höchsten Häupter der Welt statten nicht allein bey ihrer Durchreise, zur Bezeugung ihrer Gnade, bey manchen Printzen und Grafen einen freundschafftl. Besuch ab, sondern kehren auch wohl nur bey man- chen von Adel ein, um ihr Mittags-Mahl bey ihm einzunehmen, oder ihr Nacht-Lager in seinem Hau- se zu halten. Bey ihrer Abreise, pflegen sie gemei- niglich diejenigen, so sie bewirthet, auf das reichlich- ste zu beschencken.
§. 7. Die Römisch-Catholischen Fürsten pfle- gen auf ihren Reisen gerne in den Klöstern einzu- kehren, und so wohl die Marien-Bilder, als auch andere Heiligen, vor die sie etwan eine besondere Veneration haben, oder denen sie ein Gelübde ge- than, mit Gold, Silber und Kleinodien zu regali- ren, und wo sie selbst nicht zu dieser Freygebigkeit geneigt wären, so wissen die Herren Patres, inson- derheit aber die Jesuiten sie mit trefflichen Floscu- lis der Beredtsamkeit und kräfftigen Argumenten hiezu zu animiren.
§. 8. Gleichwie sie gemeiniglich auf Reisen in vielen Stücken ihren Fürstlichen Splendeur ein we- nig renunciren, also lassen sie viel leichter, als biß- weilen in ihrem eigenen Lande, manche Fremde, in- sonderheit aber die Cavaliers und Dames, zum Hand-Kuß.
§. 9. Bißweilen reisen sie andern Fürstlichen Residentzen so weit aus dem Wege als sie können, wo entweder ihre Reise sehr pressant ist, und sie daselbst einigen Aufhalt vermuthen, oder wo sie
wegen
I. Theil. IX. Capitul.
hoͤchſten Haͤupter der Welt ſtatten nicht allein bey ihrer Durchreiſe, zur Bezeugung ihrer Gnade, bey manchen Printzen und Grafen einen freundſchafftl. Beſuch ab, ſondern kehren auch wohl nur bey man- chen von Adel ein, um ihr Mittags-Mahl bey ihm einzunehmen, oder ihr Nacht-Lager in ſeinem Hau- ſe zu halten. Bey ihrer Abreiſe, pflegen ſie gemei- niglich diejenigen, ſo ſie bewirthet, auf das reichlich- ſte zu beſchencken.
§. 7. Die Roͤmiſch-Catholiſchen Fuͤrſten pfle- gen auf ihren Reiſen gerne in den Kloͤſtern einzu- kehren, und ſo wohl die Marien-Bilder, als auch andere Heiligen, vor die ſie etwan eine beſondere Veneration haben, oder denen ſie ein Geluͤbde ge- than, mit Gold, Silber und Kleinodien zu regali- ren, und wo ſie ſelbſt nicht zu dieſer Freygebigkeit geneigt waͤren, ſo wiſſen die Herren Patres, inſon- derheit aber die Jeſuiten ſie mit trefflichen Floſcu- lis der Beredtſamkeit und kraͤfftigen Argumenten hiezu zu animiren.
§. 8. Gleichwie ſie gemeiniglich auf Reiſen in vielen Stuͤcken ihren Fuͤrſtlichen Splendeur ein we- nig renunciren, alſo laſſen ſie viel leichter, als biß- weilen in ihrem eigenen Lande, manche Fremde, in- ſonderheit aber die Cavaliers und Dames, zum Hand-Kuß.
§. 9. Bißweilen reiſen ſie andern Fuͤrſtlichen Reſidentzen ſo weit aus dem Wege als ſie koͤnnen, wo entweder ihre Reiſe ſehr preſſant iſt, und ſie daſelbſt einigen Aufhalt vermuthen, oder wo ſie
wegen
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I. Theil. IX. Capitul.
hoͤchſten Haͤupter der Welt ſtatten nicht allein bey
ihrer Durchreiſe, zur Bezeugung ihrer Gnade, bey
manchen Printzen und Grafen einen freundſchafftl.
Beſuch ab, ſondern kehren auch wohl nur bey man-
chen von Adel ein, um ihr Mittags-Mahl bey ihm
einzunehmen, oder ihr Nacht-Lager in ſeinem Hau-
ſe zu halten. Bey ihrer Abreiſe, pflegen ſie gemei-
niglich diejenigen, ſo ſie bewirthet, auf das reichlich-
ſte zu beſchencken.
§. 7. Die Roͤmiſch-Catholiſchen Fuͤrſten pfle-
gen auf ihren Reiſen gerne in den Kloͤſtern einzu-
kehren, und ſo wohl die Marien-Bilder, als auch
andere Heiligen, vor die ſie etwan eine beſondere
Veneration haben, oder denen ſie ein Geluͤbde ge-
than, mit Gold, Silber und Kleinodien zu regali-
ren, und wo ſie ſelbſt nicht zu dieſer Freygebigkeit
geneigt waͤren, ſo wiſſen die Herren Patres, inſon-
derheit aber die Jeſuiten ſie mit trefflichen Floſcu-
lis der Beredtſamkeit und kraͤfftigen Argumenten
hiezu zu animiren.
§. 8. Gleichwie ſie gemeiniglich auf Reiſen in
vielen Stuͤcken ihren Fuͤrſtlichen Splendeur ein we-
nig renunciren, alſo laſſen ſie viel leichter, als biß-
weilen in ihrem eigenen Lande, manche Fremde, in-
ſonderheit aber die Cavaliers und Dames, zum
Hand-Kuß.
§. 9. Bißweilen reiſen ſie andern Fuͤrſtlichen
Reſidentzen ſo weit aus dem Wege als ſie koͤnnen,
wo entweder ihre Reiſe ſehr preſſant iſt, und ſie
daſelbſt einigen Aufhalt vermuthen, oder wo ſie
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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