Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Geburth u. Tauffe Fürstl. Kinder.
des ersten Nahmens zu bedienen, als welches der
Haupt-Nahme ist.

§. 30. Manchmahl giebt ein besonderer Umstand
Gelegenheit, daß die Hoch-Fürstlichen Eltern ih-
rem Kinde einen gewissen Nahmen zulegen, der
sonst in der Hoch-Fürstlichen Familie gantz und
gar nicht gewöhnlich ist. Man hat wahrgenom-
men, als Kayser Leopold a. 1615 den 19 Martii
alle seine Reiche und Länder dem heiligen Joseph,
Christi Pfleg-Vater, gewidmet, er zugleich die erste
Bitte an diesen Heiligen aus dem I. Buch Mosis
am XXX Capitul v. 1. mit den Worten: Da mihi
liberos,
Schaffe mir Kinder, gethan, dieses die
Haupt-Ursache gewesen seyn soll, warum der Kay-
ser diesem seinen erstgebohrnen Printzen den Nah-
men Joseph vornemlich beylegen lassen, als welcher
sonst, so wohl in den Oesterreichischen als andern
Durchlauchtigen Häusern, nicht so gar öffters ge-
brauchet worden. S. Leben des Kaysers Leopol-
di p.
293.

§. 31. Aus der Historie ist bekandt, daß manche
Nahmen diesem oder jenem Königlichen oder Fürst-
lichen Hause fatal oder glücklich gewesen. Also
fürchten sich die Könige in Franckreich vor den
Nahmen Henrich, weil alle Französische Könige,
so diesen Nahmen geführet, keines natürlichen To-
des gestorben. S. M. Stenders Dissertation de
nomine Henrici Regibus Galliae infausto.
Hin-
gegen ist eine bekandte und gewisse Anmerckung der
Scribenten, daß der Nahme Friedrich dem Durch-

lauch-

Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.
des erſten Nahmens zu bedienen, als welches der
Haupt-Nahme iſt.

§. 30. Manchmahl giebt ein beſonderer Umſtand
Gelegenheit, daß die Hoch-Fuͤrſtlichen Eltern ih-
rem Kinde einen gewiſſen Nahmen zulegen, der
ſonſt in der Hoch-Fuͤrſtlichen Familie gantz und
gar nicht gewoͤhnlich iſt. Man hat wahrgenom-
men, als Kayſer Leopold a. 1615 den 19 Martii
alle ſeine Reiche und Laͤnder dem heiligen Joſeph,
Chriſti Pfleg-Vater, gewidmet, er zugleich die erſte
Bitte an dieſen Heiligen aus dem I. Buch Moſis
am XXX Capitul v. 1. mit den Worten: Da mihi
liberos,
Schaffe mir Kinder, gethan, dieſes die
Haupt-Urſache geweſen ſeyn ſoll, warum der Kay-
ſer dieſem ſeinen erſtgebohrnen Printzen den Nah-
men Joſeph vornemlich beylegen laſſen, als welcher
ſonſt, ſo wohl in den Oeſterreichiſchen als andern
Durchlauchtigen Haͤuſern, nicht ſo gar oͤffters ge-
brauchet worden. S. Leben des Kayſers Leopol-
di p.
293.

§. 31. Aus der Hiſtorie iſt bekandt, daß manche
Nahmen dieſem oder jenem Koͤniglichen oder Fuͤrſt-
lichen Hauſe fatal oder gluͤcklich geweſen. Alſo
fuͤrchten ſich die Koͤnige in Franckreich vor den
Nahmen Henrich, weil alle Franzoͤſiſche Koͤnige,
ſo dieſen Nahmen gefuͤhret, keines natuͤrlichen To-
des geſtorben. S. M. Stenders Diſſertation de
nomine Henrici Regibus Galliæ infauſto.
Hin-
gegen iſt eine bekandte und gewiſſe Anmerckung der
Scribenten, daß der Nahme Friedrich dem Durch-

lauch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0211" n="187"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Geburth u. Tauffe Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Kinder.</hi></fw><lb/>
des er&#x017F;ten Nahmens zu bedienen, als welches der<lb/>
Haupt-Nahme i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>§. 30. Manchmahl giebt ein be&#x017F;onderer Um&#x017F;tand<lb/>
Gelegenheit, daß die Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Eltern ih-<lb/>
rem Kinde einen gewi&#x017F;&#x017F;en Nahmen zulegen, der<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t in der Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">Familie</hi> gantz und<lb/>
gar nicht gewo&#x0364;hnlich i&#x017F;t. Man hat wahrgenom-<lb/>
men, als Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Leopold a.</hi> 1615 den 19 <hi rendition="#aq">Martii</hi><lb/>
alle &#x017F;eine Reiche und La&#x0364;nder dem heiligen Jo&#x017F;eph,<lb/>
Chri&#x017F;ti Pfleg-Vater, gewidmet, er zugleich die er&#x017F;te<lb/>
Bitte an die&#x017F;en Heiligen aus dem <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch Mo&#x017F;is<lb/>
am <hi rendition="#aq">XXX</hi> Capitul <hi rendition="#aq">v.</hi> 1. mit den Worten: <hi rendition="#aq">Da mihi<lb/>
liberos,</hi> Schaffe mir Kinder, gethan, die&#x017F;es die<lb/>
Haupt-Ur&#x017F;ache gewe&#x017F;en &#x017F;eyn &#x017F;oll, warum der Kay-<lb/>
&#x017F;er die&#x017F;em &#x017F;einen er&#x017F;tgebohrnen Printzen den Nah-<lb/>
men Jo&#x017F;eph vornemlich beylegen la&#x017F;&#x017F;en, als welcher<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t, &#x017F;o wohl in den Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen als andern<lb/>
Durchlauchtigen Ha&#x0364;u&#x017F;ern, nicht &#x017F;o gar o&#x0364;ffters ge-<lb/>
brauchet worden. S. Leben des Kay&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Leopol-<lb/>
di p.</hi> 293.</p><lb/>
          <p>§. 31. Aus der Hi&#x017F;torie i&#x017F;t bekandt, daß manche<lb/>
Nahmen die&#x017F;em oder jenem Ko&#x0364;niglichen oder Fu&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
lichen Hau&#x017F;e <hi rendition="#aq">fatal</hi> oder glu&#x0364;cklich gewe&#x017F;en. Al&#x017F;o<lb/>
fu&#x0364;rchten &#x017F;ich die Ko&#x0364;nige in Franckreich vor den<lb/>
Nahmen Henrich, weil alle Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Ko&#x0364;nige,<lb/>
&#x017F;o die&#x017F;en Nahmen gefu&#x0364;hret, keines natu&#x0364;rlichen To-<lb/>
des ge&#x017F;torben. S. <hi rendition="#aq">M.</hi> Stenders <hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ertation de<lb/>
nomine Henrici Regibus Galliæ infau&#x017F;to.</hi> Hin-<lb/>
gegen i&#x017F;t eine bekandte und gewi&#x017F;&#x017F;e Anmerckung der<lb/>
Scribenten, daß der Nahme Friedrich dem Durch-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lauch-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0211] Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder. des erſten Nahmens zu bedienen, als welches der Haupt-Nahme iſt. §. 30. Manchmahl giebt ein beſonderer Umſtand Gelegenheit, daß die Hoch-Fuͤrſtlichen Eltern ih- rem Kinde einen gewiſſen Nahmen zulegen, der ſonſt in der Hoch-Fuͤrſtlichen Familie gantz und gar nicht gewoͤhnlich iſt. Man hat wahrgenom- men, als Kayſer Leopold a. 1615 den 19 Martii alle ſeine Reiche und Laͤnder dem heiligen Joſeph, Chriſti Pfleg-Vater, gewidmet, er zugleich die erſte Bitte an dieſen Heiligen aus dem I. Buch Moſis am XXX Capitul v. 1. mit den Worten: Da mihi liberos, Schaffe mir Kinder, gethan, dieſes die Haupt-Urſache geweſen ſeyn ſoll, warum der Kay- ſer dieſem ſeinen erſtgebohrnen Printzen den Nah- men Joſeph vornemlich beylegen laſſen, als welcher ſonſt, ſo wohl in den Oeſterreichiſchen als andern Durchlauchtigen Haͤuſern, nicht ſo gar oͤffters ge- brauchet worden. S. Leben des Kayſers Leopol- di p. 293. §. 31. Aus der Hiſtorie iſt bekandt, daß manche Nahmen dieſem oder jenem Koͤniglichen oder Fuͤrſt- lichen Hauſe fatal oder gluͤcklich geweſen. Alſo fuͤrchten ſich die Koͤnige in Franckreich vor den Nahmen Henrich, weil alle Franzoͤſiſche Koͤnige, ſo dieſen Nahmen gefuͤhret, keines natuͤrlichen To- des geſtorben. S. M. Stenders Diſſertation de nomine Henrici Regibus Galliæ infauſto. Hin- gegen iſt eine bekandte und gewiſſe Anmerckung der Scribenten, daß der Nahme Friedrich dem Durch- lauch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/211
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/211>, abgerufen am 25.11.2024.