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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Titulaturen.
Brieffe Sennor, und auf der Uberschrifft Al Rey
nuestro Senor
geben, in der Uberschrifft aber kei-
ne Cortesia brauchen, sondern der, welcher den
Brief schriebe, allein seinen Nahmen unterzeich-
nen solte. Gleiche Manier solte man mit den
Printzen und Infanten halten, und Jhnen an statt
Jhrer Majestät Altezza geben, die übrigen Gran-
des
aber unter einander weder oben noch über den
Brieffen Cortesien setzen, sondern stracks von dem
Negotio zu schreiben anfangen. S. Kevenhüllers
Annal. Ferdin. II. Tomum p. 483.

§. 4. Der ehmahlige König in Schweden Gu-
stavus
mag sich auch um die Titul nicht groß be-
kümmert haben. Denn als die Liefländer anno
1559 ihre Gesandten an ihn abschickten, und er auf
dem Credenz-Schreiben wahrgenommen, daß sie
ihm Erlauchtigst genennt, sagte er zu den Gesand-
ten, was bedeutet Erleuchten, es ist durch GOttes
Gnade der Schwedische König nicht so dunckel,
daß er der Liefländer Erleuchtung von nöthen hät-
te. S. Harsdörffers Part. II. des Teutschen Secre-
tar. Praef.
von den Ehren-Tituln. n. 15.

§. 5. Jn den vorigen Zeiten sind in der That
sehr viel Titul deren sich grosse Herren nachge-
hends bedient, anfänglich niemahls auf eine öffent-
liche Weise, oder durch einen allgemeinen Consens
ausgemacht worden, sondern einige von ihren Un-
terthanen haben ihnen dieselben aus eigennützigen
Absichten zu erst beygelegt. Wenn sie nun die-
selben ihren Stand und Sinn gemäß befunden,

so
D d

Von Titulaturen.
Brieffe Sennor, und auf der Uberſchrifft Al Rey
nueſtro Senor
geben, in der Uberſchrifft aber kei-
ne Corteſia brauchen, ſondern der, welcher den
Brief ſchriebe, allein ſeinen Nahmen unterzeich-
nen ſolte. Gleiche Manier ſolte man mit den
Printzen und Infanten halten, und Jhnen an ſtatt
Jhrer Majeſtaͤt Altezza geben, die uͤbrigen Gran-
des
aber unter einander weder oben noch uͤber den
Brieffen Corteſien ſetzen, ſondern ſtracks von dem
Negotio zu ſchreiben anfangen. S. Kevenhuͤllers
Annal. Ferdin. II. Tomum p. 483.

§. 4. Der ehmahlige Koͤnig in Schweden Gu-
ſtavus
mag ſich auch um die Titul nicht groß be-
kuͤmmert haben. Denn als die Lieflaͤnder anno
1559 ihre Geſandten an ihn abſchickten, und er auf
dem Credenz-Schreiben wahrgenommen, daß ſie
ihm Erlauchtigſt genennt, ſagte er zu den Geſand-
ten, was bedeutet Erleuchten, es iſt durch GOttes
Gnade der Schwediſche Koͤnig nicht ſo dunckel,
daß er der Lieflaͤnder Erleuchtung von noͤthen haͤt-
te. S. Harsdoͤrffers Part. II. des Teutſchen Secre-
tar. Præf.
von den Ehren-Tituln. n. 15.

§. 5. Jn den vorigen Zeiten ſind in der That
ſehr viel Titul deren ſich groſſe Herren nachge-
hends bedient, anfaͤnglich niemahls auf eine oͤffent-
liche Weiſe, oder durch einen allgemeinen Conſens
ausgemacht worden, ſondern einige von ihren Un-
terthanen haben ihnen dieſelben aus eigennuͤtzigen
Abſichten zu erſt beygelegt. Wenn ſie nun die-
ſelben ihren Stand und Sinn gemaͤß befunden,

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[417/0441] Von Titulaturen. Brieffe Sennor, und auf der Uberſchrifft Al Rey nueſtro Senor geben, in der Uberſchrifft aber kei- ne Corteſia brauchen, ſondern der, welcher den Brief ſchriebe, allein ſeinen Nahmen unterzeich- nen ſolte. Gleiche Manier ſolte man mit den Printzen und Infanten halten, und Jhnen an ſtatt Jhrer Majeſtaͤt Altezza geben, die uͤbrigen Gran- des aber unter einander weder oben noch uͤber den Brieffen Corteſien ſetzen, ſondern ſtracks von dem Negotio zu ſchreiben anfangen. S. Kevenhuͤllers Annal. Ferdin. II. Tomum p. 483. §. 4. Der ehmahlige Koͤnig in Schweden Gu- ſtavus mag ſich auch um die Titul nicht groß be- kuͤmmert haben. Denn als die Lieflaͤnder anno 1559 ihre Geſandten an ihn abſchickten, und er auf dem Credenz-Schreiben wahrgenommen, daß ſie ihm Erlauchtigſt genennt, ſagte er zu den Geſand- ten, was bedeutet Erleuchten, es iſt durch GOttes Gnade der Schwediſche Koͤnig nicht ſo dunckel, daß er der Lieflaͤnder Erleuchtung von noͤthen haͤt- te. S. Harsdoͤrffers Part. II. des Teutſchen Secre- tar. Præf. von den Ehren-Tituln. n. 15. §. 5. Jn den vorigen Zeiten ſind in der That ſehr viel Titul deren ſich groſſe Herren nachge- hends bedient, anfaͤnglich niemahls auf eine oͤffent- liche Weiſe, oder durch einen allgemeinen Conſens ausgemacht worden, ſondern einige von ihren Un- terthanen haben ihnen dieſelben aus eigennuͤtzigen Abſichten zu erſt beygelegt. Wenn ſie nun die- ſelben ihren Stand und Sinn gemaͤß befunden, ſo D d

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/441>, abgerufen am 25.11.2024.