Rechten setzte, und hernach wurde dem Frantzösi- schen Gesandten die Wahl gelassen, einen Platz zu kießen welchen er wolte, er erwehlte sich aber des Legati lincke Hand, und überließ dem Spanischen Gesandten den andern Platz zur rechten, welcher auch damit zufrieden war, in der Meynung, er hätte die Oberhand behalten. S. Joh. Finets Ceremo- niel der Ambassadeurs p. 78.
§. 22. Wo zwey Abgesandten einen gleichen Rang haben, geschicht es bißweilen daß ein Herr diesen Gesandten sagen läst, er solte zwar zu dieser oder jener Solennität zu erst eingeladen werden, es würde ihm aller zu einem besondern Gefallen ge- reichen, wenn er vorhero, Verdrüßlichkeit und Rang-Streit zu vermeiden, versichern würde, daß er ausbleiben, und sein Abwesen nach eigenem Ge- fallen mit einer Entschuldigung beschönigen wolte. Es pflegen aber die Herren Gesandten mit diesem Vorschlag gar selten zufrieden zu seyn.
§. 23. Die sich eine Praecedenz zueignen wol- len, suchen mancherley Mittel und Wege vor, die- selbe zu behaupten. Sie bemühen sich, den Vor- sitz und die Oberhand durch List zu erlangen, sie wollen sich entweder bey diesen oder jenen Con- vent gar nicht einfinden, und simuliren wohl gar zum Behuf einige Kranckheit, oder drohen, daß sie sich von dem Orte, wo sie sich gegenwärtig aufhal- ten, wieder weg begeben, und die dadurch angestell- te Versammlung trennen wollen; sie geben Prote- stationes ad Acta, daß ihren Rechten hierdurch
im
Von Rang u. Præcedenz groſſer Herren.
Rechten ſetzte, und hernach wurde dem Frantzoͤſi- ſchen Geſandten die Wahl gelaſſen, einen Platz zu kießen welchen er wolte, er erwehlte ſich aber des Legati lincke Hand, und uͤberließ dem Spaniſchen Geſandten den andern Platz zur rechten, welcher auch damit zufrieden war, in der Meynung, er haͤtte die Oberhand behalten. S. Joh. Finets Ceremo- niel der Ambaſſadeurs p. 78.
§. 22. Wo zwey Abgeſandten einen gleichen Rang haben, geſchicht es bißweilen daß ein Herr dieſen Geſandten ſagen laͤſt, er ſolte zwar zu dieſer oder jener Solennitaͤt zu erſt eingeladen werden, es wuͤrde ihm aller zu einem beſondern Gefallen ge- reichen, wenn er vorhero, Verdruͤßlichkeit und Rang-Streit zu vermeiden, verſichern wuͤrde, daß er ausbleiben, und ſein Abweſen nach eigenem Ge- fallen mit einer Entſchuldigung beſchoͤnigen wolte. Es pflegen aber die Herren Geſandten mit dieſem Vorſchlag gar ſelten zufrieden zu ſeyn.
§. 23. Die ſich eine Præcedenz zueignen wol- len, ſuchen mancherley Mittel und Wege vor, die- ſelbe zu behaupten. Sie bemuͤhen ſich, den Vor- ſitz und die Oberhand durch Liſt zu erlangen, ſie wollen ſich entweder bey dieſen oder jenen Con- vent gar nicht einfinden, und ſimuliren wohl gar zum Behuf einige Kranckheit, oder drohen, daß ſie ſich von dem Orte, wo ſie ſich gegenwaͤrtig aufhal- ten, wieder weg begeben, und die dadurch angeſtell- te Verſammlung trennen wollen; ſie geben Prote- ſtationes ad Acta, daß ihren Rechten hierdurch
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Von Rang u. Præcedenz groſſer Herren.
Rechten ſetzte, und hernach wurde dem Frantzoͤſi-
ſchen Geſandten die Wahl gelaſſen, einen Platz zu
kießen welchen er wolte, er erwehlte ſich aber des
Legati lincke Hand, und uͤberließ dem Spaniſchen
Geſandten den andern Platz zur rechten, welcher
auch damit zufrieden war, in der Meynung, er haͤtte
die Oberhand behalten. S. Joh. Finets Ceremo-
niel der Ambaſſadeurs p. 78.
§. 22. Wo zwey Abgeſandten einen gleichen
Rang haben, geſchicht es bißweilen daß ein Herr
dieſen Geſandten ſagen laͤſt, er ſolte zwar zu dieſer
oder jener Solennitaͤt zu erſt eingeladen werden, es
wuͤrde ihm aller zu einem beſondern Gefallen ge-
reichen, wenn er vorhero, Verdruͤßlichkeit und
Rang-Streit zu vermeiden, verſichern wuͤrde, daß
er ausbleiben, und ſein Abweſen nach eigenem Ge-
fallen mit einer Entſchuldigung beſchoͤnigen wolte.
Es pflegen aber die Herren Geſandten mit dieſem
Vorſchlag gar ſelten zufrieden zu ſeyn.
§. 23. Die ſich eine Præcedenz zueignen wol-
len, ſuchen mancherley Mittel und Wege vor, die-
ſelbe zu behaupten. Sie bemuͤhen ſich, den Vor-
ſitz und die Oberhand durch Liſt zu erlangen, ſie
wollen ſich entweder bey dieſen oder jenen Con-
vent gar nicht einfinden, und ſimuliren wohl gar
zum Behuf einige Kranckheit, oder drohen, daß ſie
ſich von dem Orte, wo ſie ſich gegenwaͤrtig aufhal-
ten, wieder weg begeben, und die dadurch angeſtell-
te Verſammlung trennen wollen; ſie geben Prote-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/375>, abgerufen am 24.11.2024.
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