Unterschied der Länder weiter heissen können. Also ließ der König in Franckreich Ludwig XIV sein Te- stament bey seinem Parlament, dessen Macht und Ansehen er sonst ziemlich geschwächt und gantz ent- kräfftet hatte, verwahren. Er übergab es in einen Packet, und mit einem Edict, darinnen er befahl daß dieses Packet deponiret und geheim gehalten werden möchte; er hatte mit eigener Hand darauf geschrieben: Dieses ist unser Testament, und un- ten gezeichnet, Ludewig. Monsieur de Joly Ge- neral-Advocat bey dem Parlament zu Pariß, hielt an die Parlaments-Versammlung eine solenne Rede, und das Parlament stattete ihm eine devo- teste Dancksagung ab, vor die Güte und das Ver- trauen, so er demselben hiedurch zu erzeigen allergnä- digst geruhet.
§. 14. Die Regenten disponiren auch, entwe- der in Testamentern, oder in Fürstlichen Hand- Schreiben, so denselben besonders mit beygefügt, wie und welchergestalt dero letzter Wille publicirt werden soll, und wer von Fürstlichen Personen oder Abgesandten mit dabey zu erscheinen habe.
§. 15. Jn den vorigen Seculis, biß an die Zeit der Reformation, bestellten die Fürsten in Teutsch- land und ihre Gemahlinnen, ihr Testament und Seelen-Geräthe, wie sie es damahls gar öffters zu nennen pflegten, mehrentheils bey denen Canoni- cis, weil sie zu denselben vor andern ein besonder gutes Vertrauen hatten. Man findet auch sonst in den damahligen Zeiten dey den Testamenten viel
papi-
T 5
Von Teſtam., deren Aufr. Publ. u. Exec.
Unterſchied der Laͤnder weiter heiſſen koͤnnen. Alſo ließ der Koͤnig in Franckreich Ludwig XIV ſein Te- ſtament bey ſeinem Parlament, deſſen Macht und Anſehen er ſonſt ziemlich geſchwaͤcht und gantz ent- kraͤfftet hatte, verwahren. Er uͤbergab es in einen Packet, und mit einem Edict, darinnen er befahl daß dieſes Packet deponiret und geheim gehalten werden moͤchte; er hatte mit eigener Hand darauf geſchrieben: Dieſes iſt unſer Teſtament, und un- ten gezeichnet, Ludewig. Monſieur de Joly Ge- neral-Advocat bey dem Parlament zu Pariß, hielt an die Parlaments-Verſammlung eine ſolenne Rede, und das Parlament ſtattete ihm eine devo- teſte Danckſagung ab, vor die Guͤte und das Ver- trauen, ſo er demſelben hiedurch zu erzeigen allergnaͤ- digſt geruhet.
§. 14. Die Regenten diſponiren auch, entwe- der in Teſtamentern, oder in Fuͤrſtlichen Hand- Schreiben, ſo denſelben beſonders mit beygefuͤgt, wie und welchergeſtalt dero letzter Wille publicirt werden ſoll, und wer von Fuͤrſtlichen Perſonen oder Abgeſandten mit dabey zu erſcheinen habe.
§. 15. Jn den vorigen Seculis, biß an die Zeit der Reformation, beſtellten die Fuͤrſten in Teutſch- land und ihre Gemahlinnen, ihr Teſtament und Seelen-Geraͤthe, wie ſie es damahls gar oͤffters zu nennen pflegten, mehrentheils bey denen Canoni- cis, weil ſie zu denſelben vor andern ein beſonder gutes Vertrauen hatten. Man findet auch ſonſt in den damahligen Zeiten dey den Teſtamenten viel
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Von Teſtam., deren Aufr. Publ. u. Exec.
Unterſchied der Laͤnder weiter heiſſen koͤnnen. Alſo
ließ der Koͤnig in Franckreich Ludwig XIV ſein Te-
ſtament bey ſeinem Parlament, deſſen Macht und
Anſehen er ſonſt ziemlich geſchwaͤcht und gantz ent-
kraͤfftet hatte, verwahren. Er uͤbergab es in einen
Packet, und mit einem Edict, darinnen er befahl
daß dieſes Packet deponiret und geheim gehalten
werden moͤchte; er hatte mit eigener Hand darauf
geſchrieben: Dieſes iſt unſer Teſtament, und un-
ten gezeichnet, Ludewig. Monſieur de Joly Ge-
neral-Advocat bey dem Parlament zu Pariß, hielt
an die Parlaments-Verſammlung eine ſolenne
Rede, und das Parlament ſtattete ihm eine devo-
teſte Danckſagung ab, vor die Guͤte und das Ver-
trauen, ſo er demſelben hiedurch zu erzeigen allergnaͤ-
digſt geruhet.
§. 14. Die Regenten diſponiren auch, entwe-
der in Teſtamentern, oder in Fuͤrſtlichen Hand-
Schreiben, ſo denſelben beſonders mit beygefuͤgt,
wie und welchergeſtalt dero letzter Wille publicirt
werden ſoll, und wer von Fuͤrſtlichen Perſonen oder
Abgeſandten mit dabey zu erſcheinen habe.
§. 15. Jn den vorigen Seculis, biß an die Zeit
der Reformation, beſtellten die Fuͤrſten in Teutſch-
land und ihre Gemahlinnen, ihr Teſtament und
Seelen-Geraͤthe, wie ſie es damahls gar oͤffters
zu nennen pflegten, mehrentheils bey denen Canoni-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/321>, abgerufen am 25.11.2024.
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