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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von dem Staats-Ceremoniel überhaupt.
schende Jrrthümer speciell anzeigen wolte. Man-
che Gebräuche nutzen zu nichts, als daß sie den la-
sterhafften Neigungen der grossen Herren schmei-
cheln, und ihnen zur Erweckung und Unterhaltung
ihrer Wollust oder ihres Ehrgeitzes dienen.

§. 9. Was vor Mißbräuche wird man nicht bey
den ausserordentlichen Titulaturen und Ehrenbe-
zeugungen der grossen Herren gewahr, wie inson-
derheit der Fußkuß des Pabstes ein klares Exempel
hievon abgiebt, welches die Päbste in ihrem Cere-
moniali Sacro Libr. I. Sect. III. Cap. III.
durch ein
besonder Edict verordnet: Omnes mortales &
praesertim Christi fideles, cujuscunque sint di-
gnitatis & praeeminentiae, cum primum in con-
spectum Pontificis advenerint, distantibus spatiis
ter debent ante illum genu flectere & in hono-
rem Salvatoris nostri JEsu Christi cujus vices ge-
rit in terris, ejus pedes osculari.
S. §. XVIII.
von D. Mayers Tractat, de osculo Pedum Ponti-
ficis Romani.
Daß diese Ehren-Bezeugung vor
einen sündlichen und sterblichen Menschen zu groß
sey, haben einige der Römisch-Catholischen selbst
erkannt. Der Cardinal Zabarilli schreibet von der
Beehrung des Pabstes, und in specie von dem
Fußkuß: Est etiam considerandum de reverentia
facienda Papae, ne in ea excedatur modus, ut vi-
deatur non minus honorari Papa quam Deus.

§. 10. Was vor greuliche profanationes gehen
nicht mit den beyden herrlichen hymnis vor, mit
dem Veni Creator Spiritus, ingleichen mit dem

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Von dem Staats-Ceremoniel uͤberhaupt.
ſchende Jrrthuͤmer ſpeciell anzeigen wolte. Man-
che Gebraͤuche nutzen zu nichts, als daß ſie den la-
ſterhafften Neigungen der groſſen Herren ſchmei-
cheln, und ihnen zur Erweckung und Unterhaltung
ihrer Wolluſt oder ihres Ehrgeitzes dienen.

§. 9. Was vor Mißbraͤuche wird man nicht bey
den auſſerordentlichen Titulaturen und Ehrenbe-
zeugungen der groſſen Herren gewahr, wie inſon-
derheit der Fußkuß des Pabſtes ein klares Exempel
hievon abgiebt, welches die Paͤbſte in ihrem Cere-
moniali Sacro Libr. I. Sect. III. Cap. III.
durch ein
beſonder Edict verordnet: Omnes mortales &
præſertim Chriſti fideles, cujuscunque ſint di-
gnitatis & præeminentiæ, cum primum in con-
ſpectum Pontificis advenerint, diſtantibus ſpatiis
ter debent ante illum genu flectere & in hono-
rem Salvatoris noſtri JEſu Chriſti cujus vices ge-
rit in terris, ejus pedes oſculari.
S. §. XVIII.
von D. Mayers Tractat, de oſculo Pedum Ponti-
ficis Romani.
Daß dieſe Ehren-Bezeugung vor
einen ſuͤndlichen und ſterblichen Menſchen zu groß
ſey, haben einige der Roͤmiſch-Catholiſchen ſelbſt
erkannt. Der Cardinal Zabarilli ſchreibet von der
Beehrung des Pabſtes, und in ſpecie von dem
Fußkuß: Eſt etiam conſiderandum de reverentia
facienda Papæ, ne in ea excedatur modus, ut vi-
deatur non minus honorari Papa quam Deus.

§. 10. Was vor greuliche profanationes gehen
nicht mit den beyden herrlichen hymnis vor, mit
dem Veni Creator Spiritus, ingleichen mit dem

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[5/0029] Von dem Staats-Ceremoniel uͤberhaupt. ſchende Jrrthuͤmer ſpeciell anzeigen wolte. Man- che Gebraͤuche nutzen zu nichts, als daß ſie den la- ſterhafften Neigungen der groſſen Herren ſchmei- cheln, und ihnen zur Erweckung und Unterhaltung ihrer Wolluſt oder ihres Ehrgeitzes dienen. §. 9. Was vor Mißbraͤuche wird man nicht bey den auſſerordentlichen Titulaturen und Ehrenbe- zeugungen der groſſen Herren gewahr, wie inſon- derheit der Fußkuß des Pabſtes ein klares Exempel hievon abgiebt, welches die Paͤbſte in ihrem Cere- moniali Sacro Libr. I. Sect. III. Cap. III. durch ein beſonder Edict verordnet: Omnes mortales & præſertim Chriſti fideles, cujuscunque ſint di- gnitatis & præeminentiæ, cum primum in con- ſpectum Pontificis advenerint, diſtantibus ſpatiis ter debent ante illum genu flectere & in hono- rem Salvatoris noſtri JEſu Chriſti cujus vices ge- rit in terris, ejus pedes oſculari. S. §. XVIII. von D. Mayers Tractat, de oſculo Pedum Ponti- ficis Romani. Daß dieſe Ehren-Bezeugung vor einen ſuͤndlichen und ſterblichen Menſchen zu groß ſey, haben einige der Roͤmiſch-Catholiſchen ſelbſt erkannt. Der Cardinal Zabarilli ſchreibet von der Beehrung des Pabſtes, und in ſpecie von dem Fußkuß: Eſt etiam conſiderandum de reverentia facienda Papæ, ne in ea excedatur modus, ut vi- deatur non minus honorari Papa quam Deus. §. 10. Was vor greuliche profanationes gehen nicht mit den beyden herrlichen hymnis vor, mit dem Veni Creator Spiritus, ingleichen mit dem Te A 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/29>, abgerufen am 21.11.2024.