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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Auferziehung der Fürstl. Printzen.

§. 22. Bey Umgehung mit dem Gewehr, und
da sie lernen mit Pistohlen oder Flinten nach der
Scheibe, nach dem Fluge und Lauff zu schiessen, ist
acht zu geben, daß die Diener iederzeit das Gewehr
laden und tragen, auch nicht nicht eher hingeben, biß
die Printzen einen Schuß thun wollen; So müs-
sen sie auch das Gewehr, ehe sie wieder nach Hau-
se kommen, wieder loßschiessen und ledig machen,
und also niemahls ein geladen Gewehr in der jun-
gen Herrschafft Zimmern, oder unter ihrer Hand
dulten.

§. 23. Wenn die Printzen in ihren Studiis und
Wissenschafften es so weit gebracht, daß sie sich
nachgehends selbst helffen können, so treten sie ent-
weder die Reisen in fremde Länder an, oder es wird
ihnen von ihren Durchlauchtigsten Vätern eines
und das andere Stück der Hoch-Fürstlichen Ad-
ministration
der Lande mit aufgetragen, damit sie
nach und nach lernen die Hand an das Steuer-Ru-
der mit zu legen, und ihre in der Jugend begriffene
Theorien in Praxin zu setzen. Heutiges Tages
gehöret es unter die grösten Raritäten, wenn ein
Printz Studierens halber die Academien besuchen
solte; in dem XV und XVI Seculo aber hatte man
unterschiedene Exempel der höchsten Standes-
Personen, die sichs vor eine besondere Ehre achte-
ten, wenn sie die Universitäten beziehen konten.
Also ward unter andern Fürst George II. zu An-
halt, nebst seinem Bruder Fürst Joachim auf die
Universität Leipzig geschickt, und einem gelehrten

Mann,
O
Von Auferziehung der Fuͤrſtl. Printzen.

§. 22. Bey Umgehung mit dem Gewehr, und
da ſie lernen mit Piſtohlen oder Flinten nach der
Scheibe, nach dem Fluge und Lauff zu ſchieſſen, iſt
acht zu geben, daß die Diener iederzeit das Gewehr
laden und tragen, auch nicht nicht eher hingeben, biß
die Printzen einen Schuß thun wollen; So muͤſ-
ſen ſie auch das Gewehr, ehe ſie wieder nach Hau-
ſe kommen, wieder loßſchieſſen und ledig machen,
und alſo niemahls ein geladen Gewehr in der jun-
gen Herrſchafft Zimmern, oder unter ihrer Hand
dulten.

§. 23. Wenn die Printzen in ihren Studiis und
Wiſſenſchafften es ſo weit gebracht, daß ſie ſich
nachgehends ſelbſt helffen koͤnnen, ſo treten ſie ent-
weder die Reiſen in fremde Laͤnder an, oder es wird
ihnen von ihren Durchlauchtigſten Vaͤtern eines
und das andere Stuͤck der Hoch-Fuͤrſtlichen Ad-
miniſtration
der Lande mit aufgetragen, damit ſie
nach und nach lernen die Hand an das Steuer-Ru-
der mit zu legen, und ihre in der Jugend begriffene
Theorien in Praxin zu ſetzen. Heutiges Tages
gehoͤret es unter die groͤſten Raritaͤten, wenn ein
Printz Studierens halber die Academien beſuchen
ſolte; in dem XV und XVI Seculo aber hatte man
unterſchiedene Exempel der hoͤchſten Standes-
Perſonen, die ſichs vor eine beſondere Ehre achte-
ten, wenn ſie die Univerſitaͤten beziehen konten.
Alſo ward unter andern Fuͤrſt George II. zu An-
halt, nebſt ſeinem Bruder Fuͤrſt Joachim auf die
Univerſitaͤt Leipzig geſchickt, und einem gelehrten

Mann,
O
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[209/0233] Von Auferziehung der Fuͤrſtl. Printzen. §. 22. Bey Umgehung mit dem Gewehr, und da ſie lernen mit Piſtohlen oder Flinten nach der Scheibe, nach dem Fluge und Lauff zu ſchieſſen, iſt acht zu geben, daß die Diener iederzeit das Gewehr laden und tragen, auch nicht nicht eher hingeben, biß die Printzen einen Schuß thun wollen; So muͤſ- ſen ſie auch das Gewehr, ehe ſie wieder nach Hau- ſe kommen, wieder loßſchieſſen und ledig machen, und alſo niemahls ein geladen Gewehr in der jun- gen Herrſchafft Zimmern, oder unter ihrer Hand dulten. §. 23. Wenn die Printzen in ihren Studiis und Wiſſenſchafften es ſo weit gebracht, daß ſie ſich nachgehends ſelbſt helffen koͤnnen, ſo treten ſie ent- weder die Reiſen in fremde Laͤnder an, oder es wird ihnen von ihren Durchlauchtigſten Vaͤtern eines und das andere Stuͤck der Hoch-Fuͤrſtlichen Ad- miniſtration der Lande mit aufgetragen, damit ſie nach und nach lernen die Hand an das Steuer-Ru- der mit zu legen, und ihre in der Jugend begriffene Theorien in Praxin zu ſetzen. Heutiges Tages gehoͤret es unter die groͤſten Raritaͤten, wenn ein Printz Studierens halber die Academien beſuchen ſolte; in dem XV und XVI Seculo aber hatte man unterſchiedene Exempel der hoͤchſten Standes- Perſonen, die ſichs vor eine beſondere Ehre achte- ten, wenn ſie die Univerſitaͤten beziehen konten. Alſo ward unter andern Fuͤrſt George II. zu An- halt, nebſt ſeinem Bruder Fuͤrſt Joachim auf die Univerſitaͤt Leipzig geſchickt, und einem gelehrten Mann, O

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/233>, abgerufen am 22.11.2024.