dirigirenden Staats-Minister, oder wie sie etwan weiter können genennet werden. Von diesen bringt es, in Ansehung der fortwährenden Gnade und der Dauer dieses höchsten Ehren-Gipffels, einer im- mer weiter als der andere, nachdem einer Meriten hat, und sich necessair zu machen gelernt, oder durch sein gutes Bezeigen sich bey der Herrschafft und dem Hof beliebt zu machen weiß. Bißweilen ver- sehen einige hohe Anverwandte des Hauses diese Function, bißweilen aber auch andere Staats- kundige Männer. An den Römisch-Catholischen Höfen bemühen sich die Cardinäle, bey dieser Char- ge einen grossen Theil des Steuer-Ruders nebst den Regenten zugleich mit in Händen zu halten, wie aus der alten und neuen Historie bekandt ist. Also beherrschten in den vorigen Zeiten die beyden Cardinäle, Richelieu und Mazarin, als Premier- Ministres gantz Franckreich. Richelieu legte den Grund, und Mazarin bauete drauf.
§. 19. Auf gewisse Maße geben bißweilen einige Staats-kundige Damen, die das Hertz des Re- genten in Händen führen, oder das Glück haben, dem Ministrissimo selbst besonders zu gefallen, und mit ihm vertraut zu seyn, Premier-Ministres mit ab, und diese ertheilen auf eine gewisse Zeit denjenigen Sachen, von denen sie Erkäntniß erlanget, und zu denen sie mit zu Rathe gezogen werden, ein sehr starck Gewicht. An einigen Höfen sind die Pre- mier-Ministres zugleich Favoriten, aber nicht al- lenthalben. Bißweilen muß ein Regent einen
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Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
dirigirenden Staats-Miniſter, oder wie ſie etwan weiter koͤnnen genennet werden. Von dieſen bringt es, in Anſehung der fortwaͤhrenden Gnade und der Dauer dieſes hoͤchſten Ehren-Gipffels, einer im- mer weiter als der andere, nachdem einer Meriten hat, und ſich neceſſair zu machen gelernt, oder durch ſein gutes Bezeigen ſich bey der Herrſchafft und dem Hof beliebt zu machen weiß. Bißweilen ver- ſehen einige hohe Anverwandte des Hauſes dieſe Function, bißweilen aber auch andere Staats- kundige Maͤnner. An den Roͤmiſch-Catholiſchen Hoͤfen bemuͤhen ſich die Cardinaͤle, bey dieſer Char- ge einen groſſen Theil des Steuer-Ruders nebſt den Regenten zugleich mit in Haͤnden zu halten, wie aus der alten und neuen Hiſtorie bekandt iſt. Alſo beherrſchten in den vorigen Zeiten die beyden Cardinaͤle, Richelieu und Mazarin, als Premier- Miniſtres gantz Franckreich. Richelieu legte den Grund, und Mazarin bauete drauf.
§. 19. Auf gewiſſe Maße geben bißweilen einige Staats-kundige Damen, die das Hertz des Re- genten in Haͤnden fuͤhren, oder das Gluͤck haben, dem Miniſtriſſimo ſelbſt beſonders zu gefallen, und mit ihm vertraut zu ſeyn, Premier-Miniſtres mit ab, und dieſe ertheilen auf eine gewiſſe Zeit denjenigen Sachen, von denen ſie Erkaͤntniß erlanget, und zu denen ſie mit zu Rathe gezogen werden, ein ſehr ſtarck Gewicht. An einigen Hoͤfen ſind die Pre- mier-Miniſtres zugleich Favoriten, aber nicht al- lenthalben. Bißweilen muß ein Regent einen
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Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
dirigirenden Staats-Miniſter, oder wie ſie etwan
weiter koͤnnen genennet werden. Von dieſen bringt
es, in Anſehung der fortwaͤhrenden Gnade und der
Dauer dieſes hoͤchſten Ehren-Gipffels, einer im-
mer weiter als der andere, nachdem einer Meriten
hat, und ſich neceſſair zu machen gelernt, oder durch
ſein gutes Bezeigen ſich bey der Herrſchafft und
dem Hof beliebt zu machen weiß. Bißweilen ver-
ſehen einige hohe Anverwandte des Hauſes dieſe
Function, bißweilen aber auch andere Staats-
kundige Maͤnner. An den Roͤmiſch-Catholiſchen
Hoͤfen bemuͤhen ſich die Cardinaͤle, bey dieſer Char-
ge einen groſſen Theil des Steuer-Ruders nebſt
den Regenten zugleich mit in Haͤnden zu halten,
wie aus der alten und neuen Hiſtorie bekandt iſt.
Alſo beherrſchten in den vorigen Zeiten die beyden
Cardinaͤle, Richelieu und Mazarin, als Premier-
Miniſtres gantz Franckreich. Richelieu legte den
Grund, und Mazarin bauete drauf.
§. 19. Auf gewiſſe Maße geben bißweilen einige
Staats-kundige Damen, die das Hertz des Re-
genten in Haͤnden fuͤhren, oder das Gluͤck haben,
dem Miniſtriſſimo ſelbſt beſonders zu gefallen, und
mit ihm vertraut zu ſeyn, Premier-Miniſtres mit ab,
und dieſe ertheilen auf eine gewiſſe Zeit denjenigen
Sachen, von denen ſie Erkaͤntniß erlanget, und zu
denen ſie mit zu Rathe gezogen werden, ein ſehr
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/265>, abgerufen am 22.11.2024.
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