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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Gesandten.

§. 50. Wo sie mißtrauisch gegen einander, da
observiren sie einander alle Tritte und Schritte
die sie thun, die Häuser in denen sie sich aufhalten,
die Leute mit denen sie umgehen, die Expressen die
sie erhalten, und abschicken, um ihre Messures dar-
nach zu nehmen.

§. 51. Ob zwar die Gesandten der Fürsten ein-
ander nicht besuchen so lange der Krieg währet, so
begegnen sie doch einander gantz höflich, wann sie
am dritten Orte zusammen kommen, immassen der
Krieg die Regeln des Wohlstandes und der Höf-
lichkeit nicht aufhebt. Werden sie zu einer gewis-
sen Solennitaet, Gasterey oder Assemblee einge-
laden, so erkundigen sie sich genau, was vor Ge-
sandte daselbst zugegen seyn möchten, damit sie be-
urtheilen, wenn ihnen die Gesellschafft nicht recht
anständig wäre, ob sie kommen, oder sich entschul-
digen sollen. Sie ziehen nicht allein wegen der
daselbst befindlichen Gesandten Nachricht ein, son-
dern auch wegen der andern Standes. Personen,
indem einige im Range so weit gehen, daß sie auch
über die apanagirten Printzen den Rang ver-
langen.

§. 52. Wenn die Gesandten an einem Hofe
zur öffentlichen Audienz wollen gelassen seyn, so
lassen sie sich vorher bey dem grösten Staats-Mi-
nistre
anmelden, und vernehmen welchen Tag sie
dazu gelangen können. Jst ihnen nun Tag und
Stunde hiezu anberaumt so fahren sie mit grossen
Staat und vielen Carossen zur Audienz, und wer-

den
C c
Von den Geſandten.

§. 50. Wo ſie mißtrauiſch gegen einander, da
obſerviren ſie einander alle Tritte und Schritte
die ſie thun, die Haͤuſer in denen ſie ſich aufhalten,
die Leute mit denen ſie umgehen, die Expreſſen die
ſie erhalten, und abſchicken, um ihre Meſſures dar-
nach zu nehmen.

§. 51. Ob zwar die Geſandten der Fuͤrſten ein-
ander nicht beſuchen ſo lange der Krieg waͤhret, ſo
begegnen ſie doch einander gantz hoͤflich, wann ſie
am dritten Orte zuſammen kommen, immaſſen der
Krieg die Regeln des Wohlſtandes und der Hoͤf-
lichkeit nicht aufhebt. Werden ſie zu einer gewiſ-
ſen Solennitæt, Gaſterey oder Aſſemblée einge-
laden, ſo erkundigen ſie ſich genau, was vor Ge-
ſandte daſelbſt zugegen ſeyn moͤchten, damit ſie be-
urtheilen, wenn ihnen die Geſellſchafft nicht recht
anſtaͤndig waͤre, ob ſie kommen, oder ſich entſchul-
digen ſollen. Sie ziehen nicht allein wegen der
daſelbſt befindlichen Geſandten Nachricht ein, ſon-
dern auch wegen der andern Standes. Perſonen,
indem einige im Range ſo weit gehen, daß ſie auch
uͤber die apanagirten Printzen den Rang ver-
langen.

§. 52. Wenn die Geſandten an einem Hofe
zur oͤffentlichen Audienz wollen gelaſſen ſeyn, ſo
laſſen ſie ſich vorher bey dem groͤſten Staats-Mi-
niſtre
anmelden, und vernehmen welchen Tag ſie
dazu gelangen koͤnnen. Jſt ihnen nun Tag und
Stunde hiezu anberaumt ſo fahren ſie mit groſſen
Staat und vielen Caroſſen zur Audienz, und wer-

den
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[401/0425] Von den Geſandten. §. 50. Wo ſie mißtrauiſch gegen einander, da obſerviren ſie einander alle Tritte und Schritte die ſie thun, die Haͤuſer in denen ſie ſich aufhalten, die Leute mit denen ſie umgehen, die Expreſſen die ſie erhalten, und abſchicken, um ihre Meſſures dar- nach zu nehmen. §. 51. Ob zwar die Geſandten der Fuͤrſten ein- ander nicht beſuchen ſo lange der Krieg waͤhret, ſo begegnen ſie doch einander gantz hoͤflich, wann ſie am dritten Orte zuſammen kommen, immaſſen der Krieg die Regeln des Wohlſtandes und der Hoͤf- lichkeit nicht aufhebt. Werden ſie zu einer gewiſ- ſen Solennitæt, Gaſterey oder Aſſemblée einge- laden, ſo erkundigen ſie ſich genau, was vor Ge- ſandte daſelbſt zugegen ſeyn moͤchten, damit ſie be- urtheilen, wenn ihnen die Geſellſchafft nicht recht anſtaͤndig waͤre, ob ſie kommen, oder ſich entſchul- digen ſollen. Sie ziehen nicht allein wegen der daſelbſt befindlichen Geſandten Nachricht ein, ſon- dern auch wegen der andern Standes. Perſonen, indem einige im Range ſo weit gehen, daß ſie auch uͤber die apanagirten Printzen den Rang ver- langen. §. 52. Wenn die Geſandten an einem Hofe zur oͤffentlichen Audienz wollen gelaſſen ſeyn, ſo laſſen ſie ſich vorher bey dem groͤſten Staats-Mi- niſtre anmelden, und vernehmen welchen Tag ſie dazu gelangen koͤnnen. Jſt ihnen nun Tag und Stunde hiezu anberaumt ſo fahren ſie mit groſſen Staat und vielen Caroſſen zur Audienz, und wer- den C c

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/425>, abgerufen am 22.11.2024.