Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. X. Capitul.
verstossenen Gemahlinnen Schutz und Sicherheit,
und lassen dieses gantze Werck in den höchsten Ge-
richten des heiligen Römischen Reichs, und auch
sonst Reichs-Constitutions-mäßig tractiren.

§. 52. Manche Regenten werden von dem Rö-
misch-Catholischen Clero aufgebracht, daß sie an-
fangen, einen Haß gegen ihre rechte Gemahlin, die
etwan der Protestirenden Religion zugethan, zu
werffen/ und sich hingegen an eine andere, die der
Römischen Kirche beypflichtet, zu hängen. Also
meldet sich der Pfaltz-Grafe zu Zweybrücken, Gu-
stav Samuel, anno
1723 mit einem weitläufftigen
Schreiben bey Römischer Kayserlicher Majestät,
daß er nothwendig seine rechte Gemahlin verlassen
müste, weil ihm sein Gewissen sagte, keine Lutheri-
sche, die auf ihre Religion so beständig erpicht wäre,
länger um sich zu dulden. Da nun der Bischoff
von Metz, aus Päbstlicher Dispensation, diese
Scheidung vorgenommen, als zweifelte er nicht, es
würden Jhro Kayserliche Majestät seine gute In-
tention
und gottseeliges Procedere gleichfalls al-
lergnädigst vor genehm halten, und dieses um so
vielmehr, da er nunmehro die Resolution gefaßt,
eine Catholische, ob schon seinem Stand ungleiche
Person, mit welcher erverhoffte geruhiger zu leben,
zu heyrathen, damit seine Gemahlin nicht dereinst
sagen solte, als wenn er aus einer andern eiteln Ab-
sicht sich eine Princeßin von einem Fürstl. Hause
beygelegt hätte. S. Einleitung zur neuesten Hi-
storie der Welt, p. 530. Was nun in dieser Sa-

che

I. Theil. X. Capitul.
verſtoſſenen Gemahlinnen Schutz und Sicherheit,
und laſſen dieſes gantze Werck in den hoͤchſten Ge-
richten des heiligen Roͤmiſchen Reichs, und auch
ſonſt Reichs-Conſtitutions-maͤßig tractiren.

§. 52. Manche Regenten werden von dem Roͤ-
miſch-Catholiſchen Clero aufgebracht, daß ſie an-
fangen, einen Haß gegen ihre rechte Gemahlin, die
etwan der Proteſtirenden Religion zugethan, zu
werffen/ und ſich hingegen an eine andere, die der
Roͤmiſchen Kirche beypflichtet, zu haͤngen. Alſo
meldet ſich der Pfaltz-Grafe zu Zweybruͤcken, Gu-
ſtav Samuel, anno
1723 mit einem weitlaͤufftigen
Schreiben bey Roͤmiſcher Kayſerlicher Majeſtaͤt,
daß er nothwendig ſeine rechte Gemahlin verlaſſen
muͤſte, weil ihm ſein Gewiſſen ſagte, keine Lutheri-
ſche, die auf ihre Religion ſo beſtaͤndig erpicht waͤre,
laͤnger um ſich zu dulden. Da nun der Biſchoff
von Metz, aus Paͤbſtlicher Diſpenſation, dieſe
Scheidung vorgenommen, als zweifelte er nicht, es
wuͤrden Jhro Kayſerliche Majeſtaͤt ſeine gute In-
tention
und gottſeeliges Procedere gleichfalls al-
lergnaͤdigſt vor genehm halten, und dieſes um ſo
vielmehr, da er nunmehro die Reſolution gefaßt,
eine Catholiſche, ob ſchon ſeinem Stand ungleiche
Perſon, mit welcher erverhoffte geruhiger zu leben,
zu heyrathen, damit ſeine Gemahlin nicht dereinſt
ſagen ſolte, als wenn er aus einer andern eiteln Ab-
ſicht ſich eine Princeßin von einem Fuͤrſtl. Hauſe
beygelegt haͤtte. S. Einleitung zur neueſten Hi-
ſtorie der Welt, p. 530. Was nun in dieſer Sa-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0188" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">X.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Gemahlinnen Schutz und Sicherheit,<lb/>
und la&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es gantze Werck in den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ge-<lb/>
richten des heiligen Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reichs, und auch<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t Reichs-<hi rendition="#aq">Con&#x017F;titutions-</hi>ma&#x0364;ßig <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren.</p><lb/>
          <p>§. 52. Manche Regenten werden von dem Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Clero</hi> aufgebracht, daß &#x017F;ie an-<lb/>
fangen, einen Haß gegen ihre rechte Gemahlin, die<lb/>
etwan der <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;ti</hi>renden Religion zugethan, zu<lb/>
werffen/ und &#x017F;ich hingegen an eine andere, die der<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kirche beypflichtet, zu ha&#x0364;ngen. Al&#x017F;o<lb/>
meldet &#x017F;ich der Pfaltz-Grafe zu Zweybru&#x0364;cken, <hi rendition="#aq">Gu-<lb/>
&#x017F;tav Samuel, anno</hi> 1723 mit einem weitla&#x0364;ufftigen<lb/>
Schreiben bey Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Kay&#x017F;erlicher Maje&#x017F;ta&#x0364;t,<lb/>
daß er nothwendig &#x017F;eine rechte Gemahlin verla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te, weil ihm &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;agte, keine Lutheri-<lb/>
&#x017F;che, die auf ihre Religion &#x017F;o be&#x017F;ta&#x0364;ndig erpicht wa&#x0364;re,<lb/>
la&#x0364;nger um &#x017F;ich zu dulden. Da nun der Bi&#x017F;choff<lb/>
von Metz, aus Pa&#x0364;b&#x017F;tlicher <hi rendition="#aq">Di&#x017F;pen&#x017F;ation,</hi> die&#x017F;e<lb/>
Scheidung vorgenommen, als zweifelte er nicht, es<lb/>
wu&#x0364;rden Jhro Kay&#x017F;erliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;eine gute <hi rendition="#aq">In-<lb/>
tention</hi> und gott&#x017F;eeliges <hi rendition="#aq">Procedere</hi> gleichfalls al-<lb/>
lergna&#x0364;dig&#x017F;t vor genehm halten, und die&#x017F;es um &#x017F;o<lb/>
vielmehr, da er nunmehro die <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution</hi> gefaßt,<lb/>
eine Catholi&#x017F;che, ob &#x017F;chon &#x017F;einem Stand ungleiche<lb/>
Per&#x017F;on, mit welcher erverhoffte geruhiger zu leben,<lb/>
zu heyrathen, damit &#x017F;eine Gemahlin nicht derein&#x017F;t<lb/>
&#x017F;agen &#x017F;olte, als wenn er aus einer andern eiteln Ab-<lb/>
&#x017F;icht &#x017F;ich eine Princeßin von einem Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Hau&#x017F;e<lb/>
beygelegt ha&#x0364;tte. S. Einleitung zur neue&#x017F;ten Hi-<lb/>
&#x017F;torie der Welt, <hi rendition="#aq">p.</hi> 530. Was nun in die&#x017F;er Sa-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0188] I. Theil. X. Capitul. verſtoſſenen Gemahlinnen Schutz und Sicherheit, und laſſen dieſes gantze Werck in den hoͤchſten Ge- richten des heiligen Roͤmiſchen Reichs, und auch ſonſt Reichs-Conſtitutions-maͤßig tractiren. §. 52. Manche Regenten werden von dem Roͤ- miſch-Catholiſchen Clero aufgebracht, daß ſie an- fangen, einen Haß gegen ihre rechte Gemahlin, die etwan der Proteſtirenden Religion zugethan, zu werffen/ und ſich hingegen an eine andere, die der Roͤmiſchen Kirche beypflichtet, zu haͤngen. Alſo meldet ſich der Pfaltz-Grafe zu Zweybruͤcken, Gu- ſtav Samuel, anno 1723 mit einem weitlaͤufftigen Schreiben bey Roͤmiſcher Kayſerlicher Majeſtaͤt, daß er nothwendig ſeine rechte Gemahlin verlaſſen muͤſte, weil ihm ſein Gewiſſen ſagte, keine Lutheri- ſche, die auf ihre Religion ſo beſtaͤndig erpicht waͤre, laͤnger um ſich zu dulden. Da nun der Biſchoff von Metz, aus Paͤbſtlicher Diſpenſation, dieſe Scheidung vorgenommen, als zweifelte er nicht, es wuͤrden Jhro Kayſerliche Majeſtaͤt ſeine gute In- tention und gottſeeliges Procedere gleichfalls al- lergnaͤdigſt vor genehm halten, und dieſes um ſo vielmehr, da er nunmehro die Reſolution gefaßt, eine Catholiſche, ob ſchon ſeinem Stand ungleiche Perſon, mit welcher erverhoffte geruhiger zu leben, zu heyrathen, damit ſeine Gemahlin nicht dereinſt ſagen ſolte, als wenn er aus einer andern eiteln Ab- ſicht ſich eine Princeßin von einem Fuͤrſtl. Hauſe beygelegt haͤtte. S. Einleitung zur neueſten Hi- ſtorie der Welt, p. 530. Was nun in dieſer Sa- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/188
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/188>, abgerufen am 22.11.2024.