gen hätte, in denen der Rang aller und ieder Hof- Bedienten vom obersten biß auf den untersten determinirt wäre, sondern auch allgemeine Rang- Ordnungen, die allen Unterthanen im Lande nach ihren unterschiednen Ständen, Aemtern, Gewer- ben und Professionen den Rang vorschrieben, und die eben wie die Gesinde-Ordnungen und andere dergleichen ins Land ausgeschrieben- und durch Landesherrliche autoritaet bestärcket würden, so würde manch Gezäncke bey allerhand öffentlichen und privat-Zusammenkünfften, ja auch wohl gar bey den heiligsten Handlungen, und mancher un- nöthiger Proceß unterbleiben. Jetzund depen- dirt das meiste bey diesen Rangwesen, theils von Observanzen der Oerter, die bißweilen unvernünff- tig und ungerecht sind, theils von den Aussprüchen der Facultaeten und Schöppen-Stühle, die keine gewisse Fundamenta vor sich haben, und in diesen Stück ihre Urtheile nicht solten nach ihren Nei- gungen einrichten.
§. 5. Wenn neue Rang-Ordnungen projecti- ret und abgefast werden sollen, so wird diese Arbeit mehrentheils einen von den Geheimbden Räthen, dem Hof- oder Hauß-Marschall und einen oder ein paar von den Hof- und Justiz-Räthen aufgetra- gen, die müssen sich zusammen setzen, und ein Pro- ject abfassen, welches hernach von dem Geheimb- den Consilio und von Serenissimo selbst unter- sucht und geändert, und nachdem es völlig in das reine gebracht, endlich unterschrieben und publicirt
wird.
I. Theil. XV. Capitul.
gen haͤtte, in denen der Rang aller und ieder Hof- Bedienten vom oberſten biß auf den unterſten determinirt waͤre, ſondern auch allgemeine Rang- Ordnungen, die allen Unterthanen im Lande nach ihren unterſchiednen Staͤnden, Aemtern, Gewer- ben und Profeſſionen den Rang vorſchrieben, und die eben wie die Geſinde-Ordnungen und andere dergleichen ins Land ausgeſchrieben- und durch Landesherrliche autoritæt beſtaͤrcket wuͤrden, ſo wuͤrde manch Gezaͤncke bey allerhand oͤffentlichen und privat-Zuſammenkuͤnfften, ja auch wohl gar bey den heiligſten Handlungen, und mancher un- noͤthiger Proceß unterbleiben. Jetzund depen- dirt das meiſte bey dieſen Rangweſen, theils von Obſervanzen der Oerter, die bißweilen unvernuͤnff- tig und ungerecht ſind, theils von den Ausſpruͤchen der Facultæten und Schoͤppen-Stuͤhle, die keine gewiſſe Fundamenta vor ſich haben, und in dieſen Stuͤck ihre Urtheile nicht ſolten nach ihren Nei- gungen einrichten.
§. 5. Wenn neue Rang-Ordnungen projecti- ret und abgefaſt werden ſollen, ſo wird dieſe Arbeit mehrentheils einen von den Geheimbden Raͤthen, dem Hof- oder Hauß-Marſchall und einen oder ein paar von den Hof- und Juſtiz-Raͤthen aufgetra- gen, die muͤſſen ſich zuſammen ſetzen, und ein Pro- ject abfaſſen, welches hernach von dem Geheimb- den Conſilio und von Sereniſſimo ſelbſt unter- ſucht und geaͤndert, und nachdem es voͤllig in das reine gebracht, endlich unterſchrieben und publicirt
wird.
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I. Theil. XV. Capitul.
gen haͤtte, in denen der Rang aller und ieder Hof-
Bedienten vom oberſten biß auf den unterſten
determinirt waͤre, ſondern auch allgemeine Rang-
Ordnungen, die allen Unterthanen im Lande nach
ihren unterſchiednen Staͤnden, Aemtern, Gewer-
ben und Profeſſionen den Rang vorſchrieben, und
die eben wie die Geſinde-Ordnungen und andere
dergleichen ins Land ausgeſchrieben- und durch
Landesherrliche autoritæt beſtaͤrcket wuͤrden, ſo
wuͤrde manch Gezaͤncke bey allerhand oͤffentlichen
und privat-Zuſammenkuͤnfften, ja auch wohl gar
bey den heiligſten Handlungen, und mancher un-
noͤthiger Proceß unterbleiben. Jetzund depen-
dirt das meiſte bey dieſen Rangweſen, theils von
Obſervanzen der Oerter, die bißweilen unvernuͤnff-
tig und ungerecht ſind, theils von den Ausſpruͤchen
der Facultæten und Schoͤppen-Stuͤhle, die keine
gewiſſe Fundamenta vor ſich haben, und in dieſen
Stuͤck ihre Urtheile nicht ſolten nach ihren Nei-
gungen einrichten.
§. 5. Wenn neue Rang-Ordnungen projecti-
ret und abgefaſt werden ſollen, ſo wird dieſe Arbeit
mehrentheils einen von den Geheimbden Raͤthen,
dem Hof- oder Hauß-Marſchall und einen oder ein
paar von den Hof- und Juſtiz-Raͤthen aufgetra-
gen, die muͤſſen ſich zuſammen ſetzen, und ein Pro-
ject abfaſſen, welches hernach von dem Geheimb-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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