eben wie die Cron-Printzen allezeit am dritten Ort den Rang und die Praecedenz vor den Europäi- schen Fürsten genommen, und nehmen wollen, auch wenn ein solcher Fürst in das Königliche Hof-Lager ihres Herrn Vaters und ältesten Bruders als des regierenden Königs gekommen, denselben die Hand und place d'honeur allzeit disputirt.
§. 13. Einige Churfürsten haben sich vor den re- gierenden vornehmsten Reichs-Fürsten darinnen distinguirt, daß sie diesen so offt sie von ihnen be- sucht worden, auch in ihren eigenen Hof-Lager und an der Tafel, die place d'honeur und rechte Hand nie geben wollen. So haben auch die Car- dinaele den Churfürsten den Rang disputirlich machen wollen. Es ist aber dieser Rang-Streit in Ansehung der drey Geistlichen Churfürsten anno 1717. von den Pabst entschieden worden, nachdem er die Churfürsten zu Mäyntz/ Trier und Cölln zu Patriarchen in Jerusalem, Antiochia und Alexan- dria ernennte, durch welche Dignitaet sie den Rang über alle Cardinaele erhalten. S. Lünigs Theatr. Ceremon. I. Theil p. 14.
§. 14. Die Teutschen regierenden Reichs- Fürsten maßen sich vor den Jtalienischen und andern Europäischen einen Vorzug an, und be- haupten, daß sie mehrentheils aus vortrefflichen Königlichen und Churfürstlichen oder alten illu- stren Geblüth entsprossen wären, da hingegen die andern nur Gräflicher und Adelicher, auch wohl mancher unter ihnen wohl gar unehlicher Geburth
und
II. Theil. I. Capitul.
eben wie die Cron-Printzen allezeit am dritten Ort den Rang und die Præcedenz vor den Europaͤi- ſchen Fuͤrſten genommen, und nehmen wollen, auch wenn ein ſolcher Fuͤrſt in das Koͤnigliche Hof-Lager ihres Herrn Vaters und aͤlteſten Bruders als des regierenden Koͤnigs gekommen, denſelben die Hand und place d’honeur allzeit diſputirt.
§. 13. Einige Churfuͤrſten haben ſich vor den re- gierenden vornehmſten Reichs-Fuͤrſten darinnen diſtinguirt, daß ſie dieſen ſo offt ſie von ihnen be- ſucht worden, auch in ihren eigenen Hof-Lager und an der Tafel, die place d’honeur und rechte Hand nie geben wollen. So haben auch die Car- dinæle den Churfuͤrſten den Rang diſputirlich machen wollen. Es iſt aber dieſer Rang-Streit in Anſehung der drey Geiſtlichen Churfuͤrſten anno 1717. von den Pabſt entſchieden worden, nachdem er die Churfuͤrſten zu Maͤyntz/ Trier und Coͤlln zu Patriarchen in Jeruſalem, Antiochia und Alexan- dria ernennte, durch welche Dignitæt ſie den Rang uͤber alle Cardinæle erhalten. S. Luͤnigs Theatr. Ceremon. I. Theil p. 14.
§. 14. Die Teutſchen regierenden Reichs- Fuͤrſten maßen ſich vor den Jtalieniſchen und andern Europaͤiſchen einen Vorzug an, und be- haupten, daß ſie mehrentheils aus vortrefflichen Koͤniglichen und Churfuͤrſtlichen oder alten illu- ſtren Gebluͤth entſproſſen waͤren, da hingegen die andern nur Graͤflicher und Adelicher, auch wohl mancher unter ihnen wohl gar unehlicher Geburth
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II. Theil. I. Capitul.
eben wie die Cron-Printzen allezeit am dritten Ort
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ſchen Fuͤrſten genommen, und nehmen wollen, auch
wenn ein ſolcher Fuͤrſt in das Koͤnigliche Hof-Lager
ihres Herrn Vaters und aͤlteſten Bruders als des
regierenden Koͤnigs gekommen, denſelben die Hand
und place d’honeur allzeit diſputirt.
§. 13. Einige Churfuͤrſten haben ſich vor den re-
gierenden vornehmſten Reichs-Fuͤrſten darinnen
diſtinguirt, daß ſie dieſen ſo offt ſie von ihnen be-
ſucht worden, auch in ihren eigenen Hof-Lager
und an der Tafel, die place d’honeur und rechte
Hand nie geben wollen. So haben auch die Car-
dinæle den Churfuͤrſten den Rang diſputirlich
machen wollen. Es iſt aber dieſer Rang-Streit
in Anſehung der drey Geiſtlichen Churfuͤrſten anno
1717. von den Pabſt entſchieden worden, nachdem
er die Churfuͤrſten zu Maͤyntz/ Trier und Coͤlln zu
Patriarchen in Jeruſalem, Antiochia und Alexan-
dria ernennte, durch welche Dignitæt ſie den Rang
uͤber alle Cardinæle erhalten. S. Luͤnigs Theatr.
Ceremon. I. Theil p. 14.
§. 14. Die Teutſchen regierenden Reichs-
Fuͤrſten maßen ſich vor den Jtalieniſchen und
andern Europaͤiſchen einen Vorzug an, und be-
haupten, daß ſie mehrentheils aus vortrefflichen
Koͤniglichen und Churfuͤrſtlichen oder alten illu-
ſtren Gebluͤth entſproſſen waͤren, da hingegen die
andern nur Graͤflicher und Adelicher, auch wohl
mancher unter ihnen wohl gar unehlicher Geburth
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/370>, abgerufen am 24.11.2024.
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