ihnen zu Mittage oder des Abends, und regaliren sie nachgehends entweder mit einem Ritter-Or- den, oder mit einem kostbahren mit Diamanten besetzten Portraite, oder einen andern ansehnlichen Praesent.
§. 24. Bißweilen bekommen diejenigen Oer- ter, wo grosse Herren eine unvermuthete und ange- nehme Entrevue, entweder zwischen ihren Hoch- Fürstlichen Anverwandten, oder auch andern Mit-Regenten halten, einen besondern Nahmen. Als Chur-Fürst Johann Friedrich bey seiner Zu- rückkunfft aus dem Gefängniß, auf Weymar zu- reisete, und auf den Jagt-Hause zu Wolfersdorff, allda ihm seine Gemahlin nebst andern Hoch- Fürstlichen Angehörigen empfangen, das Mittags- Mahl hielt, bekam dieser Ort den Nahmen der frölichen Wiederkunfft, welchen er auch biß ietzo noch behalten. Sie lassen auch wohl zum An- dencken solcher Oerter und dieser Zusammenkünff- te, gewisse güldene und silberne Müntzen prägen, wie man in der alten und neuen Historie davon gar viel Exempel antrifft.
§. 25. Vor diesen ist es unter den grossen Her- ren in Teutschland gebräuchlich gewesen, daß sie bey dergleichen Fällen zum Spaß mit den Hüten mit einander getauschet. Als Fürst Johann George I. zu Anhalt mit dem Chur-Fürsten zu Sachsen Johann Georgen den I. den 26. Martii Anno 1618. auf den so genannten rothen Hause in dem Anhältischen, eine sehr vertraute Zusam-
menkunfft
II. Theil. II. Capitul.
ihnen zu Mittage oder des Abends, und regaliren ſie nachgehends entweder mit einem Ritter-Or- den, oder mit einem koſtbahren mit Diamanten beſetzten Portraite, oder einen andern anſehnlichen Præſent.
§. 24. Bißweilen bekommen diejenigen Oer- ter, wo groſſe Herren eine unvermuthete und ange- nehme Entrevue, entweder zwiſchen ihren Hoch- Fuͤrſtlichen Anverwandten, oder auch andern Mit-Regenten halten, einen beſondern Nahmen. Als Chur-Fuͤrſt Johann Friedrich bey ſeiner Zu- ruͤckkunfft aus dem Gefaͤngniß, auf Weymar zu- reiſete, und auf den Jagt-Hauſe zu Wolfersdorff, allda ihm ſeine Gemahlin nebſt andern Hoch- Fuͤrſtlichen Angehoͤrigen empfangen, das Mittags- Mahl hielt, bekam dieſer Ort den Nahmen der froͤlichen Wiederkunfft, welchen er auch biß ietzo noch behalten. Sie laſſen auch wohl zum An- dencken ſolcher Oerter und dieſer Zuſammenkuͤnff- te, gewiſſe guͤldene und ſilberne Muͤntzen praͤgen, wie man in der alten und neuen Hiſtorie davon gar viel Exempel antrifft.
§. 25. Vor dieſen iſt es unter den groſſen Her- ren in Teutſchland gebraͤuchlich geweſen, daß ſie bey dergleichen Faͤllen zum Spaß mit den Huͤten mit einander getauſchet. Als Fuͤrſt Johann George I. zu Anhalt mit dem Chur-Fuͤrſten zu Sachſen Johann Georgen den I. den 26. Martii Anno 1618. auf den ſo genannten rothen Hauſe in dem Anhaͤltiſchen, eine ſehr vertraute Zuſam-
menkunfft
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II. Theil. II. Capitul.
ihnen zu Mittage oder des Abends, und regaliren
ſie nachgehends entweder mit einem Ritter-Or-
den, oder mit einem koſtbahren mit Diamanten
beſetzten Portraite, oder einen andern anſehnlichen
Præſent.
§. 24. Bißweilen bekommen diejenigen Oer-
ter, wo groſſe Herren eine unvermuthete und ange-
nehme Entrevue, entweder zwiſchen ihren Hoch-
Fuͤrſtlichen Anverwandten, oder auch andern
Mit-Regenten halten, einen beſondern Nahmen.
Als Chur-Fuͤrſt Johann Friedrich bey ſeiner Zu-
ruͤckkunfft aus dem Gefaͤngniß, auf Weymar zu-
reiſete, und auf den Jagt-Hauſe zu Wolfersdorff,
allda ihm ſeine Gemahlin nebſt andern Hoch-
Fuͤrſtlichen Angehoͤrigen empfangen, das Mittags-
Mahl hielt, bekam dieſer Ort den Nahmen der
froͤlichen Wiederkunfft, welchen er auch biß ietzo
noch behalten. Sie laſſen auch wohl zum An-
dencken ſolcher Oerter und dieſer Zuſammenkuͤnff-
te, gewiſſe guͤldene und ſilberne Muͤntzen praͤgen,
wie man in der alten und neuen Hiſtorie davon
gar viel Exempel antrifft.
§. 25. Vor dieſen iſt es unter den groſſen Her-
ren in Teutſchland gebraͤuchlich geweſen, daß ſie
bey dergleichen Faͤllen zum Spaß mit den Huͤten
mit einander getauſchet. Als Fuͤrſt Johann
George I. zu Anhalt mit dem Chur-Fuͤrſten zu
Sachſen Johann Georgen den I. den 26. Martii
Anno 1618. auf den ſo genannten rothen Hauſe
in dem Anhaͤltiſchen, eine ſehr vertraute Zuſam-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/392>, abgerufen am 23.11.2024.
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