die Absicht darauf genommen, daß der Titul Hoch- gebohren, Jhre Qualitaet, Geburth und Herkunfft an Tag legt. Sie ist so glücklich gewesen, daß sie von Churfürst Ernsten und dessen Bruder Her- tzog Albrechten das Praedicat Jrlaucht, das ist Durchlauchtige Fürstin und Hochgebohrne Für- stin, gleich ihren Gemahl erhalten. S. Müllers Annal. Saxon.
§. 7. Der Römische Pabst stehet mit einigen die ihn schmeicheln in den Gedancken, als ob ihm allein zukomme unter den grossen Herren die Titul auszutheilen, und daß die weltlichen souverainen Fürsten verbunden wären, ihre Gewalt und Titul von ihm zu hohlen. Daher haben sie nicht allein zu unterschiedenen mahlen sich den protestirenden Puissancen wiedersetzt, wenn sie höhere Dignitaeten und Titulaturen annehmen wollen, sondern auch andere Römisch-Catholische Fürsten aufgehetzt, daß sie ihnen solche verweigern sollen. Es hat aber der Königliche Preußische Geheimbde Rath Herr von Ludwig in seinem Päbstlichen Unfuge wider die Cron Preussen gar wohl ausgeführt, daß die Päbste allezeit viel verlohren, so offt sich selbi- ge in die Titulatur und Würdigkeit souverainer Häupter gemengt, und daß kein souveraines Haupt verbunden den Königlichen Nahmen und Würde von den Römischen Stuhl zu suchen, dem Pabst auch dergleichen auszutheilen gar nicht zu- komme. Es haben auch allbereits einige gescheüte Männer mitten im Pabstthum dieses erkandt, und
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Von Titulaturen.
die Abſicht darauf genommen, daß der Titul Hoch- gebohren, Jhre Qualitæt, Geburth und Herkunfft an Tag legt. Sie iſt ſo gluͤcklich geweſen, daß ſie von Churfuͤrſt Ernſten und deſſen Bruder Her- tzog Albrechten das Prædicat Jrlaucht, das iſt Durchlauchtige Fuͤrſtin und Hochgebohrne Fuͤr- ſtin, gleich ihren Gemahl erhalten. S. Muͤllers Annal. Saxon.
§. 7. Der Roͤmiſche Pabſt ſtehet mit einigen die ihn ſchmeicheln in den Gedancken, als ob ihm allein zukomme unter den groſſen Herren die Titul auszutheilen, und daß die weltlichen ſouverainen Fuͤrſten verbunden waͤren, ihre Gewalt und Titul von ihm zu hohlen. Daher haben ſie nicht allein zu unterſchiedenen mahlen ſich den proteſtirenden Puiſſancen wiederſetzt, wenn ſie hoͤhere Dignitæten und Titulaturen annehmen wollen, ſondern auch andere Roͤmiſch-Catholiſche Fuͤrſten aufgehetzt, daß ſie ihnen ſolche verweigern ſollen. Es hat aber der Koͤnigliche Preußiſche Geheimbde Rath Herr von Ludwig in ſeinem Paͤbſtlichen Unfuge wider die Cron Preuſſen gar wohl ausgefuͤhrt, daß die Paͤbſte allezeit viel verlohren, ſo offt ſich ſelbi- ge in die Titulatur und Wuͤrdigkeit ſouverainer Haͤupter gemengt, und daß kein ſouveraines Haupt verbunden den Koͤniglichen Nahmen und Wuͤrde von den Roͤmiſchen Stuhl zu ſuchen, dem Pabſt auch dergleichen auszutheilen gar nicht zu- komme. Es haben auch allbereits einige geſcheuͤte Maͤnner mitten im Pabſtthum dieſes erkandt, und
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Von Titulaturen.
die Abſicht darauf genommen, daß der Titul Hoch-
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an Tag legt. Sie iſt ſo gluͤcklich geweſen, daß
ſie von Churfuͤrſt Ernſten und deſſen Bruder Her-
tzog Albrechten das Prædicat Jrlaucht, das iſt
Durchlauchtige Fuͤrſtin und Hochgebohrne Fuͤr-
ſtin, gleich ihren Gemahl erhalten. S. Muͤllers
Annal. Saxon.
§. 7. Der Roͤmiſche Pabſt ſtehet mit einigen
die ihn ſchmeicheln in den Gedancken, als ob ihm
allein zukomme unter den groſſen Herren die Titul
auszutheilen, und daß die weltlichen ſouverainen
Fuͤrſten verbunden waͤren, ihre Gewalt und Titul
von ihm zu hohlen. Daher haben ſie nicht allein
zu unterſchiedenen mahlen ſich den proteſtirenden
Puiſſancen wiederſetzt, wenn ſie hoͤhere Dignitæten
und Titulaturen annehmen wollen, ſondern auch
andere Roͤmiſch-Catholiſche Fuͤrſten aufgehetzt,
daß ſie ihnen ſolche verweigern ſollen. Es hat
aber der Koͤnigliche Preußiſche Geheimbde Rath
Herr von Ludwig in ſeinem Paͤbſtlichen Unfuge
wider die Cron Preuſſen gar wohl ausgefuͤhrt, daß
die Paͤbſte allezeit viel verlohren, ſo offt ſich ſelbi-
ge in die Titulatur und Wuͤrdigkeit ſouverainer
Haͤupter gemengt, und daß kein ſouveraines
Haupt verbunden den Koͤniglichen Nahmen und
Wuͤrde von den Roͤmiſchen Stuhl zu ſuchen, dem
Pabſt auch dergleichen auszutheilen gar nicht zu-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/443>, abgerufen am 22.11.2024.
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