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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Auferziehung der Fürstl. Printzen.
des und der wilden Thiere sich erwehren, oder einen
Haasen fangen soll; aber wie man gottselig leben,
christlich regieren, auch Land und Leuten löblich vor-
stehen soll, darzu bedürffen ich und meine Söhne
gelehrte Leute, gute Bücher, nebst GOttes Geist
und Gnade. S. Rudolph. Goth. Diplomat.
I.
Theil p. 42. Er ließ seine Printzen sehr wohl
auferziehen. Hertzog Johann Friedrichen über-
gab er dem Spalatino zur Unterweisung, und Her-
tzog Johann Ernsten, Lucas Edenbergern; er hat-
te eine sonderbahre Freude, wenn er von deren
Profectibus hörete. Der junge Hertzog Johann
Ernst hatte ihm einstens einen Lateinischen Brief
geschrieben, dem zeigte er Luthero mit grossen Freu-
den, und sprach: Mein Sohn Hanß Ernst hat
mich in diesem Brief gebethen, ich soll ihm einen
Hirsch schencken, ich habe ihm selbst einen geschos-
sen, und geschickt; ich will, daß er in seiner Jugend
fleißig studire, hernach wird er auch schon reiten ler-
nen. S. aus Rosini Vita Johannis Constantis,
Hausens Gloriosa Electorum Saxoniae busta.
pag.
78.

§. 17. Es scheinet fast, daß die Lateinische Spra-
che in den vorigen Zeiten beliebter gewesen, als sie
heutiges Tages an manchem Hofe zu seyn pflegt.
An. 1642 den 28 May legte Hertzog Johann Frie-
drich II und Mittlere zu Sachsen im 13. Jahr sei-
nes Alters auf dem Schloß zu Torgau in der so
genannten Stein-Stube, in Beyseyn seines Herrn
Vaters und Herrn Vetters Churfürstens Johann

Frie-

Von Auferziehung der Fuͤrſtl. Printzen.
des und der wilden Thiere ſich erwehren, oder einen
Haaſen fangen ſoll; aber wie man gottſelig leben,
chriſtlich regieren, auch Land und Leuten loͤblich vor-
ſtehen ſoll, darzu beduͤrffen ich und meine Soͤhne
gelehrte Leute, gute Buͤcher, nebſt GOttes Geiſt
und Gnade. S. Rudolph. Goth. Diplomat.
I.
Theil p. 42. Er ließ ſeine Printzen ſehr wohl
auferziehen. Hertzog Johann Friedrichen uͤber-
gab er dem Spalatino zur Unterweiſung, und Her-
tzog Johann Ernſten, Lucas Edenbergern; er hat-
te eine ſonderbahre Freude, wenn er von deren
Profectibus hoͤrete. Der junge Hertzog Johann
Ernſt hatte ihm einſtens einen Lateiniſchen Brief
geſchrieben, dem zeigte er Luthero mit groſſen Freu-
den, und ſprach: Mein Sohn Hanß Ernſt hat
mich in dieſem Brief gebethen, ich ſoll ihm einen
Hirſch ſchencken, ich habe ihm ſelbſt einen geſchoſ-
ſen, und geſchickt; ich will, daß er in ſeiner Jugend
fleißig ſtudire, hernach wird er auch ſchon reiten ler-
nen. S. aus Roſini Vita Johannis Conſtantis,
Hauſens Glorioſa Electorum Saxoniæ buſta.
pag.
78.

§. 17. Es ſcheinet faſt, daß die Lateiniſche Spra-
che in den vorigen Zeiten beliebter geweſen, als ſie
heutiges Tages an manchem Hofe zu ſeyn pflegt.
An. 1642 den 28 May legte Hertzog Johann Frie-
drich II und Mittlere zu Sachſen im 13. Jahr ſei-
nes Alters auf dem Schloß zu Torgau in der ſo
genannten Stein-Stube, in Beyſeyn ſeines Herrn
Vaters und Herrn Vetters Churfuͤrſtens Johann

Frie-
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[205/0229] Von Auferziehung der Fuͤrſtl. Printzen. des und der wilden Thiere ſich erwehren, oder einen Haaſen fangen ſoll; aber wie man gottſelig leben, chriſtlich regieren, auch Land und Leuten loͤblich vor- ſtehen ſoll, darzu beduͤrffen ich und meine Soͤhne gelehrte Leute, gute Buͤcher, nebſt GOttes Geiſt und Gnade. S. Rudolph. Goth. Diplomat. I. Theil p. 42. Er ließ ſeine Printzen ſehr wohl auferziehen. Hertzog Johann Friedrichen uͤber- gab er dem Spalatino zur Unterweiſung, und Her- tzog Johann Ernſten, Lucas Edenbergern; er hat- te eine ſonderbahre Freude, wenn er von deren Profectibus hoͤrete. Der junge Hertzog Johann Ernſt hatte ihm einſtens einen Lateiniſchen Brief geſchrieben, dem zeigte er Luthero mit groſſen Freu- den, und ſprach: Mein Sohn Hanß Ernſt hat mich in dieſem Brief gebethen, ich ſoll ihm einen Hirſch ſchencken, ich habe ihm ſelbſt einen geſchoſ- ſen, und geſchickt; ich will, daß er in ſeiner Jugend fleißig ſtudire, hernach wird er auch ſchon reiten ler- nen. S. aus Roſini Vita Johannis Conſtantis, Hauſens Glorioſa Electorum Saxoniæ buſta. pag. 78. §. 17. Es ſcheinet faſt, daß die Lateiniſche Spra- che in den vorigen Zeiten beliebter geweſen, als ſie heutiges Tages an manchem Hofe zu ſeyn pflegt. An. 1642 den 28 May legte Hertzog Johann Frie- drich II und Mittlere zu Sachſen im 13. Jahr ſei- nes Alters auf dem Schloß zu Torgau in der ſo genannten Stein-Stube, in Beyſeyn ſeines Herrn Vaters und Herrn Vetters Churfuͤrſtens Johann Frie-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/229>, abgerufen am 24.11.2024.