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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Fürstlichen Vermählungen.
ser allerdemüthigst, daß er doch Sein allerhöchstes
Kayserliches Richter-Amt hierinnen interponiren
möchte. Sie kommen auch zu gleicher Zeit bey
dem Reichs-Convent ein, und ersuchen die sämt-
lichen Stände des heiligen Römischen Reichs, daß
sie dieselben, in puncto der von ihrem Herrn Ge-
mahl wiederrechtlich praetendirten Ehescheidung,
sie bey ihrer gerechten Sache nachdrücklich zu schü-
tzen, geruhen möchten. Wer einige Nachricht ver-
langet, zu erkennen, wie eine Concubine vermö-
gend sey, das Hertz eines klugen und weisen Regen-
ten von seiner rechten Gemahlin ab, und an sich zu
ziehen, und hiedurch die unglückseelige Gemahlin in
die äusserste Wehmuth und Betrübniß zu setzen-
darff nur dasjenige Schreiben lesen, welches Frau
Charlotta, Chur-Fürstin und Pfaltz-Gräfin bey
Rhein, an Kayser Leopoldum abgehen lassen, daß
Derselbe allergnädigst geruhen möchte, die von
dero Herrn Gemahl Chur-Fürst Carl Ludwig zu
Pfaltz, mit ihr vorgenommens Chescheidung zu
hintertreiben, und sie beyderseits durch seine hohe
Kayserliche Interposition zu reconciliiren.

§. 51. Die Römische Kayserliche Majestät wen-
den sodann alle nur ersinnliche Bemühungen an,
sie wieder mit einander auszusohnen, und die prae-
judici
rlichen Ehescheidungen zu hintertreiben. Sie
lassen erstlich nachdrückliche Handschreiben an sie
abgehen, und dehortiren sie von ihren Unterneh-
men; wollen diese nichts verfangen, so verordnen
sie Kayserliche Commissarios, sie verschaffen den

verstos-
L 2

Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤhlungen.
ſer allerdemuͤthigſt, daß er doch Sein allerhoͤchſtes
Kayſerliches Richter-Amt hierinnen interponiren
moͤchte. Sie kommen auch zu gleicher Zeit bey
dem Reichs-Convent ein, und erſuchen die ſaͤmt-
lichen Staͤnde des heiligen Roͤmiſchen Reichs, daß
ſie dieſelben, in puncto der von ihrem Herrn Ge-
mahl wiederrechtlich prætendirten Eheſcheidung,
ſie bey ihrer gerechten Sache nachdruͤcklich zu ſchuͤ-
tzen, geruhen moͤchten. Wer einige Nachricht ver-
langet, zu erkennen, wie eine Concubine vermoͤ-
gend ſey, das Hertz eines klugen und weiſen Regen-
ten von ſeiner rechten Gemahlin ab, und an ſich zu
ziehen, und hiedurch die ungluͤckſeelige Gemahlin in
die aͤuſſerſte Wehmuth und Betruͤbniß zu ſetzen-
darff nur dasjenige Schreiben leſen, welches Frau
Charlotta, Chur-Fuͤrſtin und Pfaltz-Graͤfin bey
Rhein, an Kayſer Leopoldum abgehen laſſen, daß
Derſelbe allergnaͤdigſt geruhen moͤchte, die von
dero Herrn Gemahl Chur-Fuͤrſt Carl Ludwig zu
Pfaltz, mit ihr vorgenommens Cheſcheidung zu
hintertreiben, und ſie beyderſeits durch ſeine hohe
Kayſerliche Interpoſition zu reconciliiren.

§. 51. Die Roͤmiſche Kayſerliche Majeſtaͤt wen-
den ſodann alle nur erſinnliche Bemuͤhungen an,
ſie wieder mit einander auszuſohnen, und die præ-
judici
rlichen Eheſcheidungen zu hintertreiben. Sie
laſſen erſtlich nachdruͤckliche Handſchreiben an ſie
abgehen, und dehortiren ſie von ihren Unterneh-
men; wollen dieſe nichts verfangen, ſo verordnen
ſie Kayſerliche Commiſſarios, ſie verſchaffen den

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[163/0187] Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤhlungen. ſer allerdemuͤthigſt, daß er doch Sein allerhoͤchſtes Kayſerliches Richter-Amt hierinnen interponiren moͤchte. Sie kommen auch zu gleicher Zeit bey dem Reichs-Convent ein, und erſuchen die ſaͤmt- lichen Staͤnde des heiligen Roͤmiſchen Reichs, daß ſie dieſelben, in puncto der von ihrem Herrn Ge- mahl wiederrechtlich prætendirten Eheſcheidung, ſie bey ihrer gerechten Sache nachdruͤcklich zu ſchuͤ- tzen, geruhen moͤchten. Wer einige Nachricht ver- langet, zu erkennen, wie eine Concubine vermoͤ- gend ſey, das Hertz eines klugen und weiſen Regen- ten von ſeiner rechten Gemahlin ab, und an ſich zu ziehen, und hiedurch die ungluͤckſeelige Gemahlin in die aͤuſſerſte Wehmuth und Betruͤbniß zu ſetzen- darff nur dasjenige Schreiben leſen, welches Frau Charlotta, Chur-Fuͤrſtin und Pfaltz-Graͤfin bey Rhein, an Kayſer Leopoldum abgehen laſſen, daß Derſelbe allergnaͤdigſt geruhen moͤchte, die von dero Herrn Gemahl Chur-Fuͤrſt Carl Ludwig zu Pfaltz, mit ihr vorgenommens Cheſcheidung zu hintertreiben, und ſie beyderſeits durch ſeine hohe Kayſerliche Interpoſition zu reconciliiren. §. 51. Die Roͤmiſche Kayſerliche Majeſtaͤt wen- den ſodann alle nur erſinnliche Bemuͤhungen an, ſie wieder mit einander auszuſohnen, und die præ- judicirlichen Eheſcheidungen zu hintertreiben. Sie laſſen erſtlich nachdruͤckliche Handſchreiben an ſie abgehen, und dehortiren ſie von ihren Unterneh- men; wollen dieſe nichts verfangen, ſo verordnen ſie Kayſerliche Commiſſarios, ſie verſchaffen den verſtoſ- L 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/187>, abgerufen am 24.11.2024.