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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XIV. Capitul.
und reißigen Knechten mit einem Backenstreich zu-
gestellet worden; es wurde nicht ein ied weder fre-
cher und ungescheuter Jüngling, Scribent und A-
cker-Bube zum Waffen gelassen, wie ietzt, da sie
ein ieder fast an sich selbst nimmt. Zu welcher Zeit
diese Ohrfeigen-Ceremonie aufkommen, kan man
so eigentlich nicht sagen; sie soll aber doch schon zu
Zeiten Kaysers Caroli des Grossen im Gebrauch
gewesen sey. Heutiges Tages ist diese Solenni-
tät an sehr viel Höfen in Teutschland gantz und
gar abgekommen. S. das VIII. Capitul und den
gantzen Tractat, den der Hoch-Fürstlich-Sachsen-
Gothaische Hof-Rath Förster von Wehrhafft-
machen geschrieben.

§. 47. Die Farbe der Libereyen, in welche man
die Pagen und Laquais einkleidet, ist an einigen Hö-
fen veränderlich, und werden nach Belieben der
Durchlauchtigsten Herrschafft mancherley Ver-
änderungen damit vorgenommen; an andern aber
hingegen wechselt man nicht leichtlich, sondern man
behält die Farbe so die Durchlauchtigsten Eltern,
Groß-Eltern und Vor-Eltern geführet. Jn vo-
rigen Seculis war es mode, daß bey manchen So-
lennit
äten gewisse Worte, so sich zu denselben freu-
digen oder traurigen, schertzhafften oder ernsthaff-
ten Handlungen schickten, auf die Libereyen gestickt
und genehet worden, welches in der heutigen Welt
manchen gewißlich gar sehr spöttisch vorkommen
würde. Also meldet Georg Spalatinus in der Be-
schreibung des Beylagers, welches anno 1500 zu

Torgau

I. Theil. XIV. Capitul.
und reißigen Knechten mit einem Backenſtreich zu-
geſtellet worden; es wurde nicht ein ied weder fre-
cher und ungeſcheuter Juͤngling, Scribent und A-
cker-Bube zum Waffen gelaſſen, wie ietzt, da ſie
ein ieder faſt an ſich ſelbſt nimmt. Zu welcher Zeit
dieſe Ohrfeigen-Ceremonie aufkommen, kan man
ſo eigentlich nicht ſagen; ſie ſoll aber doch ſchon zu
Zeiten Kayſers Caroli des Groſſen im Gebrauch
geweſen ſey. Heutiges Tages iſt dieſe Solenni-
taͤt an ſehr viel Hoͤfen in Teutſchland gantz und
gar abgekommen. S. das VIII. Capitul und den
gantzen Tractat, den der Hoch-Fuͤrſtlich-Sachſen-
Gothaiſche Hof-Rath Foͤrſter von Wehrhafft-
machen geſchrieben.

§. 47. Die Farbe der Libereyen, in welche man
die Pagen und Laquais einkleidet, iſt an einigen Hoͤ-
fen veraͤnderlich, und werden nach Belieben der
Durchlauchtigſten Herrſchafft mancherley Ver-
aͤnderungen damit vorgenommen; an andern aber
hingegen wechſelt man nicht leichtlich, ſondern man
behaͤlt die Farbe ſo die Durchlauchtigſten Eltern,
Groß-Eltern und Vor-Eltern gefuͤhret. Jn vo-
rigen Seculis war es mode, daß bey manchen So-
lennit
aͤten gewiſſe Worte, ſo ſich zu denſelben freu-
digen oder traurigen, ſchertzhafften oder ernſthaff-
ten Handlungen ſchickten, auf die Libereyen geſtickt
und genehet worden, welches in der heutigen Welt
manchen gewißlich gar ſehr ſpoͤttiſch vorkommen
wuͤrde. Alſo meldet Georg Spalatinus in der Be-
ſchreibung des Beylagers, welches anno 1500 zu

Torgau
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[258/0282] I. Theil. XIV. Capitul. und reißigen Knechten mit einem Backenſtreich zu- geſtellet worden; es wurde nicht ein ied weder fre- cher und ungeſcheuter Juͤngling, Scribent und A- cker-Bube zum Waffen gelaſſen, wie ietzt, da ſie ein ieder faſt an ſich ſelbſt nimmt. Zu welcher Zeit dieſe Ohrfeigen-Ceremonie aufkommen, kan man ſo eigentlich nicht ſagen; ſie ſoll aber doch ſchon zu Zeiten Kayſers Caroli des Groſſen im Gebrauch geweſen ſey. Heutiges Tages iſt dieſe Solenni- taͤt an ſehr viel Hoͤfen in Teutſchland gantz und gar abgekommen. S. das VIII. Capitul und den gantzen Tractat, den der Hoch-Fuͤrſtlich-Sachſen- Gothaiſche Hof-Rath Foͤrſter von Wehrhafft- machen geſchrieben. §. 47. Die Farbe der Libereyen, in welche man die Pagen und Laquais einkleidet, iſt an einigen Hoͤ- fen veraͤnderlich, und werden nach Belieben der Durchlauchtigſten Herrſchafft mancherley Ver- aͤnderungen damit vorgenommen; an andern aber hingegen wechſelt man nicht leichtlich, ſondern man behaͤlt die Farbe ſo die Durchlauchtigſten Eltern, Groß-Eltern und Vor-Eltern gefuͤhret. Jn vo- rigen Seculis war es mode, daß bey manchen So- lennitaͤten gewiſſe Worte, ſo ſich zu denſelben freu- digen oder traurigen, ſchertzhafften oder ernſthaff- ten Handlungen ſchickten, auf die Libereyen geſtickt und genehet worden, welches in der heutigen Welt manchen gewißlich gar ſehr ſpoͤttiſch vorkommen wuͤrde. Alſo meldet Georg Spalatinus in der Be- ſchreibung des Beylagers, welches anno 1500 zu Torgau

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/282>, abgerufen am 25.11.2024.