Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Theil. IX. Capitul.

§. 11. Jn Jtalien ist es mehrentheils gebräuch-
lich, daß frembde durchreisende Printzen von an-
dern Fürsten, oder auch von Republiquen und
Städten, mit raren Weinen, Confituren und man-
cherley Arten frischen Obstes regaliret werden.
Und wann die Fürsten in Teutschland durch die
Reichs-Städte oder andere ansehnliche Städte
passiren, so werden sie, nach einer alten hergebrach-
ten Gewohnheit, gemeiniglich von dem Magistrat
mit dem Ehren-Wein, mit Hafer, und gewissen
raren Fischen, als Forellen u. s. w. beschenckt.

§. 12. Wenn andere Fürsten den Durchreisen-
den besondere Höflichkeit erzeigen wollen so befeh-
len sie den Gouverneurs und Commendanten der
Städte und Festungen an, daß sie Dieselben nicht
allein becomplimentiren, sondern auch bey ihrer
Ankunfft und Abreise mit Stücken salutiren müs-
sen. Es werden ihnen zu Ehren, vor ihre Quar-
tiere, in denen sie logiren, Wachen gesetzt, und die
Milice aller Orten beordert, daß sie ihnen Parade
machen, und nach Soldaten Manier diejenige ho-
neur
erzeigen müssen, die sie ihrer eigenen Herr-
schafft zu erweisen pflegen.

§. 13. Haben die durchreisenden Fürsten et-
wan unsichere Wälder oder andere schlimme Ge-
genden zu passiren, so werden einige von der Milice
oder von der Jägerey befehliget, daß sie dieselben
convoyren müssen, es wird ihnen auch wohl zu ih-
rer Ehre und Sicherheit eine eigene Escorte durch
das gantze Land mitgegeben. Die Bauern wer-

den
I. Theil. IX. Capitul.

§. 11. Jn Jtalien iſt es mehrentheils gebraͤuch-
lich, daß frembde durchreiſende Printzen von an-
dern Fuͤrſten, oder auch von Republiquen und
Staͤdten, mit raren Weinen, Confituren und man-
cherley Arten friſchen Obſtes regaliret werden.
Und wann die Fuͤrſten in Teutſchland durch die
Reichs-Staͤdte oder andere anſehnliche Staͤdte
paſſiren, ſo werden ſie, nach einer alten hergebrach-
ten Gewohnheit, gemeiniglich von dem Magiſtrat
mit dem Ehren-Wein, mit Hafer, und gewiſſen
raren Fiſchen, als Forellen u. ſ. w. beſchenckt.

§. 12. Wenn andere Fuͤrſten den Durchreiſen-
den beſondere Hoͤflichkeit erzeigen wollen ſo befeh-
len ſie den Gouverneurs und Commendanten der
Staͤdte und Feſtungen an, daß ſie Dieſelben nicht
allein becomplimentiren, ſondern auch bey ihrer
Ankunfft und Abreiſe mit Stuͤcken ſalutiren muͤſ-
ſen. Es werden ihnen zu Ehren, vor ihre Quar-
tiere, in denen ſie logiren, Wachen geſetzt, und die
Milice aller Orten beordert, daß ſie ihnen Parade
machen, und nach Soldaten Manier diejenige ho-
neur
erzeigen muͤſſen, die ſie ihrer eigenen Herr-
ſchafft zu erweiſen pflegen.

§. 13. Haben die durchreiſenden Fuͤrſten et-
wan unſichere Waͤlder oder andere ſchlimme Ge-
genden zu paſſiren, ſo werden einige von der Milice
oder von der Jaͤgerey befehliget, daß ſie dieſelben
convoyren muͤſſen, es wird ihnen auch wohl zu ih-
rer Ehre und Sicherheit eine eigene Eſcorte durch
das gantze Land mitgegeben. Die Bauern wer-

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0154" n="130"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Capitul.</hi> </fw><lb/>
          <p>§. 11. Jn Jtalien i&#x017F;t es mehrentheils gebra&#x0364;uch-<lb/>
lich, daß frembde durchrei&#x017F;ende Printzen von an-<lb/>
dern Fu&#x0364;r&#x017F;ten, oder auch von <hi rendition="#aq">Republiqu</hi>en und<lb/>
Sta&#x0364;dten, mit raren Weinen, <hi rendition="#aq">Confitur</hi>en und man-<lb/>
cherley Arten fri&#x017F;chen Ob&#x017F;tes <hi rendition="#aq">regali</hi>ret werden.<lb/>
Und wann die Fu&#x0364;r&#x017F;ten in Teut&#x017F;chland durch die<lb/>
Reichs-Sta&#x0364;dte oder andere an&#x017F;ehnliche Sta&#x0364;dte<lb/><hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;i</hi>ren, &#x017F;o werden &#x017F;ie, nach einer alten hergebrach-<lb/>
ten Gewohnheit, gemeiniglich von dem <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trat</hi><lb/>
mit dem Ehren-Wein, mit Hafer, und gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
raren Fi&#x017F;chen, als Forellen u. &#x017F;. w. be&#x017F;chenckt.</p><lb/>
          <p>§. 12. Wenn andere Fu&#x0364;r&#x017F;ten den Durchrei&#x017F;en-<lb/>
den be&#x017F;ondere Ho&#x0364;flichkeit erzeigen wollen &#x017F;o befeh-<lb/>
len &#x017F;ie den <hi rendition="#aq">Gouverneurs</hi> und <hi rendition="#aq">Commendant</hi>en der<lb/>
Sta&#x0364;dte und Fe&#x017F;tungen an, daß &#x017F;ie Die&#x017F;elben nicht<lb/>
allein becomplimentiren, &#x017F;ondern auch bey ihrer<lb/>
Ankunfft und Abrei&#x017F;e mit Stu&#x0364;cken <hi rendition="#aq">&#x017F;aluti</hi>ren mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Es werden ihnen zu Ehren, vor ihre Quar-<lb/>
tiere, in denen &#x017F;ie <hi rendition="#aq">logir</hi>en, Wachen ge&#x017F;etzt, und die<lb/><hi rendition="#aq">Milice</hi> aller Orten beordert, daß &#x017F;ie ihnen <hi rendition="#aq">Parade</hi><lb/>
machen, und nach Soldaten Manier diejenige <hi rendition="#aq">ho-<lb/>
neur</hi> erzeigen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ie ihrer eigenen Herr-<lb/>
&#x017F;chafft zu erwei&#x017F;en pflegen.</p><lb/>
          <p>§. 13. Haben die durchrei&#x017F;enden Fu&#x0364;r&#x017F;ten et-<lb/>
wan un&#x017F;ichere Wa&#x0364;lder oder andere &#x017F;chlimme Ge-<lb/>
genden zu <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;i</hi>ren, &#x017F;o werden einige von der <hi rendition="#aq">Milice</hi><lb/>
oder von der Ja&#x0364;gerey befehliget, daß &#x017F;ie die&#x017F;elben<lb/><hi rendition="#aq">convoyr</hi>en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, es wird ihnen auch wohl zu ih-<lb/>
rer Ehre und Sicherheit eine eigene <hi rendition="#aq">E&#x017F;corte</hi> durch<lb/>
das gantze Land mitgegeben. Die Bauern wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0154] I. Theil. IX. Capitul. §. 11. Jn Jtalien iſt es mehrentheils gebraͤuch- lich, daß frembde durchreiſende Printzen von an- dern Fuͤrſten, oder auch von Republiquen und Staͤdten, mit raren Weinen, Confituren und man- cherley Arten friſchen Obſtes regaliret werden. Und wann die Fuͤrſten in Teutſchland durch die Reichs-Staͤdte oder andere anſehnliche Staͤdte paſſiren, ſo werden ſie, nach einer alten hergebrach- ten Gewohnheit, gemeiniglich von dem Magiſtrat mit dem Ehren-Wein, mit Hafer, und gewiſſen raren Fiſchen, als Forellen u. ſ. w. beſchenckt. §. 12. Wenn andere Fuͤrſten den Durchreiſen- den beſondere Hoͤflichkeit erzeigen wollen ſo befeh- len ſie den Gouverneurs und Commendanten der Staͤdte und Feſtungen an, daß ſie Dieſelben nicht allein becomplimentiren, ſondern auch bey ihrer Ankunfft und Abreiſe mit Stuͤcken ſalutiren muͤſ- ſen. Es werden ihnen zu Ehren, vor ihre Quar- tiere, in denen ſie logiren, Wachen geſetzt, und die Milice aller Orten beordert, daß ſie ihnen Parade machen, und nach Soldaten Manier diejenige ho- neur erzeigen muͤſſen, die ſie ihrer eigenen Herr- ſchafft zu erweiſen pflegen. §. 13. Haben die durchreiſenden Fuͤrſten et- wan unſichere Waͤlder oder andere ſchlimme Ge- genden zu paſſiren, ſo werden einige von der Milice oder von der Jaͤgerey befehliget, daß ſie dieſelben convoyren muͤſſen, es wird ihnen auch wohl zu ih- rer Ehre und Sicherheit eine eigene Eſcorte durch das gantze Land mitgegeben. Die Bauern wer- den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/154
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/154>, abgerufen am 24.11.2024.