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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Gesandten.
zum Ehrgeitz, so formiren sie bißweilen so wunder-
liche und seltzame Praetensionen, die nimmermehr
können eingegangen werden, und dadurch dem
Haupt Werck ein grosser Aufhalt zugefüget wird.

§. 22. Bißweilen halten sich die Ambassadeurs
an einem Hofe eine Zeitlang als Privat-Personen
auf, und unterreden sich auf solche Weise mit den
andern, ohne daß sie mit einem Ceremoniel ange-
nommen und nach Hofe geführet werden. So
bald sie sich aber öffentlich sehen lassen, und ihre
Ankunfft notificiren, werden sie solenniter ange-
nommen und nach Hofe geführet, sie nehmen auch
sodann öffentliche Visiten an, und statten derglei-
chen wieder ab. Sie vermeiden auch dadurch
manchen Zeitverlust und Weitläufftigkeit im Ce-
remoniel,
wenn sie den sämmtlichen Gesandten bey
ihrer Versammlung eine Haupt-Veränderung ih-
res Hofes, die sie alle zusammen concernirt, noti-
fici
ren. Also notificirte der Minister Mediationis,
auf dem Friedens-Congress zu Ryßwick, das Ab-
sterben seines Principalen des Königs in Schwe-
den Caroli IX. in pleno Consessu, und empfieng
darauf zugleich die Condolenz-Complimens,
Hätte er es einem ieglichen in sein Quartier ver-
melden lassen, so wäre auch sodann ein ieder ver-
bunden gewesen, ihm die Condolenz a part abzu-
statten; es wäre aber damit sehr viel Zeit verdor-
ben worden. S. Lünigs Theatr. Ceremon. T. I.
pag.
937.

§. 23.
B b 3

Von den Geſandten.
zum Ehrgeitz, ſo formiren ſie bißweilen ſo wunder-
liche und ſeltzame Prætenſionen, die nimmermehr
koͤnnen eingegangen werden, und dadurch dem
Haupt Werck ein groſſer Aufhalt zugefuͤget wird.

§. 22. Bißweilen halten ſich die Ambaſſadeurs
an einem Hofe eine Zeitlang als Privat-Perſonen
auf, und unterreden ſich auf ſolche Weiſe mit den
andern, ohne daß ſie mit einem Ceremoniel ange-
nommen und nach Hofe gefuͤhret werden. So
bald ſie ſich aber oͤffentlich ſehen laſſen, und ihre
Ankunfft notificiren, werden ſie ſolenniter ange-
nommen und nach Hofe gefuͤhret, ſie nehmen auch
ſodann oͤffentliche Viſiten an, und ſtatten derglei-
chen wieder ab. Sie vermeiden auch dadurch
manchen Zeitverluſt und Weitlaͤufftigkeit im Ce-
remoniel,
wenn ſie den ſaͤmmtlichen Geſandten bey
ihrer Verſammlung eine Haupt-Veraͤnderung ih-
res Hofes, die ſie alle zuſammen concernirt, noti-
fici
ren. Alſo notificirte der Miniſter Mediationis,
auf dem Friedens-Congreſs zu Ryßwick, das Ab-
ſterben ſeines Principalen des Koͤnigs in Schwe-
den Caroli IX. in pleno Conſeſſu, und empfieng
darauf zugleich die Condolenz-Complimens,
Haͤtte er es einem ieglichen in ſein Quartier ver-
melden laſſen, ſo waͤre auch ſodann ein ieder ver-
bunden geweſen, ihm die Condolenz a part abzu-
ſtatten; es waͤre aber damit ſehr viel Zeit verdor-
ben worden. S. Luͤnigs Theatr. Ceremon. T. I.
pag.
937.

§. 23.
B b 3
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[389/0413] Von den Geſandten. zum Ehrgeitz, ſo formiren ſie bißweilen ſo wunder- liche und ſeltzame Prætenſionen, die nimmermehr koͤnnen eingegangen werden, und dadurch dem Haupt Werck ein groſſer Aufhalt zugefuͤget wird. §. 22. Bißweilen halten ſich die Ambaſſadeurs an einem Hofe eine Zeitlang als Privat-Perſonen auf, und unterreden ſich auf ſolche Weiſe mit den andern, ohne daß ſie mit einem Ceremoniel ange- nommen und nach Hofe gefuͤhret werden. So bald ſie ſich aber oͤffentlich ſehen laſſen, und ihre Ankunfft notificiren, werden ſie ſolenniter ange- nommen und nach Hofe gefuͤhret, ſie nehmen auch ſodann oͤffentliche Viſiten an, und ſtatten derglei- chen wieder ab. Sie vermeiden auch dadurch manchen Zeitverluſt und Weitlaͤufftigkeit im Ce- remoniel, wenn ſie den ſaͤmmtlichen Geſandten bey ihrer Verſammlung eine Haupt-Veraͤnderung ih- res Hofes, die ſie alle zuſammen concernirt, noti- ficiren. Alſo notificirte der Miniſter Mediationis, auf dem Friedens-Congreſs zu Ryßwick, das Ab- ſterben ſeines Principalen des Koͤnigs in Schwe- den Caroli IX. in pleno Conſeſſu, und empfieng darauf zugleich die Condolenz-Complimens, Haͤtte er es einem ieglichen in ſein Quartier ver- melden laſſen, ſo waͤre auch ſodann ein ieder ver- bunden geweſen, ihm die Condolenz a part abzu- ſtatten; es waͤre aber damit ſehr viel Zeit verdor- ben worden. S. Luͤnigs Theatr. Ceremon. T. I. pag. 937. §. 23. B b 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/413>, abgerufen am 25.11.2024.