn, daß ſie eine gewiſſe Linie auf den Fal des
Abgangs der andern Linie, an ihren Succeſion-

Recht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0452" n="428"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">pris, lequel devroit &#x017F;e contentes &amp;c.</hi> es war<lb/>
&#x017F;chimpflich genug, daß der Ko&#x0364;nig von Spanien<lb/>
den Ko&#x0364;nig in Portugall nur &#x017F;chlecht weg den Por-<lb/>
tugie&#x017F;en nennte. S. <hi rendition="#aq">Memoires de Lampertus<lb/>
Tom. II. p.</hi> 520.</p><lb/>
          <p>§. 26. Gro&#x017F;&#x017F;e Herren pflegen gemeiniglich die<lb/>
La&#x0364;nder auf welche &#x017F;ie eine <hi rendition="#aq">Præten&#x017F;ion formi</hi>ren,<lb/>
in ihre <hi rendition="#aq">Titul</hi> mit einzurucken, &#x017F;ie &#x017F;ehen hierbey nicht<lb/>
allein auf diejenigen <hi rendition="#aq">Præten&#x017F;ion</hi>en, die als gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtig zu achten, &#x017F;ondern auch auf die, die nur in<lb/>
einem <hi rendition="#aq">eventual</hi> Anwerbungs-Recht beruhen. So<lb/>
lange dem Recht eines <hi rendition="#aq">Tertii</hi> hierbey nichts <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
judici</hi>rt wird, i&#x017F;t das wohl unter die <hi rendition="#aq">res meræ fa-<lb/>
cultatis</hi> mit zu rechnen.</p><lb/>
          <p>§. 27. Sie nehmen offters bey Gelegenheit ei-<lb/>
ner ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Heyrath, da &#x017F;ie ein neu Recht auf<lb/>
ein Land bekommen einen neuen <hi rendition="#aq">Titul</hi> und Wapen<lb/>
an, und er&#x017F;uchen dabey andere Fu&#x0364;r&#x017F;ten die Vor&#x017F;e-<lb/>
hung zu thun, daß von Dero Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Cantz-<lb/>
leyen ihnen &#x017F;olcher auch gegeben werden mo&#x0364;ge.<lb/>
Sie <hi rendition="#aq">notifici</hi>ren auch wohl den Fu&#x0364;r&#x017F;ten denen &#x017F;ie<lb/>
einmahl in den ku&#x0364;nfftigen Zeiten zu <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedi</hi>ren ge-<lb/>
dencken, daß &#x017F;ie zu mehrer <hi rendition="#aq">Manife&#x017F;tation</hi> ihres<lb/><hi rendition="#aq">eventual</hi>en <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ion</hi>s-Rechts, an den andern<lb/>
Landen den <hi rendition="#aq">Titul</hi> und Wapen angenommen ver-<lb/>
langen aus deren Cantzleyen die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Titul,</hi> und er-<lb/>
&#x017F;uchen &#x017F;ie zugleich &#x017F;ich deswegen keine widrige <hi rendition="#aq">Im-<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;ion</hi> zu machen, &#x017F;ondern vielmehr ver&#x017F;ichert zu<lb/>
&#x017F;eyn, daß &#x017F;ie eine gewi&#x017F;&#x017F;e Linie auf den Fal des<lb/>
Abgangs der andern Linie, an ihren <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;ion-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Recht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0452] II. Theil. IV. Capitul. pris, lequel devroit ſe contentes &c. es war ſchimpflich genug, daß der Koͤnig von Spanien den Koͤnig in Portugall nur ſchlecht weg den Por- tugieſen nennte. S. Memoires de Lampertus Tom. II. p. 520. §. 26. Groſſe Herren pflegen gemeiniglich die Laͤnder auf welche ſie eine Prætenſion formiren, in ihre Titul mit einzurucken, ſie ſehen hierbey nicht allein auf diejenigen Prætenſionen, die als gegen- waͤrtig zu achten, ſondern auch auf die, die nur in einem eventual Anwerbungs-Recht beruhen. So lange dem Recht eines Tertii hierbey nichts præ- judicirt wird, iſt das wohl unter die res meræ fa- cultatis mit zu rechnen. §. 27. Sie nehmen offters bey Gelegenheit ei- ner geſchloſſenen Heyrath, da ſie ein neu Recht auf ein Land bekommen einen neuen Titul und Wapen an, und erſuchen dabey andere Fuͤrſten die Vorſe- hung zu thun, daß von Dero Fuͤrſtlichen Cantz- leyen ihnen ſolcher auch gegeben werden moͤge. Sie notificiren auch wohl den Fuͤrſten denen ſie einmahl in den kuͤnfftigen Zeiten zu ſuccediren ge- dencken, daß ſie zu mehrer Manifeſtation ihres eventualen Succeſſions-Rechts, an den andern Landen den Titul und Wapen angenommen ver- langen aus deren Cantzleyen dieſen Titul, und er- ſuchen ſie zugleich ſich deswegen keine widrige Im- preſſion zu machen, ſondern vielmehr verſichert zu ſeyn, daß ſie eine gewiſſe Linie auf den Fal des Abgangs der andern Linie, an ihren Succeſion- Recht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/452
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/452>, abgerufen am 22.11.2024.