sondere mit eigener Hand und Siegel ausgefertig- te Recesse, daß sie dieselben ohne wichtige und recht- mäßige Ursachen ihrer Dienste nicht erlassen wollen. Nicht weniger machen sie sich anheischig bey denen, die sie mit grosser Mühe überkommen, und an denen ihnen ein gar vieles gelegen, daß sie nach ihrem To- de ihren hinterlassenen Weibern und Kindern eine Pension destiniren wollen.
§. 32. Einige grosse Herren verfahren nicht all- zu schnell mit Abdanckung der Bedienten, zumahl derer, die ihnen eine Zeit gute und ersprießliche Dienste geleistet. Hertzog Wilhelm zu Sachsen- Weimar pflegte zu sagen: Bey unserm Fürstlichen Hause ist es nicht herkommens, daß man alte treue Diener, die sich um Uns und die Unsrigen so viel Zeit und Jahre wohl verdient gemacht, abschaffe; Er soll auch einstens gegen einen alten Diener diese Rede geführet haben: Höret Alter, ihr seyd etlichen beschwerlich, und lebet ihnen zu lange, man will euch von der Krippe stossen, die Jungen sollen es besser können; aber nein, es ist so böse nicht gemeynt, ich bin mit euren Diensten gar wohl zufrieden, und bleibe euer gnädiger Herr, wer euch verachtet, der muß mich, der ich älter bin, als ihr seyd, auch ver- achten, sterben wir aber beyde, so wird es gut seyn, wenn sie es besser machen können, als wirs gemacht haben. S. Müllers Annal. Saxon. p. 449.
§. 33. Wo die Regierung eines Regentens ei- niger maßen eingeschräncket, als wie in Engelland, so pflegt man bey der auf dem Tapet seyenden Ab-
dan-
Q 5
Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
ſondere mit eigener Hand und Siegel ausgefertig- te Receſſe, daß ſie dieſelben ohne wichtige und recht- maͤßige Urſachen ihrer Dienſte nicht erlaſſen wollen. Nicht weniger machen ſie ſich anheiſchig bey denen, die ſie mit groſſer Muͤhe uͤberkommen, und an denen ihnen ein gar vieles gelegen, daß ſie nach ihrem To- de ihren hinterlaſſenen Weibern und Kindern eine Penſion deſtiniren wollen.
§. 32. Einige groſſe Herren verfahren nicht all- zu ſchnell mit Abdanckung der Bedienten, zumahl derer, die ihnen eine Zeit gute und erſprießliche Dienſte geleiſtet. Hertzog Wilhelm zu Sachſen- Weimar pflegte zu ſagen: Bey unſerm Fuͤrſtlichen Hauſe iſt es nicht herkommens, daß man alte treue Diener, die ſich um Uns und die Unſrigen ſo viel Zeit und Jahre wohl verdient gemacht, abſchaffe; Er ſoll auch einſtens gegen einen alten Diener dieſe Rede gefuͤhret haben: Hoͤret Alter, ihr ſeyd etlichen beſchwerlich, und lebet ihnen zu lange, man will euch von der Krippe ſtoſſen, die Jungen ſollen es beſſer koͤnnen; aber nein, es iſt ſo boͤſe nicht gemeynt, ich bin mit euren Dienſten gar wohl zufrieden, und bleibe euer gnaͤdiger Herr, wer euch verachtet, der muß mich, der ich aͤlter bin, als ihr ſeyd, auch ver- achten, ſterben wir aber beyde, ſo wird es gut ſeyn, wenn ſie es beſſer machen koͤnnen, als wirs gemacht haben. S. Muͤllers Annal. Saxon. p. 449.
§. 33. Wo die Regierung eines Regentens ei- niger maßen eingeſchraͤncket, als wie in Engelland, ſo pflegt man bey der auf dem Tapet ſeyenden Ab-
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Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
ſondere mit eigener Hand und Siegel ausgefertig-
te Receſſe, daß ſie dieſelben ohne wichtige und recht-
maͤßige Urſachen ihrer Dienſte nicht erlaſſen wollen.
Nicht weniger machen ſie ſich anheiſchig bey denen,
die ſie mit groſſer Muͤhe uͤberkommen, und an denen
ihnen ein gar vieles gelegen, daß ſie nach ihrem To-
de ihren hinterlaſſenen Weibern und Kindern eine
Penſion deſtiniren wollen.
§. 32. Einige groſſe Herren verfahren nicht all-
zu ſchnell mit Abdanckung der Bedienten, zumahl
derer, die ihnen eine Zeit gute und erſprießliche
Dienſte geleiſtet. Hertzog Wilhelm zu Sachſen-
Weimar pflegte zu ſagen: Bey unſerm Fuͤrſtlichen
Hauſe iſt es nicht herkommens, daß man alte treue
Diener, die ſich um Uns und die Unſrigen ſo viel
Zeit und Jahre wohl verdient gemacht, abſchaffe;
Er ſoll auch einſtens gegen einen alten Diener dieſe
Rede gefuͤhret haben: Hoͤret Alter, ihr ſeyd etlichen
beſchwerlich, und lebet ihnen zu lange, man will
euch von der Krippe ſtoſſen, die Jungen ſollen es
beſſer koͤnnen; aber nein, es iſt ſo boͤſe nicht gemeynt,
ich bin mit euren Dienſten gar wohl zufrieden, und
bleibe euer gnaͤdiger Herr, wer euch verachtet, der
muß mich, der ich aͤlter bin, als ihr ſeyd, auch ver-
achten, ſterben wir aber beyde, ſo wird es gut ſeyn,
wenn ſie es beſſer machen koͤnnen, als wirs gemacht
haben. S. Muͤllers Annal. Saxon. p. 449.
§. 33. Wo die Regierung eines Regentens ei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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