meiniglich eine Zeitlang, bißweilen einige Tage, und bißweilen wohl gar einige Wochen auf kost- baren Parade-Betten gestellt und gezeigt zu werden, die man auf unterschiedene Art inventiret. Zu- weilen werden sie auf eine Estrade gesetzt, so einige Stuffen hoch ist; diese Estrade wird von einigen Pilastren, die mit Sammet und goldenen Tressen bekleidet, unterstützt, an welchen hernach die Wa- pen hängen. Andere sind mit Sinnbildern, Wachs-Fackeln, Illuminationen, Statuen, Ur- nen und dergleichen ausgezieret. Es sind magni- fique Baldachine darüber zu sehen. Die Leichen sind auf das prächtigste in Sammet, Brocat und auf andere Weise eingekleidet. Die Fürstlichen Insignia, als Cronen, Chur-Hüte, Fürsten-Hüte u. s. w. liegen nach den Regeln der Kunst nicht weit davon auf eine solche Weise, wie es am besten in die Augen fällt, und die gröste Parade macht. Bey den Bischöffen siehet man die Bischoffs-Hauben und die Bischoffs-Stäbe. Bey den Kriegs-Hel- den, die gemeiniglich mit Harnischen angethan, liegt auf der rechten Seite der Commando Stab, und auf der lincken der blosse Degen.
§. 19. An statt der würcklichen Leichen wird biß- weilen ein Bild von Wachs auf die Parade-Bet- ten gelegt. Dieses ist aber wohl ein seltzamer Ge- brauch gewesen/ dessen Herr Lünig in dem II. Theil seines Theatri Ceremonialis p. 600. gedencket, der sonst in Franckreich üblich gewesen, daß man statt der Königlichen Leichen, die man eine Zeitlang auf
dem
I. Theil XVI. Capitul.
meiniglich eine Zeitlang, bißweilen einige Tage, und bißweilen wohl gar einige Wochen auf koſt- baren Parade-Betten geſtellt und gezeigt zu werden, die man auf unterſchiedene Art inventiret. Zu- weilen werden ſie auf eine Eſtrade geſetzt, ſo einige Stuffen hoch iſt; dieſe Eſtrade wird von einigen Pilaſtren, die mit Sammet und goldenen Treſſen bekleidet, unterſtuͤtzt, an welchen hernach die Wa- pen haͤngen. Andere ſind mit Sinnbildern, Wachs-Fackeln, Illuminationen, Statuen, Ur- nen und dergleichen ausgezieret. Es ſind magni- fique Baldachine daruͤber zu ſehen. Die Leichen ſind auf das praͤchtigſte in Sammet, Brocat und auf andere Weiſe eingekleidet. Die Fuͤrſtlichen Inſignia, als Cronen, Chur-Huͤte, Fuͤrſten-Huͤte u. ſ. w. liegen nach den Regeln der Kunſt nicht weit davon auf eine ſolche Weiſe, wie es am beſten in die Augen faͤllt, und die groͤſte Parade macht. Bey den Biſchoͤffen ſiehet man die Biſchoffs-Hauben und die Biſchoffs-Staͤbe. Bey den Kriegs-Hel- den, die gemeiniglich mit Harniſchen angethan, liegt auf der rechten Seite der Commando Stab, und auf der lincken der bloſſe Degen.
§. 19. An ſtatt der wuͤrcklichen Leichen wird biß- weilen ein Bild von Wachs auf die Parade-Bet- ten gelegt. Dieſes iſt aber wohl ein ſeltzamer Ge- brauch geweſen/ deſſen Herr Luͤnig in dem II. Theil ſeines Theatri Ceremonialis p. 600. gedencket, der ſonſt in Franckreich uͤblich geweſen, daß man ſtatt der Koͤniglichen Leichen, die man eine Zeitlang auf
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I. Theil XVI. Capitul.
meiniglich eine Zeitlang, bißweilen einige Tage,
und bißweilen wohl gar einige Wochen auf koſt-
baren Parade-Betten geſtellt und gezeigt zu werden,
die man auf unterſchiedene Art inventiret. Zu-
weilen werden ſie auf eine Eſtrade geſetzt, ſo einige
Stuffen hoch iſt; dieſe Eſtrade wird von einigen
Pilaſtren, die mit Sammet und goldenen Treſſen
bekleidet, unterſtuͤtzt, an welchen hernach die Wa-
pen haͤngen. Andere ſind mit Sinnbildern,
Wachs-Fackeln, Illuminationen, Statuen, Ur-
nen und dergleichen ausgezieret. Es ſind magni-
fique Baldachine daruͤber zu ſehen. Die Leichen
ſind auf das praͤchtigſte in Sammet, Brocat und
auf andere Weiſe eingekleidet. Die Fuͤrſtlichen
Inſignia, als Cronen, Chur-Huͤte, Fuͤrſten-Huͤte
u. ſ. w. liegen nach den Regeln der Kunſt nicht weit
davon auf eine ſolche Weiſe, wie es am beſten in die
Augen faͤllt, und die groͤſte Parade macht. Bey
den Biſchoͤffen ſiehet man die Biſchoffs-Hauben
und die Biſchoffs-Staͤbe. Bey den Kriegs-Hel-
den, die gemeiniglich mit Harniſchen angethan,
liegt auf der rechten Seite der Commando Stab,
und auf der lincken der bloſſe Degen.
§. 19. An ſtatt der wuͤrcklichen Leichen wird biß-
weilen ein Bild von Wachs auf die Parade-Bet-
ten gelegt. Dieſes iſt aber wohl ein ſeltzamer Ge-
brauch geweſen/ deſſen Herr Luͤnig in dem II. Theil
ſeines Theatri Ceremonialis p. 600. gedencket, der
ſonſt in Franckreich uͤblich geweſen, daß man ſtatt
der Koͤniglichen Leichen, die man eine Zeitlang auf
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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