ser allerdemüthigst, daß er doch Sein allerhöchstes Kayserliches Richter-Amt hierinnen interponiren möchte. Sie kommen auch zu gleicher Zeit bey dem Reichs-Convent ein, und ersuchen die sämt- lichen Stände des heiligen Römischen Reichs, daß sie dieselben, in puncto der von ihrem Herrn Ge- mahl wiederrechtlich praetendirten Ehescheidung, sie bey ihrer gerechten Sache nachdrücklich zu schü- tzen, geruhen möchten. Wer einige Nachricht ver- langet, zu erkennen, wie eine Concubine vermö- gend sey, das Hertz eines klugen und weisen Regen- ten von seiner rechten Gemahlin ab, und an sich zu ziehen, und hiedurch die unglückseelige Gemahlin in die äusserste Wehmuth und Betrübniß zu setzen- darff nur dasjenige Schreiben lesen, welches Frau Charlotta, Chur-Fürstin und Pfaltz-Gräfin bey Rhein, an Kayser Leopoldum abgehen lassen, daß Derselbe allergnädigst geruhen möchte, die von dero Herrn Gemahl Chur-Fürst Carl Ludwig zu Pfaltz, mit ihr vorgenommens Chescheidung zu hintertreiben, und sie beyderseits durch seine hohe Kayserliche Interposition zu reconciliiren.
§. 51. Die Römische Kayserliche Majestät wen- den sodann alle nur ersinnliche Bemühungen an, sie wieder mit einander auszusohnen, und die prae- judicirlichen Ehescheidungen zu hintertreiben. Sie lassen erstlich nachdrückliche Handschreiben an sie abgehen, und dehortiren sie von ihren Unterneh- men; wollen diese nichts verfangen, so verordnen sie Kayserliche Commissarios, sie verschaffen den
verstos-
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Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤhlungen.
ſer allerdemuͤthigſt, daß er doch Sein allerhoͤchſtes Kayſerliches Richter-Amt hierinnen interponiren moͤchte. Sie kommen auch zu gleicher Zeit bey dem Reichs-Convent ein, und erſuchen die ſaͤmt- lichen Staͤnde des heiligen Roͤmiſchen Reichs, daß ſie dieſelben, in puncto der von ihrem Herrn Ge- mahl wiederrechtlich prætendirten Eheſcheidung, ſie bey ihrer gerechten Sache nachdruͤcklich zu ſchuͤ- tzen, geruhen moͤchten. Wer einige Nachricht ver- langet, zu erkennen, wie eine Concubine vermoͤ- gend ſey, das Hertz eines klugen und weiſen Regen- ten von ſeiner rechten Gemahlin ab, und an ſich zu ziehen, und hiedurch die ungluͤckſeelige Gemahlin in die aͤuſſerſte Wehmuth und Betruͤbniß zu ſetzen- darff nur dasjenige Schreiben leſen, welches Frau Charlotta, Chur-Fuͤrſtin und Pfaltz-Graͤfin bey Rhein, an Kayſer Leopoldum abgehen laſſen, daß Derſelbe allergnaͤdigſt geruhen moͤchte, die von dero Herrn Gemahl Chur-Fuͤrſt Carl Ludwig zu Pfaltz, mit ihr vorgenommens Cheſcheidung zu hintertreiben, und ſie beyderſeits durch ſeine hohe Kayſerliche Interpoſition zu reconciliiren.
§. 51. Die Roͤmiſche Kayſerliche Majeſtaͤt wen- den ſodann alle nur erſinnliche Bemuͤhungen an, ſie wieder mit einander auszuſohnen, und die præ- judicirlichen Eheſcheidungen zu hintertreiben. Sie laſſen erſtlich nachdruͤckliche Handſchreiben an ſie abgehen, und dehortiren ſie von ihren Unterneh- men; wollen dieſe nichts verfangen, ſo verordnen ſie Kayſerliche Commiſſarios, ſie verſchaffen den
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Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤhlungen.
ſer allerdemuͤthigſt, daß er doch Sein allerhoͤchſtes
Kayſerliches Richter-Amt hierinnen interponiren
moͤchte. Sie kommen auch zu gleicher Zeit bey
dem Reichs-Convent ein, und erſuchen die ſaͤmt-
lichen Staͤnde des heiligen Roͤmiſchen Reichs, daß
ſie dieſelben, in puncto der von ihrem Herrn Ge-
mahl wiederrechtlich prætendirten Eheſcheidung,
ſie bey ihrer gerechten Sache nachdruͤcklich zu ſchuͤ-
tzen, geruhen moͤchten. Wer einige Nachricht ver-
langet, zu erkennen, wie eine Concubine vermoͤ-
gend ſey, das Hertz eines klugen und weiſen Regen-
ten von ſeiner rechten Gemahlin ab, und an ſich zu
ziehen, und hiedurch die ungluͤckſeelige Gemahlin in
die aͤuſſerſte Wehmuth und Betruͤbniß zu ſetzen-
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Charlotta, Chur-Fuͤrſtin und Pfaltz-Graͤfin bey
Rhein, an Kayſer Leopoldum abgehen laſſen, daß
Derſelbe allergnaͤdigſt geruhen moͤchte, die von
dero Herrn Gemahl Chur-Fuͤrſt Carl Ludwig zu
Pfaltz, mit ihr vorgenommens Cheſcheidung zu
hintertreiben, und ſie beyderſeits durch ſeine hohe
Kayſerliche Interpoſition zu reconciliiren.
§. 51. Die Roͤmiſche Kayſerliche Majeſtaͤt wen-
den ſodann alle nur erſinnliche Bemuͤhungen an,
ſie wieder mit einander auszuſohnen, und die præ-
judicirlichen Eheſcheidungen zu hintertreiben. Sie
laſſen erſtlich nachdruͤckliche Handſchreiben an ſie
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ſie Kayſerliche Commiſſarios, ſie verſchaffen den
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/187>, abgerufen am 24.11.2024.
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