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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Fürstlichen Vermählungen.
liche Jungfern, auf der Strasse voran gegangen,
und den gantzen Kirchweg, aus silbernen oder an-
dern Körbgen, mit Blumen bestreuet, welches heu-
tiges Tages manchen ziemlich spöttisch anscheinen
würde.

§. 23. Es sind auch ehedem die solennen Trau-
Predigten gewöhnlicher gewesen, als zu unsrer Zeit.
Anno 1548. den 8. Octobr. wurde Hertzog Au-
gustus
von Sachsen an die Königliche Princeßin
Annam, Königs Christiani III. zu Dännemarck
Tochter, auf dem Schloß zu Torgau, bey einer,
vom Fürsten Georgio zu Anhalt abgelegten Trau-
Predigt, auch von ihm copuliret; welche Trau-
ungs-Predigt in seinen Schrifften f. 309, und in
folgenden zu lesen. Es soll dieses insonderheit der
Königlichen Frau Mutter überaus wohl gefallen,
und sie bezeuget haben, daß dieses der prächtigste
Actus bey dem Fürstlichen Beylager gewesen, daß
die Trauung durch eine Fürstliche Person gesche-
hen.

§. 24. Etwas besonders war es, daß dem seeli-
gen D. Martin Luthero, bey der Vermählung Her-
tzog Philips zu Pommern, mit Chur-Fürstens
Johann Friedrichs zu Sachsen Schwester, Ma-
rien, die ebenfalls auf dem Schloß zu Torgau ge-
schahe, einer von den Trau-Ringen ungefehr ent-
fiel, er bewegte sich hierüber in etwas, faßte sich aber
doch bald wieder, und sagte: Hörst du Teufel, du
wirst nichts ausrichten, es gehet dich nichts an; die
beyden Verlobten seegnete er mit den Worten:

Wach-
K

Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤhlungen.
liche Jungfern, auf der Straſſe voran gegangen,
und den gantzen Kirchweg, aus ſilbernen oder an-
dern Koͤrbgen, mit Blumen beſtreuet, welches heu-
tiges Tages manchen ziemlich ſpoͤttiſch anſcheinen
wuͤrde.

§. 23. Es ſind auch ehedem die ſolennen Trau-
Predigten gewoͤhnlicher geweſen, als zu unſrer Zeit.
Anno 1548. den 8. Octobr. wurde Hertzog Au-
guſtus
von Sachſen an die Koͤnigliche Princeßin
Annam, Koͤnigs Chriſtiani III. zu Daͤnnemarck
Tochter, auf dem Schloß zu Torgau, bey einer,
vom Fuͤrſten Georgio zu Anhalt abgelegten Trau-
Predigt, auch von ihm copuliret; welche Trau-
ungs-Predigt in ſeinen Schrifften f. 309, und in
folgenden zu leſen. Es ſoll dieſes inſonderheit der
Koͤniglichen Frau Mutter uͤberaus wohl gefallen,
und ſie bezeuget haben, daß dieſes der praͤchtigſte
Actus bey dem Fuͤrſtlichen Beylager geweſen, daß
die Trauung durch eine Fuͤrſtliche Perſon geſche-
hen.

§. 24. Etwas beſonders war es, daß dem ſeeli-
gen D. Martin Luthero, bey der Vermaͤhlung Her-
tzog Philips zu Pommern, mit Chur-Fuͤrſtens
Johann Friedrichs zu Sachſen Schweſter, Ma-
rien, die ebenfalls auf dem Schloß zu Torgau ge-
ſchahe, einer von den Trau-Ringen ungefehr ent-
fiel, er bewegte ſich hieruͤber in etwas, faßte ſich aber
doch bald wieder, und ſagte: Hoͤrſt du Teufel, du
wirſt nichts ausrichten, es gehet dich nichts an; die
beyden Verlobten ſeegnete er mit den Worten:

Wach-
K
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[145/0169] Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤhlungen. liche Jungfern, auf der Straſſe voran gegangen, und den gantzen Kirchweg, aus ſilbernen oder an- dern Koͤrbgen, mit Blumen beſtreuet, welches heu- tiges Tages manchen ziemlich ſpoͤttiſch anſcheinen wuͤrde. §. 23. Es ſind auch ehedem die ſolennen Trau- Predigten gewoͤhnlicher geweſen, als zu unſrer Zeit. Anno 1548. den 8. Octobr. wurde Hertzog Au- guſtus von Sachſen an die Koͤnigliche Princeßin Annam, Koͤnigs Chriſtiani III. zu Daͤnnemarck Tochter, auf dem Schloß zu Torgau, bey einer, vom Fuͤrſten Georgio zu Anhalt abgelegten Trau- Predigt, auch von ihm copuliret; welche Trau- ungs-Predigt in ſeinen Schrifften f. 309, und in folgenden zu leſen. Es ſoll dieſes inſonderheit der Koͤniglichen Frau Mutter uͤberaus wohl gefallen, und ſie bezeuget haben, daß dieſes der praͤchtigſte Actus bey dem Fuͤrſtlichen Beylager geweſen, daß die Trauung durch eine Fuͤrſtliche Perſon geſche- hen. §. 24. Etwas beſonders war es, daß dem ſeeli- gen D. Martin Luthero, bey der Vermaͤhlung Her- tzog Philips zu Pommern, mit Chur-Fuͤrſtens Johann Friedrichs zu Sachſen Schweſter, Ma- rien, die ebenfalls auf dem Schloß zu Torgau ge- ſchahe, einer von den Trau-Ringen ungefehr ent- fiel, er bewegte ſich hieruͤber in etwas, faßte ſich aber doch bald wieder, und ſagte: Hoͤrſt du Teufel, du wirſt nichts ausrichten, es gehet dich nichts an; die beyden Verlobten ſeegnete er mit den Worten: Wach- K

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/169>, abgerufen am 22.11.2024.